Berufsvereinigung von Komponisten, Musikern, Musikwissenschaftlern und
Musikpädagogen in der DDR-Zeit. Der Arbeitskreis sorbischer Musikschaffender
(obersorb. Koło serbskich hudźbnikow) wurde am 26.10.1957 auf
Initiative der Domowina nach dem
Vorbild der z. T. weit früher entstandenen Vereinigungen bildender Künstler und
Schriftstellervereinigungen gegründet. 1972 erhielt er den Status eines
Bezirksverbands im Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR
(VKM, gegründet 1951), 1982 wurde er als Mitglied in den Musikrat der DDR
aufgenommen.
Sorbische Chorleiter und Dirigenten vor dem Kocor-Denkmal in
Berge, 1934; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Der Arbeitskreis wurde teils durch den VKM, teils durch das Ministerium für
Kultur finanziert. Er fungierte als Beratungsorgan in kulturpolitischen und
künstlerischen Angelegenheiten und konnte Entscheidungen im Bereich der
sorbischen Musikkultur beeinflussen. Ihm gehörten anfangs 13 Komponisten und
Musikerzieher an. Den ersten Vorstand bildeten Jurij Winar als Vorsitzender, Jan
Bulank, Helmut Fritsche
und Jan Rawp. Letzterer formulierte
als Sekretär die primären Aufgaben: Studium und wissenschaftliche Erforschung
der Volksmusik sowie der Musikgeschichte der Sorben, Diskussion praktischer und
theoretischer Fragen des zeitgenössischen Musikschaffens sowie Anregung neuer
musikalischer Werke. Die Aktivitäten des Arbeitskreises waren von Beginn an auch
auf die sorbische Musikpraxis ausgerichtet. Einzelne Mitglieder wirkten als
Verfasser, Herausgeber oder Gutachter von Lehr- und Liederbüchern, Chormaterial,
Noten oder Schallplatten. Besonders Rawp, später selbst langjähriger
Vorsitzender, bemühte sich um die Erschließung des sorbischen Musikerbes für
eine breite Öffentlichkeit.
Die Komponisten Jan Rawp, Detlef Kobjela und Jan Bulank (v. l.)
am Grab von Lubina Holanec-Rawpowa, 1984; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen
Institut
Der Arbeitskreis trug Mitverantwortung für die Organisation eines eigenständigen sorbischen
Musiklebens. Mitgliedsbeiträge wurden nicht erhoben. Veranstaltet wurden
Rundfunk- und Porträtkonzerte, Kammermusikreihen, Fachtagungen sowie spezielle
Programme bei Ereignissen wie den Tagen sorbischer Musik (1979, 1982, 1986) oder
den sieben Festivals der sorbischen Kultur (→ Sorbische Volkstreffen).
Editionsvorhaben oder die Förderung junger Talente u. a. durch staatliche
Aufträge erfolgten häufig nach ideologischen bzw. kulturpolitischen Kriterien.
Als Zeichen der Loyalität zum Staat komponierten Mitglieder Arbeiter- und
Massenlieder, Hymnen auf die Republik oder Lieder auf die Befreiungsbewegung
(etwa in Mittel- und Südamerika). Sorbische Kirchenmusik wurde kaum gefördert (→ Musik). Allerdings kam es 1966, anlässlich des 1. Festivals sorbischen
Kultur, zur Uraufführung der „Missa solemnis“ von Bjarnat Krawc-Schneider. In den 1970er und 1980er Jahren führte
der Arbeitskreis seine vielfältigen Initiativen fort, mit denen er die neue
sorbische Musikkultur national und international zu propagieren und zu
etablieren suchte. Der letzte Vorstand beschloss 1991 den Beitritt der
Komponistenvereinigung zum Sorbischen Künstlerbund e. V.
Vorsitzende: Jurij Winar (1957–1960), Dr. Jan Rawp (1960–1966 und 1972–1980),
Jan Pawoł Nagel (1966–1972), Jan
Bulank (1980–1990), letzter Vorstand Měrko
Šołta-Scholze, Marka
Cyžowa, Juro Mětšk
(1990/91).
Lit.: D. Kobjela: 20 Jahre Arbeitskreis sorbischer Musikschaffender, in: Musik
und Gesellschaft (1977) 10.