„Nowolětka“ (Neujährchen) aus Sollschwitz; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Als Geburtsfest Christi wird Weihnachten – neben Ostern und Pfingsten eines der
Hauptfeste der christlichen Kirchen – seit dem 4. Jh. gefeiert. Die vier
Adventssonntage gelten als Vorbereitungszeit auf Weihnachten, die reich an
Bescherung durch den „rumpodich“ (Knecht Ruprecht) in Zerna, 1960; Fotograf: Pawoł Rota
Bis Ende des 17. Jh. existieren kaum Berichte über den Weihnachtsfestkreis bei
den Sorben. Quellen geben lediglich Auskunft, dass man am Neujahrs- und
Dreikönigstag (1. und 6. Januar) verschiedene Tierformen aus Teig – Neujährchen
(obersorb., niedersorb.
Als älteste Bräuche im Advent werden nächtliche Lärmumzüge vermummter Gestalten vermutet, die wohl erst im 18. Jh. einen Bezug zum Weihnachtsfest annahmen. Aus diesen Vermummten wurden die Gabenbringer der Adventszeit (Christkind, Nikolaus oder Ruprecht), an deren Stelle Ende des 19. Jh. der Weihnachtsmann trat. Erst mit der Vielfalt von Liturgischem und Außerliturgischem (Krippen-, Weihnachtsspiele u. a.) gewannen diese Traditionen allmählich ihren christlich-weihnachtlichen Charakter.
Bescherung durch das „dźěćatko“ (Schleifer Christkind), um 1950; Fotograf: Kurt Heine, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Die meisten (Geister-)Umzüge oder Heischebräuche im Advent deuten auf
vorchristliche Wurzeln hin. Noch im 18. Jh. wurde in der
„Borborka“; Fotograf: Jürgen Matschie
Bis in die 2. Hälfte des 20. Jh. suchte man um Heiligabend bzw. während der Zwölfnächte durch verschiedene Verrichtungen oder Unterlassungen Glück, Gesundheit und Fruchtbarkeit für Haus und Hof zu erlangen. Viele erinnern sich noch, dass man neun (anderswo zwölf) verschiedene Stollen gekostet haben musste. Zwischen Weihnachten und Neujahr durfte keine Wäsche gewaschen, keine laute Arbeit getan und nichts verborgt werden; zu Heiligabend „lud“ man Obstbäume zum Mittagessen und dergleichen. Auch wenn das Zauber- und Orakelwesen weitgehend aufgegeben wurde, ist es im Bewusstsein der Bevölkerung weiter präsent. Vereinzelt werden heute am Barbaratag (4. Dezember) Kirschzweige geschnitten, damit sie am Heiligabend blühen, was Glück, Liebe oder Fruchtbarkeit verhieß.
Um 1800 stand im Mittelpunkt der kargen Hausfeier zu Heiligabend die Vesper,
obersorb.
„Janšojski bog“ (Jänschwalder Christkind); Nowy Casnik
Eine erste vorweihnachtliche Bescherung wurde um 1840 beschrieben: Das
Christkind, ein in regionale Festtagstracht gekleidetes und mit weißem Schleier
verhülltes Mädchen, hält in der einen Hand eine Rute mit Klingel, in der anderen
ein weißes Tuch. Darin birgt es die Äpfel und Nüsse, die es vom Hausherrn zuvor
heimlich erhielt. Feierlich tritt es in die Stube und fragt: „Sind gute Kinder
da?“ Diese werden aufgefordert, einige Sprüche oder Verse aufzusagen. Wer dabei
stockt oder nichts zu sagen weiß, bekommt leichte Schläge; wer seine Sache gut
macht, wird gelobt und beschenkt. Das Christkind (
In einigen Regionen der Niederlausitz, so in Jänschwalde, ging das Christkind
noch bis 1970 von Haus zu Haus. Als die Spinnstubengemeinschaften nach 1945 auch
in der Schleifer Region verschwanden (→
Drehbaum im Wendischen Museum in Cottbus
Bis ins 19. Jh. stand im sorbischen Bauernhaus meist die Weihnachtspyramide auf
dem Tisch, d. h. ein Holzgestell, auf dem drei oder vier verschieden große, mit
Kerzen besetzte und buntem Papier beklebte, mit Blumen, vergoldeten Nüssen u. Ä.
geschmückte Kränze übereinander angebracht waren. Als sich der Weihnachtsbaum
durchzusetzen begann, vervollkommnete man im
Zum Jahreswechsel sind außer einigen Formen von Abwehr- und Glückszauber nur wenige Traditionen bekannt. Evangelische Sorben gingen am Altjahrsabend, Katholiken am Neujahrstag in die Kirche. Erst seit den 1950er Jahren wurde das neue Jahr mit Feuerwerk begrüßt, später kamen auch in den Dörfern Silvesterfeiern hinzu. In den katholischen Gemeinden geht in den Wochen nach Neujahr der Pfarrer zur Häuserweihe.
Am Dreikönigstag (6. Januar) fand in der Niederlausitz die jährliche
Gemeindeversammlung,
Lit.: M. Walde: Sorbische Weihnacht, Bautzen 1994.
Metadata
Nałožki wokoło swjedźenja narodźenja Chrystusa 25.12. w adwentskim a hodownym času. Pola Serbow su so wšelake lokalne tradicije zdźerželi.
Nałožki wokoło swjedźenja narodźenja Chrystusa 25.12. w adwentskim a hodownym času. Pola Serbow su so wšelake lokalne tradicije zdźerželi.