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Sorbisches Kultur­lexikon DIGITAL

Was war das Wendenregiment? Seit wann gibt es Bücher und Verlage mit sorbischer Literatur? Wann entstand der Mythos um den sorbischen Zauberer Krabat? Worin liegen die Besonderheiten der Ober- und der Niederlausitz, der ober- und der niedersorbischen Sprache? Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem Braunkohlenbergbau? – Lexika und Enzyklopädien dienen der schnellen Information über Daten und Namen, Fakten und Zahlen. Für die sorbische Kultur und Geschichte liegt seit 2014 ein solches populäres Hilfsmittel, das „Sorbische Kulturlexikon“ vor, das den aktuellen Wissensstand zum Leben der Lausitzer Sorben systematisch darstellt.

Das Lexikon, ein Projekt des Sorbischen Instituts (erschienen im Domowina-Verlag Bautzen), bietet das in vielen Veröffentlichungen verstreute Wissen über die alteingesessene Minderheit in beiden Lausitzen. In mehr als 200 Sachartikeln gewährt es Einblick in den heutigen Forschungsstand gleich mehrerer geisteswissenschaftlicher Disziplinen. Neben den Mitarbeitern des Sorbischen Instituts waren zahlreiche auswärtige Autoren an der Arbeit beteiligt. Die Forschungen und Publikationen zum Thema haben seit der Epoche der Aufklärung, besonders aber im frühen 19. Jahrhundert ständig zugenommen. Heute bestehen gesicherte Erkenntnisse auf vielen Gebieten der sorbischen Geschichte, Sprache, Literatur oder Volkskunde. Das Lexikon wendet sich vor allem an die interessierte deutschsprachige Öffentlichkeit. Von „Alphabet“ bis „Zweisprachigkeit“ liefert es die wesentlichen Ergebnisse sorabistischer Forschung aus dem In- und Ausland.

Mit der digitalen Version soll der Kreis der Rezipienten erweitert werde. Jedes Stichwort im alphabetisch geordnetem Nachschlagewerk beginnt mit einer Definition und bietet danach eine anschauliche Beschreibung des jeweiligen Gegenstands. Biografische und geografische Informationen zu Land und Leuten werden im Kontext der Themen vermittelt. Die Texte der Druckversion wurden gegebenenfalls geringfügig bearbeitet, u. a. wurden Sachfehler beseitigt sowie die Fachliteratur aktualisiert. Aus rechtlichen Gründen können in der digitalen Präsentation nicht alle Illustrationen aus der Druckversion übernommen werden, stattdessen stehen Alternativen aus dem Fotoarchiv des Sorbischen Kulturarchivs zur Verfügung.

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Östliche Lausitz
Jaworski, Tomasz

Östlich der Neiße gelegener, seit 1945 zu Polen gehörender Teil der Ober- und Niederlausitz, für den sich in der neueren Literatur der Begriff Östliche Lausitz (poln. Łużyce Wschodnie) etabliert hat.

Alphabet
Kaulfürst, Fabian; Pohončowa, Anja

Konventionelle Reihenfolge der Schriftzeichen einer Sprache, hier im Ober- bzw. Niedersorbischen.

Archive
Bresan, Annett

Archivalische Quellen zur Geschichte und Kultur der Sorben sind Bestandteile der Lausitzer Überlieferung. Sie finden sich deshalb in allen Archiven der jeweiligen Herrschaftsträger in der Ober- und Niederlausitz, als da sind zentrale und regionale Landesarchive, Stadt-, Kreis- und Gutsarchive, zentrale Kirchenarchive und lokale Pfarrarchive.

Assimilation
Kunze, Peter

Im soziologischen Sinne ein Vorgang, bei dem Angehörige einer meist kleineren ethnischen oder nationalen Gemeinschaft bestimmte charakteristische Merkmale wie Sprache, Kultur oder Mentalität verlieren und sich Merkmale einer anderen, meist größeren ethnischen oder nationalen Gruppe aneignen. Auf die Sorben bezogen bedeutet Assimilation das Aufgehen in bzw. Verschmelzen mit dem deutschen Volk.

Ausstellung des Sächsischen Hand­werks und Kunst­gewerbes 1896
Mirtschin, Hans

Präsentation im Ausstellungspalast an der Stübelallee in Dresden, die von Juni bis September 1896 unter der Schirmherrschaft des sächsischen Königs Albert stattfand. Sie stand in der Tradition der seit Mitte des 19. Jh. veranstalteten Industrie- und Gewerbeschauen und sollte die Leistungskraft des sächsischen Handwerks aufzeigen.

Auswanderung
Malinkowa, Trudla

Verlassen eines Heimatlandes, hier Wegzug von Sorben aus der Lausitz ins europäische Ausland bzw. nach Übersee aus politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Gründen.

Autonomie­bestrebungen
Schurmann, Peter

Streben nach politischer Eigenständigkeit und kultureller Selbstverwaltung zwecks Erhalts von Sprache und Kultur, bei den Sorben oft als Reaktion auf assimilatorischen Druck von außen. Sorbische Autonomiebestrebungen wurden getragen von der Nationalbewegung.

Bauernaufstände
Kunze, Peter

Konsequenteste Form des Widerstands der bäuerlichen Bevölkerung gegen Leibeigenschaft u. a. Formen der sozialen und ökonomischen Unterdrückung. Ab dem 16. Jh. wurden Ober- und Niederlausitz immer wieder von bäuerlichen Unruhen erfasst.

Bautzen
Scholze, Dietrich

Kreisstadt im Osten des Freistaates Sachsen, 40 000 Einwohner (2017), darunter etwa 2 000 Sorben (5 %); geografischer, historischer und wirtschaftlicher Mittelpunkt der Oberlausitz, politisches und kulturelles Zentrum der Sorben.

Bautzener Land
Mirtschin, Hans

Bis ins 15. Jh. einer der Namen für das Markgraftum Oberlausitz, benannt nach dem Hauptort Bautzen. Er hatte die älteren Bezeichnungen Gau Milska oder Milzenerland ab dem 12. Jh. verdrängt.

Besiedlung
Leciejewicz, Lech

Prozess der Landnahme bzw. Niederlassung zur Sicherung des Lebensunterhalts. Im Zuge der Völkerwanderung, bei der die Slawen ihre Urheimat (vermutlich nördlich der Karpaten zwischen Weichsel und Dnjepr) verlassen hatten, gelangten ab dem 7. Jh. slawische Stämme u. a. in das Gebiet bis zur Saale/Elbe. Dabei ist von mehreren Besiedlungswellen und Siedlungsschwerpunkten auszugehen.

Bevölkerungs­statistik
Wałda, Měrćin

Erfassung der Bevölkerung nach Zahl und Struktur; hier insbesondere Volkszählungen, die die Zugehörigkeit zum sorbischen Ethnos berücksichtigen.

Bibel­über­setzungen
Teichmann, Doris

Übertragungen des hebräischen Alten Testaments und des griechischen Neuen Testaments in andere Sprachen. Die Besonderheiten der beiden sorbischen Sprachen und die unterschiedliche konfessionelle Zugehörigkeit der Obersorben ließen nach der Reformation drei Bibeltraditionen entstehen.

Bibliografie
Schön, Franz

Verzeichnis von Büchern oder anderen Schriften, auch systematische Erfassung von Publikationen zu einem bestimmten Thema. Die erste Aufzählung von Buchausgaben in sorbischer Sprache bzw. über das Sorbische entstand Ende des 17. Jh.

Bibliothek der Maćica Serbska
Schön, Franz

Bedeutendste sorabistische Bibliothek bis 1949. In der Gründungsphase der Maćica Serbska entstand 1846 in Bautzen erstmals eine zentrale Bibliothek mit Archivfunktion, die sich der systematischen Sammlung aller sorbischsprachigen Neuerscheinungen sowie von Publikationen über die Sorben annahm.

Bibliotheken
Schön, Franz

Einrichtungen zur systematischen Sammlung, Erhaltung, Aufbewahrung und Nutzung von Büchern. Früheste Aufbewahrungsorte sorbischer Bücher waren evangelische Pfarrbüchereien in der Ober- und Niederlausitz.

Bieleboh
Jentsch, Helmut

Höchste Erhebung der Bergkette südlich des Czorneboh, von diesem durch die Cunewalder Talwanne getrennt, 499 m hoch.

Bienenzucht
Müßiggang, Alfred

Einer der Haupterwerbszweige sorbischen Siedler in der Lausitz, besonders in den waldreichen Regionen. Bienenzucht diente zur Gewinnung von Honig und Wachs, die zu den typischen Abgaben an die Feudalherrschaft bzw. an Kirche und Klöster gehörten.

Bildende Kunst
Mirtschin, Maria

Professionelle Hervorbringungen auf den Gebieten der Malerei, Grafik und Bildhauerei in Abgrenzung zur Volkskunst, einschließlich Grenzen überschreitender Gattungen wie Fotografie, Video, Zeichentrickfilm, Objektkunst oder Installation. Sorbische bildende Kunst war stets in die allgemeine Geschichte der Sorben eingebunden.

Bräuche
Hose, Susanne

Ritualisierte Handlungen mit zeichenhafter Wirkung, die regelmäßig von lokalen bzw. regionalen, sozialen oder ethnischen Gemeinschaften vorgenommen werden. In der sorbischen Kulturgeschichte besitzen sie als Ausdruck nationaler und regionaler Zugehörigkeit grundlegende Repräsentationsfunktion. Die sozialwissenschaftliche Kategorie „Brauch“ erfährt in der sorbischen Volkskunde besondere Beachtung.

Brüdergemeine
Malink, Jan

Christliche, von Protestantismus und Pietismus geprägte Glaubensbewegung, die von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf gegründet wurde und sich ab dem 18. Jh. durch intensive Missionsarbeit in der Lausitz und über Europa auf der ganzen Welt verbreitete.

Braun­kohlen­bergbau
Förster, Frank; Knebel, Benno

Wichtigster, aber auch folgenreichster Wirtschaftszweig in der Lausitz, der im Zuge der Industrialisierung entstand und durch Tagebau zu nachhaltigen Veränderungen im sorbischen Siedlungsgebiet geführt hat.

Briefmarken
Mirtschin, Maria; Meschkank, Werner

Von staatlichen und privaten Postverwaltungen herausgegebene, zur Frankierung von Postsendungen dienende Wertzeichen. Sorbische Briefmarken enthalten sorbische Bildmotive oder Beschriftungen.

Brigade­bewegung
Bresan, Annett

Freiwillige Arbeitseinsätze obersorbischer Jugendlicher, die sich im Juli 1946 als „Serbska młodźina“ (Sorbische Jugend) innerhalb der Domowina konstituierten.

Buchdruck
Schön, Franz

Verfahren zur Herstellung gedruckter Bücher, das auf eine um 1450 von Johannes Gutenberg entwickelte Technik zurückgeht, die eine serienmäßige Produktion von Büchern ermöglichte. Zur Entstehung des sorbischen Buchdrucks kam es im Zusammenhang mit der Reformation.

Buch­gemein­schaften
Malinkowa, Trudla; Kutschank, Benno

Vereinigungen zur Herstellung und zum Vertrieb von Literatur mit bestimmten nationalen, kulturellen, spracherzieherischen oder religiösen Zielsetzungen, die ihren Mitgliedern Vergünstigungen gewähren.

Burgwälle
Biermann, Felix

Historische Burgen, deren Befestigung im Wesentlichen aus Wällen in Holz-Erde-Konstruktion besteht. Sie gehören zu den eindrucksvollsten frühgeschichtlichen Denkmalen der Lausitzen. In der Ober und Niederlausitz sind mehr als 100 solcher „Schanzen“ des 8./9. bis 12. Jh. bekannt, wobei weitere, inzwischen abgetragene Wallburgen anzunehmen sind.

Calauer Region
Balke, Lotar

Gebiet zwischen dem Spreewald und der Senftenberger Region mit den Städten Calau, Vetschau, Drebkau und Altdöbern. Seit dem hohen Mit-telalter von Sorben besiedelt, war die ertragsarme Region von der Koloni-sation nur wenig betroffen.

Christiani­sierung
Walter, Gerhard

Verbreitung des Christentums, hier historischer Vorgang vom 10. bis zum 13. Jh., bei dem die heidnische slawische Bevölkerung zwischen Saale und Neiße durch Missionstätigkeit bzw. Zuwanderung von christlichen Siedlern zur Annahme des christlichen Glaubens gebracht wurde.

Ćišinski-Preis
Kuring, Gertrud

Höchste staatliche Auszeichnung für Leistungen im Bereich der sorbischen Kultur, Kunst und Wissenschaft.

Cottbus
Schurmann, Peter

Kreisfreie Stadt im Süden Brandenburgs und einzige deutsch-sorbische Großstadt, ca. 100 000 Einwohner (2018); Zentrum der Niederlausitz und Sitz zahlreicher sorbischer Einrichtungen.

Cottbuser Kreis
Kunze, Peter

Von 1462 bis 1806 mitten im Markgraftum Niederlausitz gelegene brandenburgische Enklave. Seine eigenständige Existenz verdankte der Cottbuser Kreis den politischen Händeln jener Zeit.

Czorneboh
Jentsch, Helmut

Mit 561 m höchste Erhebung des nördlichen Gebirgszugs im Oberlausitzer Bergland.

DDR-Zeit
Nuck, Michael

Epoche zwischen 1949 und 1990, die mit der Gründung eines sozialistischen Staates nach sowjetischem Vorbild im Osten Deutschlands begann. Ihr ging die Machtübernahme der Kommunisten in der Sowjetischen Besatzungszone zwischen 1945 und 1949 voraus. Sie endete 1989/90 mit der politischen Wende.

Daleminzer
Scholze, Dietrich

Westslawischer Stamm im Elbe-Saale-Raum, der im 6./7. Jh. die Landschaft Daleminzien bzw. Glomaci (vgl. den Ortsnamen Lommatzsch) wahrscheinlich von Süden her entlang der Elbe besiedelte.

Denkmale
Malinkowa, Trudla

Von Menschen geschaffene Objekte, Sachgesamtheiten, Teile und Spuren von Sachen einschließlich der natürlichen Grundlagen, deren Er-haltung wegen ihrer kulturgeschichtlichen, wissenschaftlichen und künstlerischen Bedeutung im Interesse der Sorben liegt.

Deutsch-Sorbisches Volks­theater
Scholze, Dietrich

Einziges zweisprachiges Berufstheater Deutschlands mit Sitz in Bautzen. Es entstand am 2.8.1963 durch Zusammenschluss des Stadttheaters Bautzen (gegründet 1796) und des Sorbischen Volkstheaters (obersorb. Serbske ludowe dźiwadło).

Dezember­reskript
Kunze, Peter

Antisorbischer Spracherlass Kurfürst Friedrich Wilhelms von Brandeburg vom 9.12.1667 im Kurmärkisch-wendischen Distrikt der Niederlausitz.

Dialekte
Wölkowa, Sonja

Sprachformen, die in einer bestimmten Landschaft von der ansässigen Bevölkerung im täglichen Umgang benutzt werden. Sie unterscheiden sich durch phonologische, grammatische und lexikalische Eigenheiten von der Schriftsprache und der lokalen Sprache der Nachbarterritorien. Trotz eines begrenzten Sprachgebiets ist das Sorbische dialektal stark differenziert.

Dialektologie
Wölkowa, Sonja

Teildisziplin der Sprachwissenschaft, deren Gegenstand die territoriale Differenzierung der nicht standardisierten Varietäten einer Sprache in Mundarten bzw. Dialekte ist. Diese werden in phonetischer, morphologischer, lexikalischer und syntaktischer Hinsicht untersucht und beschrieben.

Domowina-Verlag
Budarjowa, Ludmila

In Bautzen tätige Institution für Entwicklung, Herausgabe und Vertrieb sorbischsprachiger Literatur, von Zeitungen und Zeitschriften, Schulbüchern sowie wissenschaftlichen Publikationen über die Sorben.

Domowina
Bresan, Annett

1912 gegründeter Dachverband sorbischer Vereine, seit 1934 Bund Lausitzer Sorben, der als Interessenvertreter des sorbischen Volkes fungiert. Das Wirken der Domowina prägt die politische Geschichte und die öffentliche Wahrnehmung der Sorben seit dem Ersten Weltkrieg.

Domstift St. Petri zu Bautzen
Bulisch, Jens
Klerikergemeinschaft an der Stiftskirche St. Petri zu Bautzen. Seine Aufgabe war die Pflege der Liturgie an der Stiftskirche. Eigentlich ein Kollegiatstift, wurde das Bautzener Kapitel traditionell oft auch „Domstift“ genannt.
Dramatik
Scholze, Dietrich

Gattung der Literatur, deren Werke auf eine Inszenierung im Theater angelegt sind. Die Dramatik hat sich bei den Sorben erst im letzten Viertel des 19. Jh. innerhalb der Jungsorbischen Bewegung herausgebildet. Bis 1948 handelte es sich um Spielvorlagen für Laienensembles, danach auch für die einzige sorbische Berufsbühne in Bautzen.

Dreißigj­ähriger Krieg
Pech, Edmund

Staatenkonflikt um die Hegemonie in Europa und zugleich Religionskrieg, der von 1618 bis 1648 überwiegend auf dem Boden des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation ausgetragen wurde. Der Dreißigjährige Krieg unterbrach die kulturelle Entwicklung der Sorben, namentlich die Herausgabe religiöser Schriften.

Eid
Kaulfürst, Fabian

Öffentlich vorgetragene, feierliche Versicherung, oft unter Bezugnahme auf etwas Drittes, das dem Eidleistenden oder der Gruppe heilig oder unantastbar ist. Es gibt eine Reihe sorbischsprachiger Eidestexte, deren Entstehung auf das 16. bis 18. Jh. (teilweise bis ins 19. Jh.) datiert werden kann.

Erntebräuche
Hose, Susanne; Noack, Martina

Rituale und Zeremonien, die Beginn und Abschluss der Getreideernte begleiten. Sie regeln die Arbeitsabläufe während der Ernte und normieren das Erntefest. Erntebräuche haben sich in Abhängigkeit von der agrarischen Verfassung der jeweiligen Landschaft entwickelt.

Fastnacht
Hose, Susanne; Kliem, Christina

Vor der österlichen Bußzeit gelegene Zeit der Heiterkeit und Ausgelassenheit, die mit dem Dreikönigstag (6. Januar) beginnt und in katholischen Gegenden mit dem Aschermittwoch, laut bäuerlichem Festkalender nach dem ersten Sonntag in der Passionszeit endet. In der Niederlausitz finden bis heute das Zampern und die sog. Zapustumzüge bis vier Wochen vor Ostern statt.

Fernsehen
Ratajczak, Cordula

Massenmedium, das Fernsehsendungen konzipiert, produziert und ausstrahlt. Zum sorbischen Fernsehen gehören Sendungen und Beiträge in nieder- und obersorbischer Sprache bzw. mit sorbischer Thematik.

Film
Bruk, Toni

Kunstform, in der bewegte Bilder produziert werden. Sorbische Filme können Spiel- oder Dokumentarfilme mit künstlerischem Anspruch in ober- und niedersorbischer Sprache, Filme mit sorbischen Motiven, von Sorben produzierte Filme oder solche, in denen Sorbisches anklingt, sein. Die Verbreitung sorbischer Filme erfolgt durch Kinoaufführungen, Fernsehen und audiovisuelle Medien (Videos, CD, DVD usw.).

Flurnamen
Zschieschang, Christian

Namen unbesiedelter Flächen oder Objekte außerhalb von Ortschaften (z. B. Äcker oder Wege), meist auch von kleineren Gewässern.

Fotografie
Maćij, Jürgen

Durch fotografisches Verfahren hergestellte dauerhafte Lichtbilder, hier mit sorbischen Motiven, die dokumentierende, informierende oder subjektiv-bildschaffende Absichten verfolgen. Ihre Anwendungsbereiche sind handwerkliche, journalistische und künstlerische Fotografie.

Freundes­gesell­schaften
Meškank, Timo; Łušćanski, Jurij

Vereine außerhalb Deutschlands mit dem Ziel, Freunde oder Sympathisanten der Sorben zusammenzuführen, sie über die Situation des sorbischen Volkes aufzuklären und es ideell oder materiell zu unterstützen.

Gesangbuch
Stone, Gerald

Sammlung von Kirchenliedern für den evangelischen und katholischen Gottesdienst, die seit der Reformation in Gebrauch sind. In der Geschichte der sorbischen Literatur, deren Beginn mit der Kirchenerneuerung zusammenfällt, spielte das Gesangbuch als der älteste gedruckte Buchtyp eine wesentliche Rolle.

Geschichts­schreibung
Kunze, Peter

Darstellung von geschichtlichen Ereignissen in Abhängigkeit von politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten. Die Geschichtsschreibung rekonstruiert Entwicklungen aus dem Bereich der Politik- und Sozialgeschichte, der Kultur-, Kirchen- und Wirtschaftsgeschichte sowie der Personengeschichte mit dem Ziel einer bewusstseinsbildenden Wirkung.

Gewässer­namen
Wenzel, Walter

Benennungen fließender und stehender Gewässer, d. h. Flüsse, Bäche, Gräben, Seen und Teiche; auch Hydronyme.

Grammatiken
Wölkowa, Sonja

Monografische Darstellungen des Systems einer Sprache auf phonetisch-phonologischer, morphologischer und syntaktischer Ebene. Sie dienen einerseits der Beschreibung und Erklärung der sprachlichen Erscheinungen (deskriptiv) und andererseits ihrer Kodifizierung (präskriptiv), womit sie zur Herausbildung und Stabilisierung der Sprachsysteme beitragen.

Handwerk
Hartstock, Erhard

Manuelle Warenproduktion, die sich durch die naturräumlichen, sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten entwickelte. Je nach ethnischer Struktur der Kommunen hatten auch Sorben Zugang zu den Gilden, Zechen und Zünften.

Haus der Sorben
Mirtschin, Maria; Völkel, Měrćin

1947 bis 1956 in der Tradition nationaler Vereinshäuser des 19. Jh. errichtetes Gesellschafts- und Vereinshaus am Postplatz in Bautzen.

Haus für sorbische Volkskunst
Elina, Hilža

1956 in Bautzen gegründete staatliche Einrichtung zur Anleitung und Entwicklung des sorbischen Volkskunstschaffens in der Ober- und Niederlausitz in den thematischen Bereichen Literatur, Musik, Tanz sowie „bildnerisches und angewandtes Volksschaffen“.

Hexenbrennen
Wałda, Měrćin

In der Oberlausitz verbreiteter Brauch am Abend der Walpurgisnacht (30. April), bei dem ein hohes, weithin sichtbares Feuer entfacht wird.

Hochzeit
Hose, Susanne; Wałda, Měrćin

Fest zur Eheschließung, bei dem Trennungs- und Aufnahmerituale den Statuswechsel vom ledigen zum verheirateten Erwachsenen begleiten und öffentlich anzeigen. Der Begriff „sorbische Hochzeit“ (obersorb. serbski kwas, niedersorb. serbska swajźba) stammt aus dem 19. Jh. und bezeichnet eine Hochzeit nach bäuerlichem Traditionsmodell in der Lausitz.

Hochzeits­bitter
Musiat, Sigmund

Vermittler oder Organisator der traditionellen, hier der sorbischen Hochzeit, der die Gäste zur Feier einlädt und unterhält.

Hórnik-Bibliothek
Schön, Franz

Größte Sammlung sorabistischer Literatur außerhalb der Lausitz. Sie erwuchs aus der Anstaltsbibliothek des Wendischen Seminars in Prag.

Hoyers­werdaer Land
Bresan, Annett

Das Hoyerswerdaer Land ist das nordwestliche Randgebiet der Oberlausitz, im Nordwesten grenzt es an die Senftenberger Region, im Norden an die Spremberger Region und im Osten an die Schleifer Region. Einen Teil der Südgrenze bilden die katholischen Dörfer um Wittichenau, die sich früher im Besitz des Klosters St. Marienstern befanden.

Humanisten
Udolph, Ludger

Gelehrte, die im 15./16. Jh. die geistige Bewegung des Humanismus vertraten, die in Wissenschaft und Kunst die Wiederbelebung der griechisch-römischen Antike zum Ideal erhob. Die Nähe humanistischer Universitäten wie Wittenberg, Leipzig, Frankfurt (Oder) und Krakau zur Lausitz veranlasste ab ca. 1500 auch junge Sorben dort zu studieren.

Hussiten­kriege
Bahlcke, Joachim

Kämpfe zwischen Hussiten und Reichstruppen, die infolge des Aufrufs zum Kreuzzug durch Papst Martin V. vom 1.3.1420 gegen die „Ketzer“ in Böhmen einsetzten und erst 1436 im Frieden mit Papst und Kaiser endeten. Die Hussiten bildeten eine kirchenreformerische bzw. revolutionäre Bewegung in Böhmen, die schon im Namen an den Reformer Jan Hus anknüpfte.

Industriali­sierung
Förster, Frank; Pech, Edmund

Durchsetzung der industriellen Produktion in einer Region, in der zuvor Landwirtschaft und Handwerk vorherrschten. In der Lausitz wurde diese v. a. durch die Textil- und Braunkohlenindustrie geprägt.

Institut für Sorabistik
Meškank, Timo

Einrichtung zur Lehre und Erforschung von Sprache, Literatur, Geschichte und Kultur der Sorben in Leipzig. Mit Beginn des Wintersemesters 1951/52 wurde an der Leipziger Universität ein „Sorbisches Institut“ gegründet (seit 1969 Institut für Sorabistik), das Sorabisten in allen Disziplinen auszubilden und zugleich eigene Projekte zu erarbeiten hatte.

Interferenz
Wölkowa, Sonja; Wiese, Joachim; Pohončowa, Anja

Durch Sprachkontakt verursachte Beeinflussung einer Sprache oder Sprachvarietät durch eine andere, was sich durch Übernahme von bestimmten Elementen, Merkmalen und Regeln äußert.

Jungsorbische Bewegung
Zwahr, Hartmut

Überkonfessionelle oppositionelle Strömung sorbischer Studenten und Gymnasiasten um Jakub Bart-Ćišinski in Prag und Arnošt Muka in Leipzig im letzten Viertel des 19. Jh., die sich v. a. in Literatur und Wissenschaft ausdrückte.

Küche
Rychtaŕ, Hync

Gesamtheit von überlieferten Rezepten und Eigenarten der Speisenzubereitung einer Region. Eine einheitliche sorbische Küche im Sinne von „Kochkunst“ gibt es ebenso wenig wie eine spezifisch sorbische Esskultur.

Kalender
Völkel, Měrćin; Hose, Susanne

Jährlich erscheinendes Verzeichnis der nach Wochen und Monaten geordneten Tage eines Jahres in Form eines Einblattdrucks, eines zwölfseitigen Heftes oder eines Buches.

Katholische Region
Wałda, Měrćin

Südwestlicher Teil des sorbischen Siedlungsgebiets der Oberlausitz, begrenzt in etwa vom Städtedreieck Bautzen – Kamenz – Hoyerswerda. Dort liegen die zum Bistum Dresden-Meißen gehörenden Pfarreien einschließlich der Dompfarrei St. Petri in Bautzen sowie die zum Bistum Görlitz zählende Pfarrei Wittichenau.

Kinder- und Jugend­literatur
Schön, Sylvia

Gesamtheit der für Kinder und Jugendliche verfassten oder empfohlenen sowie von diesen gemeinhin rezipierten künstlerischen Texte. Die Anfänge einer sorbischen Kinder- und Jugendliteratur sind in der Aneignung von Teilen der Volksdichtung durch Kinder und Jugendliche zu sehen.

Kirche
Malink, Jan; Blaschke, Karlheinz

Soziale Organisationsform von Religion, in der über die Jahrhunderte fest gefügte Strukturen entwickelt wurden, die im Wesentlichen bis in die Gegenwart bestehen.

Kirchenlied
Malink, Jan

Einstimmiges, strophisch verfasstes Lied, das im Gottesdienst von der Gemeinde gesungen wird. Die sorbischen Bezeichnungen für das Kirchenlied (obersorb. kěrluš, niedersorb. kjarliž) dürften von dem griechischen Bittruf Kyrie eleison herrühren.

Kirmes
Hose, Susanne; Wałda, Měrćin

Jährliches Fest zur Erinnerung an die Einsegnung der Kirche im Ort. Dem sorbischen Begriff (obersorb. kermuša, niedersorb. kjarmuša) liegt das gekürzte mittelhochdeutsche Wort Kirchmesse zugrunde.

Klöster
Seifert, Siegfried

Abgeschirmte Orte, an denen Männer oder Frauen, die einem religiösen Orden angehören, nach bestimmten Regeln in einer Nonnen- oder Mönchsgemeinschaft leben. In der Lausitz bestanden bis zur Reformation 14 Männer- und vier Frauenklöster sowie als Kollegiatskapitel das Domstift St. Petri in Bautzen.

Kollekti­vierung der Land­wirt­schaft
Pech, Edmund

Überführung von Privateigentum an landwirtschaftlichem Besitz in Gemeineigentum, im engeren Sinne die Bildung von juristisch selbstständigen Produktionsgenossenschaften (LPGs) in der DDR der 1950er Jahre. Bauern der Gemeinde Kreckwitz im Kreis Bautzen gründeten Ende Juli 1952 die erste LPG in der deutsch-sorbischen Region.

Kolonisation
Blaschke, Karlheinz; Schurmann, Peter

Zielgerichtete Erschließung von nicht oder gering besiedelten Gebieten, in der Lausitz seit dem 7./8. Jh. und verstärkt im 13. Jh. Die äußere Kolonisation verbindet sich mit Zuwanderung, die innere Kolonisation mit dem Landesausbau. Sie bewirkt meist eine soziale und wirtschaftliche Innovation.

Komponisten­vereinigung
Šołta, Měrko

Berufsvereinigung von Komponisten, Musikern, Musikwissenschaftlern und Musikpädagogen in der DDR-Zeit. Der Arbeitskreis sorbischer Musikschaffender (obersorb. Koło serbskich hudźbnikow) wurde am 26.10.1957 gegründet.

Krabat
Hose, Susanne

Sorbische Sagen- und Märchenfigur mit übernatürlichen Fähigkeiten; Zauberlehrling bzw. Schwarzkünstler, der in der zweiten Hälfte des 20. Jh. als literarische Gestalt über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt wurde.

Kretscham
Musiat, Sigmund

Wirtshaus oder Gasthof für Veranstaltungen auf dem Lande, v. a. östlich der Elbe, namentlich in der Oberlausitz. Der Kretscham war bis Mitte des 19. Jh. oft Sitz des mit der Schankgerechtigkeit ausgestatteten Schultheißen und Ort des Patrimonialgerichts, das meist mit einem Rittergut verbunden war.

Kunst­wissen­schaft
Mirtschin, Maria

Disziplin der Geisteswissenschaften, die die Bildende Kunst in ihrer historisch konkreten Vielfalt und die ihr zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten erforscht. Dabei gilt den Künstlern ebenso Aufmerksamkeit wie den Bedingungen der Produktion, Distribution und Rezeption von Kunst. Kunstwissenschaft schließt Kunstgeschichte, Kunstkritik und Kunsttheorie ein.

Kurmärkisch-wendischer Distrikt
Kunze, Peter

Territorien, die im 15. und 16. Jh. von der zur böhmischen Krone gehörenden Niederlausitz an die brandenburgische Kurmark übergingen und bis zu ihrer festen Vereinigung mit Preußen Mitte des 18. Jh. eine besondere Verwaltungseinheit bildeten. Dies betraf 1462 die Herrschaften Teupitz und Bärwalde, 1490 Zossen, 1555 Beeskow und Storkow.

Lausitz
Blaschke, Karlheinz

Landschaft, die sich am westlichen Rand des ostmitteleuropäischen Raums in einer Nord-Süd- Länge von ca. 170 km und einer Breite von 120 km erstreckt. Ihre geografische Einheit ergibt sich durch die parallel verlaufenden Flüsse Spree und Neiße, die der Abdachung von den Bergketten im Süden zum Tiefland im Norden folgen.

Legenden­lied
Udolph, Ludger

Geistliches, erzählendes Volkslied oder Märchen mit biblischen, apokryphen oder legendenhaften Inhalten; obersorb. pokěrluški (abgeleitet von griech. Kyrie eleison ,Herr, erbarme dich’), niedersorb. bamžycki (von sorb. bamž ,Papst’).

Lehrer­seminare
Kunze, Peter; Pech, Edmund

Einrichtungen zur Ausbildung von Volks- bzw. Grundschullehrern. Im 18. Jh. gründeten von Pietismus beeinflusste Adlige die ersten Lehrerseminare in der Oberlausitz.

Leib­eigen­schaft
Kunze, Peter

Vom Mittelalter bis ins 18./19. Jh. weit verbreitete Form der persönlichen und rechtlichen Abhängigkeit der Bauern von ihren Grundherren.

Leipzig
Zwahr, Hartmut

Groß- und Universitätsstadt im Freistaat Sachsen (2017 über 585 000 Einwohner), traditionelle Ausbildungsstätte sorbischer Studenten sowie Forschungsstandort der Sorabistik.

Limes Sorabicus
Hardt, Matthias

Grenzzone zwischen dem östlichen Frankenreich und dem Siedlungsgebiet der Sorben, die an der Saale lag und ab Mitte des 9. Jh. mehrfach in den Fuldaer Annalen auf Latein als Limes Sorabicus bezeichnet wurde.

Literatur
Scholze, Dietrich

Schriftlich überlieferte Äußerungen und Bestrebungen als Resultate geistiger Tätigkeit, insbesondere in Form belletristischer Werke. Die schöngeistige Literatur der Sorben ist ein Ergebnis der Aufklärung.

Literatur­wissen­schaft
Scholze, Dietrich

Wissenschaftliche Beschäftigung mit Literatur, insbesondere ihrer Geschichte, Struktur und Funktion. Der relativ späten Entfaltung eines sorbischen schöngeistigen Schrifttums im 18. Jh. entspricht eine – z. B. gegenüber der Sprachwissenschaft – kürzere literaturwissenschaftliche Forschungstradition.

Drohmberg
Jentsch, Helmut

Markante Erhebung im Lausitzer Bergland, 432 m hoch, ca. 6 km südlich von Bautzen und nordöstlich von Großpostwitz.

Lusizer
Scholze, Dietrich

Westslawischer Stamm, der nach 600 in das Gebiet der späteren Niederlausitz einwanderte. Die Lusizer gehörten zu den größeren der rund 20 altsorbischen Stämme, die den südlichen Teil der Elbslawen bzw. Polaben bildeten (zwischen Saale, Elbe und Bober, Queis).

Lyrik
Prunitsch, Christian

Dichtung in Versform, älteste und wichtigste der drei Gattungen in der sorbischen Literatur.

Märchen
Hose, Susanne

Mehrepisodige Prosaerzählung über wunderbare und abenteuerliche Erlebnisse von Menschen und Tieren, die mithilfe fantastischer Mittel und Möglichkeiten ihr Glück machen. Die Ableitung des Begriffs bajka von obersorbisch bać, niedersorbisch bajaś, deutsch ,Unsinn reden, faseln’, betont im Sorbischen, dass es sich um die Wiedergabe von Fiktivem handelt.

Maćica Serbska/​Maśica Serbska
Völkel, Měrćin; Pernak, Měto

Älteste gesamtnationale und überkonfessionelle wissenschaftlich-kulturelle Vereinigung der Sorben in der Ober- und Niederlausitz. Sie entstand auf dem Höhepunkt der nationalen Wiedergeburt nach dem Vorbild ähnlicher Organisationen bei anderen slawischen Völkern und beeinflusste über Jahrzehnte das geistig-kulturelle Leben der Minderheit.

Maibaum­werfen
Wałda, Měrćin

Volksfest in der sorbischen katholischen Region und in angrenzenden evangelischen Dörfern, bei dem ein meist zu Walpurgis (30. April) auf dem Dorfplatz aufgestellter, glatter Baumstamm, dessen Spitze mit Bändern und Kränzen geschmückt ist, gefällt wird.

Milzener
Scholze, Dietrich

Westslawischer Stamm, der nach 600 in das Gebiet der späteren Oberlausitz einwanderte.

Minder­heiten­politik
Ela, Ludwig

Inhaltliche, prozessuale und institutionelle Regelung gesellschaftlicher Beziehungen im Hinblick auf nationale Minderheiten, hier mit Fokus auf die deutsch-sorbischen Beziehungen. Verschiedene Politikbereiche (Sprachenpolitik, Kultur- und Bildungspolitik, Rechtsordnung) sind minderheiten- bzw. nationalitätenpolitisch relevant.

Mission
Malinkowa, Trudla

Verbreitung einer Religion unter Andersgläubigen. In der Lausitz war der Missionsgedanke besonders unter den evangelischen Sorben verbreitet.

Mittagsfrau
Hose, Susanne

Sorbische Sagenfigur und Schreckgestalt, die auf Einhaltung der mittäglichen Arbeitsruhe achtet.

Museen
Paulik, Andrea

Sammlungen von Zeugnissen zur Geschichte, Kultur und Kunst. Das sorbische Museumswesen umfasst neben dem Sorbischen Museum in Bautzen und dem Wendischen Museum in Cottbus weitere Einrichtungen in öffentlicher, freier und privater Trägerschaft.

Musik
Jacobs, Theresa; Kaulfürstowa, Jadwiga

Tonkunst, oft in Verbindung mit Dichtung und Tanz. Bei den Sorben war im Mittelalter die Musik ausnahmslos durch das Volkslied und die instrumentale Volksmusik vertreten.

Musik­wissen­schaft
Kaulfürstowa, Jadwiga

Historische und systematische Erforschung sowie Darstellung aller Aspekte der Musik. Die sorbische Musikwissenschaft ist eine noch wenig entfaltete Disziplin mit Schwerpunkten in den Teilbereichen Musikethnologie, Musikgeschichte und Instrumentenkunde.

Muskauer Standes­herr­schaft
Jahn, Peter Milan

Eine der vier Oberlausitzer Freien Standesherrschaften, deren Wirtschaftsraum im 16. Jh. zu typisch ostelbischem Großgrundbesitz erweitert wurde und den gesamten nordöstlichen Teil der Oberlausitz zwischen Neiße und Spree abdeckte.

Mythologie
Hose, Susanne

Gesamtheit der Schöpfungsgeschichten sowie der Götter- und Heroengeschichten und deren wissenschaftliche Deutung. Für die sorbische Überlieferung sind v. a. die Berichte von den Ursprüngen der Stämme, von Kulten und Riten und von der Begründung der gesellschaftlichen Ordnung interessant.

NS-Zeit
Förster, Frank; Scholze, Dietrich

Epoche von 1933 bis 1945, die mit der Machtergreifung durch die NSDAP unter Adolf Hitler begann und mit der Kapitulation Deutschlands am Ende des Zweiten Weltkriegs endete. Eines der Kennzeichen des Nationalsozialismus war der auf die Rassentheorie gegründete Antislawismus.

Namenkunde
Wenzel, Walter

Disziplin der Sprachwissenschaft, die sich mit der Untersuchung von Eigennamen, d. h. Benennungen einmalig existierender Objekte in Bezug auf Herkunft, Alter, Wortbildung, Bedeutung und räumliche Ausbreitung, befasst; auch Namenforschung, Onomastik.

National­bewegung
Schurmann, Peter

Aktivitäten, die auf Erhalt und Entwicklung eines, hier des sorbischen Volkstums gerichtet sind. Sie schließen sprachliche, kulturelle, volksbildnerische und politische Aktivitäten ein.

Nationale Symbole
Šatava, Leoš

Historisch-kulturell geprägte Kennzeichen oder Sinnbilder nationaler Identifikation, die nach innen integrierende, gemeinschaftsbildende Funktionen besitzen und nach außen hin abgrenzen und eigene Bestrebungen unterscheidbar machen sollen. Als Ausdruck sowie als Stimulus eines neuen sorbischen Selbstverständnisses entstand während der nationalen Wiedergeburt ein Kanon nationaler Symbole.

Nationale Wiedergeburt
Kunze, Peter

Prozess des nationalen Erwachens, der bei zahlreichen slawischen Völkern Ende des 18. Jh. einsetzte und im 19. Jh. in die Entstehung moderner bürgerlicher Nationen mündete. Anzeichen einer nationalen Bewusstwerdung zeigten sich bei den Sorben Mitte des 18. Jh., insbesondere in der Oberlausitz. Von der Spätaufklärung und dem Pietismus vorbereitet, verlief die nationale Wiedergeburt in mehreren Phasen bis zur Mitte des 19. Jh.

Niederlausitz
Kunze, Peter

Landschaft beiderseits der unteren Spree und der Lausitzer Neiße, als nördlicher Teil der Lausitz überwiegend in Brandenburg gelegen.Der östliche Teil kam 1945 an Polen.

Niedersorbisch
Starosta, Manfred; Bartels, Hauke

Niedersorbisch ist eine in der Niederlausitz von bis zu 5 000 Menschen gesprochene slawische Sprache (Stand 2010). Die Eigenbezeichnung lautet dolnoserbšćina, dolnoserbska rěc (,niedersorbische Sprache‘), deutsch auch Wendisch.

Oberlausitz
Blaschke, Karlheinz

Landschaft beiderseits von oberer Spree und Lausitzer Neiße; als südlicher Teil der Lausitz überwiegend in Sachsen gelegen, der östliche Teil kam 1945 an Polen.

Oberlausitzische Gesell­schaft der Wissen­schaften
Kunze, Peter

Gelehrtengesellschaft, die 1779 auf Initiative des Juristen, Historikers und Sprachforschers Karl Gottlob von Anton in Görlitz gegründet wurde. Sie wollte durch wissenschaftliche Forschungen über Geschichte und Naturkunde der Oberlausitz zur allgemeinen Aufklärung beitragen.

Obersorbisch
Pohončowa, Anja

Obersorbisch ist eine in der Oberlausitz von bis zu 25 000 Menschen gesprochene westslawische Sprache mit der Eigenbezeichnung hornjoserbšćina, hornjoserbska rěč (,obersorbische Sprache‘), im Deutschen bis 1945 überwiegend Wendisch genannt.

Orthografie
Kaulfürst, Fabian; Pohončowa, Anja

Normierung der Schreibung einer Sprache zwecks größtmöglicher grafischer Einheitlichkeit (Rechtschreibung). Die nieder- und obersorbische Orthografie beinhaltet Regeln zur korrekten Verwendung von Buchstaben und diakritischen Zeichen, Regeln zur Interpunktion sowie zur Groß- und Kleinschreibung.

Ortsnamen
Bily, Inge

Namen von Siedlungen, d. h. von bewohnten oder aufgegebenen Orten. Die Ortsnamenlandschaft in der Lausitz ist aufgrund der Besiedlung durch deutsche und slawische Ortsnamen sowie durch slawisch-deutsche und deutsch-slawische Mischnamen geprägt.

Osterbräuche
Wałda, Měrćin

Bräuche, die sich auf Ostern als ältestes christliches Fest beziehen, das seit Mitte des 2. Jh. dem jährlichen Gedenken an Tod und Auferstehung Christi dient. Die meisten Osterbräuche gehen auf vorchristliche Frühlingsriten zurück.

Ostereier
Zschornak, Eva-Maria

Kunstvoll verzierte und geschmückte Hühner- oder andere Eier, die vorwiegend in der Fastenzeit vor Ostern gestaltet werden. Überliefert sind bei den Sorben vier Verzierungstechniken: die Wachsreservetechnik, die Wachsbossiertechnik, die Kratztechnik und die Ätztechnik.

Osterreiten
Scholze, Dietrich; Wałda, Měrćin

Bekanntester unter den religiösen Osterbräuchen der Sorben in der katholischen Region zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda.

Panslawismus
Kunze, Peter

Ideologische Bewegung seit Beginn des 19. Jh., die eine kulturelle und politische Einheit aller slawischen Völker anstrebte.

Personen­namen
Wenzel, Walter

Anthroponyme; übergeordneter Terminus für alle Arten von Benennungen menschlicher Individuen, d. h. für Rufname, Vorname, Beiname, Familienname, Spitzname usw.

Phraseologie
Wölkowa, Sonja

Bestand der Phraseologismen einer Sprache, gleichzeitig Bezeichnung für die sprachwissenschaftliche Disziplin, die sich mit ihnen beschäftigt.

Pietismus
Malink, Jan

Erneuerungsbewegung in der evangelischen Kirche des ausgehenden 17. und des 18. Jh. Wichtige Merkmale waren die Betonung der Frömmigkeit und der Glaubenserfahrung. In der Lausitz trug der Pietismus zur Förderung der Kirchlichkeit, der Bildung und der Literatur des sorbischen Volkes bei.

Politische Wende
Meškank, Timo

Prozess des gesellschaftlichen und politischen Wandels, der 1989/90 in der DDR zur Ablösung der SED-Herrschaft führte und den Übergang zur parlamentarischen Demokratie ermöglichte (auch als friedliche Revolution bezeichnet).

Prag
Frencl, Alfons

Hauptstadt Tschechiens (Böhmens), eines der alten Kulturzentren Europas; ehemals bedeutender Bildungsort sorbischer Studenten und zwischen 1728 und 1921 Sitz des Wendischen Seminars.

Prosa
Derlatka, Tomasz

Gattung der Literatur, die Texte in ungebundener Schreib- oder Redeweise umfasst. Die Anfänge der sorbischen Prosa reichen weit in die Vergangenheit zurück, Sagen, Märchen, Anekdoten u. a. Überlieferungen bilden einen wesentlichen Teil der mündlichen Volksdichtung.

Pumphut
Hose, Susanne

In Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg und Westfalen bekannte Sagengestalt, die als wandernder Müllerbursche und Zimmermannsgeselle mithilfe übernatürlicher Kräfte Zauberei und Schabernack treibt.

Reformation
Teichmann, Doris

Seit Ende des 17. Jh. Bezeichnung für die 1517 von Martin Luther in Deutschland ausgelöste religiöse Erneuerungsbewegung, die zur Bildung neuer, vom Papst unabhängiger Kirchen führte und den Beginn des sorbischen Schrifttums zur Folge hatte.

Roboten
Bahlcke, Joachim

Gesamtheit aller Arbeitsleistungen und Dienste, zu denen die meist bäuerlichen Untertanen vom späten Mittelalter bis zu den Agrarreformen des 18. und 19. Jh. verpflichtet waren. Der aus dem westslawischen Wort robota (,Arbeit, Fron‘) ins Deutsche entlehnte Begriff blieb auf den slawisch-deutschen Sprachraum im Osten beschränkt.

Rundfunk
Richter, Helmut

Massenmedium für Tonprogramme; Hörfunk. Seit 1945 werden in Sorbisch regelmäßig Rundfunksendungen ausgestrahlt, heute vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) in Obersorbisch und vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) in Niedersorbisch.

Sage
Hose, Susanne

Kurze, ein-episodige Prosaerzählung, die glaubwürdig mit Bezug auf das jeweilige lokale Umfeld über die Begegnung des Menschen mit dem Außergewöhnlichen und die daraus resultierenden, meist negativen Folgen berichtet.

Schadźowanka/​Schadowanka
Völkel, Měrćin; Schön, Franz

Seit 1875 einmal, zeitweise bis zu dreimal jährlich stattfindendes Treffen der sorbischen Studenten und Gymnasiasten, auch Vollversammlung der studentischen Jugend und Forum für Auseinandersetzung mit der älteren Intelligenz.

Schleifer Dialekt
Rychtaŕ, Hync

Sorbischer Übergangsdialekt bzw. ostniedersorbischer Dialekt mit relativer Eigenständigkeit und einem bescheidenen regionalen Schrifttum im evangelischen Kirchspiel Schleife bei Weißwasser.

Schleifer Region
Jahn, Peter Milan

Gebiet im westlichen Teil der ehemaligen Muskauer Standesherrschaft. Die Schleifer Region zeichnet sich durch eine sprachliche und alltags-kulturelle Sonderstellung aus, die sich im Laufe von vier Jahrhunderten im evangelischen Kirchspiel Schleife ausgeprägt hat.

Schmalers Verlag und Buch­druckerei
Schön, Franz

Sorbisches Verlags- und Druckereiunternehmen vor 1945 in Bautzen.

Schrift­steller­vereinigungen
Schön, Franz

Zusammenschlüsse von Schriftstellern, Herausgebern, Nachwuchsautoren und Literaturkritikern zwecks Förderung von Literatur, hier der sorbischen.

Schule
Kunze, Peter; Pech, Edmund; Budarjowa, Ludmila

Institution zur Vermittlung von Wissen und Können durch Lehrer an Schüler; hier die Entwicklung des Unterrichts- und Bildungswesens in der Lausitz mit Blick auf die sorbische Sprache als Unterrichtsfach bzw. als Unterrichtssprache.

Schwank
Hose, Susanne

Kurze humorvolle Erzählung über komische Begebenheiten, menschliche Unzulänglichkeiten oder gesellschaftliche Deformationen, z. T. mit derb- drastischem Inhalt.

Senftenberger Region
Schön, Franz

Südwestliche Landschaft der Niederlausitz, die im Süden an die Oberlausitz grenzt. Zentrum ist das historische Amt Senftenberg mit der Stadt und den umliegenden 28 Dörfern. Seit dem hohen Mittelalter aus Norden und Süden von Sorben besiedelt.

Serbowka
Schön, Franz

Vereinigung sorbischer katholischer Studenten, vornehmlich der Theologie, in Prag, aus der bedeutende Persönlichkeiten der sorbischen Kulturgeschichte hervorgingen.

Siedlungs­gebiet
Ela, Ludwig

Territoriale Ausdehnung der Region, die kontinuierlich von einer Bevölkerung bewohnt wurde bzw. wird. Der Begriff erlangte in der aktuellen Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben an Bedeutung, nachdem gebietsbezogene, jedoch nicht den administrativen Grenzen folgende Maßnahmen des Minderheitenschutzes festgelegt wurden.

Slawische Wechsel­seitig­keit
Kunze, Peter

Konzept der geistig-kulturellen Verwandtschaft aller slawischen Völker. Der Begründer der obersorbischen Schriftsprache Michał Frencel bekundete um 1700 als erster Sorbe ein Bewusstsein slawischer Gemeinsamkeit.

Sokoł
Meškank, Timo

Verein zur Leibesübung und patriotischen Erziehung, entstanden ab 1920 in der Lausitz nach dem Beispiel nationaler Turnerbünde anderer slawischer Völker.

Sorabistik
Scholze, Dietrich

Wissenschaft von der Sprache, Literatur, Geschichte und Kultur der Sorben; Sorbenkunde; Teilbereich der Slawistik.

Sorben
Scholze, Dietrich

Westslawisches Volk in der Ober- und Niederlausitz, das im Deutschen früher meist „Wenden“ genannt wurde (z. T. auch „Sorbenwenden“ oder „Lausitzer Serben“); in der Niederlausitz heute offiziell „Sorben/Wenden“. Es bezeichnet sich selbst durch das Ethnonym obersorbisch „Serbja“ bzw. niedersorbisch „Serby“, im Singular jeweils „Serb“.

Sorbengesetze
Pastor, Thomas

Im engeren Sinn Rechtsnormen, mit denen der Gesetzgeber umfassendere Regelungen sorbischer Angelegenheiten vorgenommen hat (formelle Gesetze). Im weiteren Sinn sind unter Sorbengesetzen auch einzelne Rechtssätze formeller Gesetze zu verstehen, deren unmittelbare Adressaten Sorben sind.

Sorbisch
Pohončowa, Anja; Wölkowa, Sonja

Gesamtheit der ober- und niedersorbischen Dialekte einschließlich der Übergangsdialekte sowie der ober- und niedersorbischen Schriftsprache; Eigenbezeichnungen serbšćina bzw. obersorb. serbska rěč, niedersorb. serbska rěc (,sorbische Sprache‘); ältere Bezeichnung auch Wendisch.

Sorbische Arbeits­gruppe Film und Fernsehen
Łušćanski, Jurij

Vereinigung sorbischer Filmemacher und Mitarbeiter des Fernsehens zur Förderung des sorbischen Films.

Sorbische Sprachschulen
Schurmann, Peter

Einrichtungen zur Qualifizierung Erwachsener in Ober- und Niedersorbisch, die dem Spracherwerb und der Vermittlung von Wissen über die Sorben dienten.

Sorbische Volkstreffen
Bresan, Annett

Kulturelle Großveranstaltungen mit Volksfestcharakter, die sorbische Kultur, Kunst und Folklore öffentlich darstellen, seit den 1920er Jahren meist von der Domowina organisiert.

Sorbische Volks­versammlung (1989-1990/91)
Bresan, Annett

Zyklus basisdemokratischer Diskussionsforen der Sorben (obersorb. Serbska narodna zhromadźizna, niedersorb. Serbska narodna zgromaźina), die unter dem Einfluss von Glasnost und Perestroika in der Endphase der DDR zwischen November 1989 und März 1990 in Bautzen und Cottbus stattfanden.

Sorbische Zentral­bibliothek/​Serbska centralne biblioteka
Schön, Franz

Büchersammlung mit dem Charakter einer Nationalbibliothek der Sorben, zugleich Institutsbibliothek des Sorbischen Instituts in Bautzen.

Sorbisches Institut
Scholze, Dietrich

Anfang 1992 gegründete außeruniversitäre Einrichtung zur komplexen Erforschung von Sprache, Geschichte und Kultur der Sorben in der Ober- und Niederlausitz, hervorgegangen aus dem 1951–1991 bestehenden Institut für sorbische Volksforschung.

Sorbisches Kultur- und Volks­bildungs­amt
Schurmann, Peter

Staatliche Institution zur Lenkung und Förderung des sorbischen Kulturlebens in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR.

Sorbisches Kultur­archiv/​Serbski kulturny archiw
Bresan, Annett

Archivalische Sammlung für die schriftliche sorbische und sorabistische Überlieferung (Abkürzung SKA), die nicht in die Zuständigkeit anderer Archivträger fällt.

Sorbisches Museum
Bruck, Gisela

Einrichtung zur Bewahrung materiellen nationalen Kulturguts der Sorben, die sich seit Anfang der 1970er Jahre in Bautzen befindet. Das Sorbische Museum steht in der Tradition des Wendischen Museums, baute auf dessen Sammlungen aus dem 19. und beginnenden 20. Jh. auf.

Sorbisches National-Ensemble/​Serbski ludowy ansambl
Scholze, Dietrich

Gesangs- und Tanzensemble zur professionellen Darbietung sorbischer Musikfolklore mit Sitz in Bautzen.

Spinnstube
Hose, Susanne

Für Mitteleuropa seit dem frühen 16. Jh. bezeugte Zusammenkunft des Gesindes, später der weiblichen Dorfjugend, zum gemeinsamen Spinnabend während der lichtarmen Zeit.

Sprachen­politik
Ela, Ludwig

Politische Aktivitäten, die auf Status, Funktion und Verbreitung von Sprachen im öffentlichen Raum gerichtet sind, etwa auf die Rolle einer Sprache in den internationalen Beziehungen.

Spracherwerb
Budarjowa, Ludmila; Šołćina, Jana

Prozess des Erlernens einer Sprache, der das Aneignen von vier sprachlichen Grundkompetenzen beinhaltet: Verstehen und Sprechen (mündliche kommunikative Fertigkeiten werden primär erworben), Lesen und Schreiben (folgen gewöhnlich zu einem späteren Zeitpunkt in der Schule).

Sprachkultur
Šołćina, Jana; Pohončowa, Anja

In der tschechischen und russischen Sprachwissenschaft entwickelter Begriff, der die systematische Pflege einer Sprache umfasst und sich insbesondere auf die Schriftsprache bezieht. Sprachkultur schließt die Bemühungen um eine Verbesserung der funktional bestimmten Kommunikationsfähigkeit der Sprecher ein.

Sprachpolitik
Šołćina, Jana; Pohončowa, Anja

Bewusste und institutionell organisierte Formung der Schriftsprache (z. B. durch Linguisten, Lehrer) im Hinblick auf Schrift, Orthografie, Wortschatz und Grammatik mit dem Ziel der Schaffung eines in unterschiedlichen Situationen einsetzbaren überregionalen Kommunikationsmittels und zum Zweck des Domänenausbaus.

Sprach­purismus
Šołćina, Jana; Pohončowa, Anja

Sprachpolitisches Konzept, dessen Ziel die sprachliche Reinheit ist und das v. a. auf Schriftsprachen angewandt wird; es ist typisch für bi- und multilinguale Sprachgemeinschaften und speziell für Minderheitensprachen, die Schutz vor dem Einfluss der dominanten Kontaktsprache(n) suchen.

Sprachverbote
Kunze, Peter

Anordnungen zur Einschränkung bzw. zum Verbot bestimmter Sprachen im öffentlichen Leben, hier speziell des Sorbischen.

Sprach­wissen­schaft
Wölkowa, Sonja

Wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Erforschung, Beschreibung und Kodifizierung der Sprache befasst. Zum Gegenstand der sorbischen Sprachwissenschaft gehören alle Ausprägungen des Sorbischen in Geschichte und Gegenwart: die ober- und niedersorbischen Schriftsprache, die Dialekte und die Umgangssprache.

Spree
Mirtschin, Hans

Fluss von 398 km Länge, der Ober- und Niederlausitz von Süd nach Nord durchfließt.

Spreewald
Lehmann-Enders, Christel; Roggan, Alfred

Etwa 75 Kilometer langes und bis zu 16 Kilometer breites Niederungsgebiet nordwestlich von Cottbus, das seine Entstehung dem geringen Gefälle der mittleren Spree verdankt. Für den 1328 erstmals urkundlich erwähnten Spreewald wurde noch im 18. Jh. eine größere Ausdehnung mit erheblichen Sumpf- und Urwaldanteilen angegeben.

Spremberger Region
Balke, Lotar

Südliches Gebiet der Niederlausitz. Schließt im Norden an den Cottbuser Kreis, im Westen an die Calauer Region, im Osten an die Neiße sowie an die Schleifer Region an. Mittelpunkt ist die Stadt Spremberg mit den umliegenden 41 Ortschaften.

Sprichwort
Hose, Susanne

Allgemein bekannter, fest geprägter Satz, der eine partiell gültige Lebensweisheit kurz und prägnant wiedergibt und sich durch eine originelle sprachliche Form vom übrigen Text abhebt.

Stände­herrschaft
Fickenscher, Daniel

Herrschaftsystem, in dem die privilegierten Stände – Adel, geistliche Stifter und Städte – einen bedeutenden Anteil an der politischen Macht und der Verwaltung des Landes hatten.

Stenografie
Wedegärtner, Elfriede

Kunstschrift mit eigenen Zeichen und Regeln, die ein beschleunigtes Schreiben ermöglicht (Kurzschrift). Bemühungen um eine sorbische Stenografie reichen ins 19. Jh. zurück.

Stiftung für das sorbische Volk/​Załožba za serbski lud
Scholze, Dietrich

Stiftung des öffentlichen Rechts mit Sitz in Bautzen, die sorbische Institutionen sowie Projekte für die Sorben fördert.

Stiftungen
Völkel, Měrćin; Scholze, Dietrich

Widmungen von Vermögen für vom Stifter festgelegte Vorhaben bzw. die aus diesem Verfahren entstandenen Einrichtungen. Zur Förderung des geistigen, kulturellen oder wirtschaftlichen Lebens der Sorben wurden seit 1700 vornehmlich durch Privatpersonen verschiedene Stiftungen oder Legate errichtet.

Stilistik
Wölkowa, Sonja

Wissenschaftliche Disziplin, die die Differenzierung des sprachlichen Ausdrucks untersucht und beschreibt. Diese beruht auf der Auswahl von sprachlichen Ausdrucksmitteln aller Ebenen (Phonetik, Grammatik, Wortschatz, Syntax), die in verschiedenen Kommunikationssituationen als angemessen empfunden werden.

Theater
Scholze, Dietrich

Bühnenkunst, die alle Formen szenischer Darstellung sowie der künstlerischen Kommunikation zwischen Darstellern und Publikum umfasst. Das Theater der Sorben verwendet sorbische originäre Vorlagen oder sorbische Übersetzungen; es entstand im Nachklang der nationalen Wiedergeburt.

Tracht
Keller, Ines

Kleidung ländlicher und kleinbürgerlicher Kreise, die zeitlich, regional, konfessionell und bei den Sorben auch ethnisch bestimmt ist. Sie widerspiegelt den sozialen Status und wechselt je nach Anlass.

Traditions­rezess
Blaschke, Karlheinz

Zusatzvertrag zum Prager Frieden von 1635, mitten im Dreißigjährigen Krieg, der die Lehnsübergabe der Markgraftümer Ober- und Niederlausitz an den sächsischen Kurfürsten regelte.

Unterwerfung
Strzelczyk, Jerzy

Gewaltsame Landnahme, hier Eroberung der slawischen Stämme zwischen Elbe/Saale und Oder/Neiße durch Herrscher des fränkisch-deutschen Reiches bis Ende des 1. Jahrtausends.

Vereinigungen bildender Künstler
Mirtschin, Maria

Zusammenschlüsse sorbischer Maler, Grafiker, Buchgestalter, Bildhauer und Kunsthandwerker in wechselnden Strukturen und mit unterschiedlichem Status zur Förderung der bildenden Kunst sowie zur wirtschaftlichen Absicherung der künstlerischen Existenz. Die Bedingungen dafür waren in der sorbischen bildenden Kunst erst ab den 20er Jahren des 20. Jh. gegeben.

Vereinswesen
Scholze, Dietrich

Gesamtheit von Vereinen. Sorbische Vereine verfolg(t)en seit der nationalen Wiedergeburt in beiden Lausitzen bestimmte, durch Satzungen gebotene Zwecke zugunsten der sorbischen Sprache und Kultur.

Verlagswesen
Schön, Franz

Unternehmen, die das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung von Druckwerken erworben haben. In den Anfängen des sorbischen Buchdrucks fungierten Drucker als Verleger bzw. trugen Geistliche als Übersetzer die Kosten für den Druck und sorgten für den Vertrieb.

Vogelhochzeit
Wałda, Měrćin; Hose, Susanne

Kinderbescherbrauch am 25. Januar, obersorb. ptači kwas, bei dem die Kinder am Vorabend Teller ins Freie, ans Fenster oder an die Haustür stellen, auf die die Vögel als Dank fürs Füttern im Winter eine Kostprobe von ihrem „Hochzeitsmahl“ legen.

Volksbauweise
Mirtschin, Hans

Bäuerliches Bauen in vorindustriellen Gesellschaften als Element der materiellen Kultur eines Volkes. Sorbische Volksbauweise ist die bei den Sorben in der Ober- und Niederlausitz angewandte traditionelle Bauweise der Wohn- und Wirtschaftsgebäude.

Volksdichtung
Hose, Susanne

Gesamtheit der aus dem Volksmund bewahrten poetischen Überlieferung. Die sorbische Volksdichtung enthält zahlreiche Bezüge zur Arbeits- und Lebenswelt der Dorfbewohner und Städter in den Lausitzen im ausgehenden 18. und 19. Jh.

Volkskunde
Keller, Ines

Wissenschaft zur Erforschung und Be-schreibung sowohl der Alltags- und Festkultur als auch der Lebensweise und der damit verbundenen Transforma-tionsprozesse in Vergangenheit und Gegenwart. In Anlehnung an tschechi-sche Vorbilder wurden im 19. Jh. für die sorbische Volkskunde die Begriffe naro-dopis oder etnografija verwendet, erst im 20. Jh. setzte sich ludowěda als Be-zeichnung für das Fach durch.

Volkslieder
Hose, Susanne

Über Generationen mündlich überlieferte, populäre Lieder. Volkslieder sind gebunden an Traditionen im Arbeits- und Festbereich, sie werden von einer regional und sozial determinierten Gemeinschaft gesungen. Einen ersten schriftlichen Beleg über die Existenz sorbischer Volkslieder bieten Niederlausitzer Gerichtsakten aus dem 16. Jh.

Volksliteratur
Schön, Franz

Literarisches Schaffen von Laien aus dem bäuerlichen, Handwerker- oder Arbeitermilieu, das sich in seinen besten Beispielen durch bildhafte Beschreibung, ursprüngliche Sichtweise und anschauliche Volkssprache auszeichnet. Sorbische Volksliteratur ist erstmals für Ende des 18. Jh. in der Oberlausitz überliefert.

Volksmedizin
Hose, Susanne

Volkstümliche Krankheitsvorstellungen und Kenntnisse über Heilmittel und -methoden, die bei der ländlichen Bevölkerung teilweise besondere Ausprägung erfahren haben. Ethnografische Studien aus dem 19. Jh. über die Sorben beschreiben deren Schicksalsglauben und einen ritualisierten Umgang mit Krankheit und Tod, dem sich weder Arme noch Reiche entziehen konnten.

Volks­musikanten
Šołta, Měrko

Spielleute, die eine populäre, meist ohne Aufzeichnungen überlieferte Musik darboten Bei den Sorben wirkten sie als Bewahrer und Erneuerer der volksmusikalischen Tradition.

Volksmusik­instrumente
Šołta, Měrko

Traditionelle Instrumente, mit denen hauptsächlich zum Tanz aufgespielt wurde. In den überlieferten Quellen gelten folgende Instrumente als für die Sorben charakteristische: der große und der kleine Dudelsack (obersorb. kozoł bzw. měchawa), die kleine und die große dreisaitige Geige (obersorb. huslički bzw. wulke husle) und die Schalmei (sorb. tarakawa).

Volkstanz
Jacobs, Theresa

Ausdruck ländlich-bäuerlicher Musikkultur im Gegensatz zum standardisierten Gesellschaftstanz höfisch-aristokratischer Herkunft. Erste Beschreibungen des sorbischen Volkstanzes stammen aus dem frühen 18. Jh.

Vorchristlicher Totenkult
Vollbrecht, Jürgen

Religiöse Verehrung der Toten in vorchristlicher Zeit, die Opferhandlungen, Beigaben, Gebete und Gedächtnisfeiern umfasste. Archäologische Befunde erklären auch in der Lausitz konstante und veränderliche Aspekte im Umgang mit den Verstorbenen.

Wörterbücher
Pohončowa, Anja; Wölkowa, Sonja; Bartels, Hauke

Nachschlagewerke, in denen die Wörter nach bestimmten Gesichtspunkten ausgewählt, angeordnet und erklärt sind. Für das Sorbische sind im Rahmen der Sprachwörterbücher zweisprachige Wörterbücher typisch, häufig mit Deutsch als Ausgangs- oder Zielsprache.

Wassermann
Hose, Susanne

Sagengestalt, über deren Wirken in den sorbischen Sagen besonders vielfältig berichtet wird. Der Volksglaube an die Existenz des Wassermanns ist für eine mit Flüssen, Bächen, Teichen und Tümpeln so reich ausgestattete Landschaft wie die Lausitz durchaus typisch.

Weihnachts­bräuche
Wałda, Měrćin

Bräuche um das Geburtsfest Christi am 25.12. in der Advents- und Weihnachtszeit. Bei den Sorben haben sich verschiedene lokale Traditionen erhalten.

Weimarer Republik
Meškank, Timo

Parlamentarisch-demokratische Staatsform des Deutschen Reiches 1919–1933. Artikel 113 der Weimarer Verfassung, nach dem die „fremdsprachigen Volksteile des Reichs“ in ihrer freien Entwicklung nicht beeinträchtigt werden durften, wurde auf die Sorben nicht angewandt, weil sie – ein autochthones Volk ohne Mutterland – nicht als nationale Minderheit galten.

Wenden
Scholze, Dietrich

Im weiteren Sinne früherer deutscher Name für alle in Nord-, Mittel- und Ostdeutschland sowie in den Ostalpenländern ansässigen Slawen, die zu keiner eigenstaatlichen Entwicklung gelangt waren. Im engeren Sinne ehemalige deutsche Bezeichnung für die slawischen Bewohner beider Lausitzen, die jedoch vor allem in der Niederlausitz bis heute verwendet wird.

Wenden­abteilung
Scholze, Dietrich

Zentrale Reichsbehörde zur politischen Kontrolle der Sorben bzw. Wenden in der Ober- und Niederlausitz von 1920 bis 1945.

Wendenkönig
Hose, Susanne

Bezeichnung für einen realen oder imaginären Monarchen, der in unterschiedlichen historischen und kulturellen Zusammenhängen für die Sorben bedeutsam war.

Wenden­pfennig
Roger, Paul

Im sächsisch-slawischen Grenzgebiet verbreitetes Zahlungsmittel des 10. und 11. Jh.

Wendenpforte
Roggan, Alfred

Heute meist verschlossener Nebeneingang an mehreren Kirchen in der Niederlausitz. Sie befand sich häufig in räumlicher Nähe bzw. direkter Blickbeziehung zum Taufstein sowie zum Altarvorfeld.

Wenden­regiment
Roggan, Alfred

Inoffizielle Bezeichnung für das zwischen 1714 und 1806 im Königreich Preußen bestehende Regiment 26. Es zählte sieben Kompanien, deren Mannschaften nahezu vollständig aus Wenden (Sorben) bestanden, sowie fünf deutsche Kompanien.

Wendenstraßen
Malink, Jan

Straßennamen mit dem Bestandteil Wend- bzw. Wind- (im 20. Jh. auch Sorb-), der auf die ursprünglich slawischen Bewohner des betreffenden Ortes verweist.

Wendisch
Pohončowa, Anja

Im weiteren Sinne deutsche Bezeichnung für die Sprache westslawischer Stämme, die sich im Zuge der großen Völkerwanderung zwischen Ostsee und Erzgebirge bzw. bis in die Alpenländer (hier die Variante Windisch) angesiedelt hatten. Im engeren Sinne historische deutsche Bezeichnung für Sorbisch, die zwei in der Ober- und Niederlausitz gesprochenen westslawischen Sprachen.

Wendische Ammen
Musiat, Sigmund; Mirtschin, Maria

Hausmädchen sorbischer Herkunft mit der Bestimmung, Kinder adliger oder bürgerlicher Herrschaften gegen Entlohnung zu stillen und zu betreuen. Sie zählten im 18., 19. und zu Beginn des 20. Jh. in den Städten zum Hausgesinde.

Wendische Kirchen
Malink, Jan

Stadtkirchen in der Ober- und Niederlausitz, die für sorbische Gottesdienste genutzt wurden. Ihre kulturgeschichtliche Bedeutung liegt darin, dass sie die ersten Gebäude mit sorbischer Zweckbestimmung waren. Ihre Existenz bezeugte die Anerkennung der sprachlichen Eigenart der Sorben durch Kirche und Kommune bzw. Grundherrschaft.

Wendische Land­gerichte
Bresan, Annett

Instanz, die vom Spätmittelalter bis ins 16. Jh. für die niedere und höhere Gerichtsbarkeit der sorbischen Bevölkerung innerhalb eines größeren gemischtethnischen Herrschaftsterritoriums zuständig war.

Wendische Prediger­gesell­schaft
Malink, Jan

Vereinigung sorbischer evangelischer Theologiestudenten zur Vorbereitung auf den kirchlichen Dienst insbesondere im 18. und 19. Jh.

Wendische Volksbank/​Serbska ludowa banka
Kasper, Martin; Schurmann, Peter

Sorbische Kreditanstalt und Aktiengesellschaft (kurz: Serbobanka) während der Weimarer Republik mit Hauptsitz in Bautzen.

Wendische Volkspartei
Ela, Ludwig

Politische Partei in der Lausitz, die als Interessenvertretung der Sorben fungierte (1919–1933).

Wendisches Haus in Bautzen/​Serbski dom
Mirtschin, Hans

Erstes, 1897–1904 erbautes Vereinshaus der wissenschaftlich-kulturellen Gesellschaft Maćica Serbska in Bautzen. Es diente bis zum Betätigungsverbot der Domowina 1937 als Zentrum des sorbischen Vereinswesens. 1945 wurde es zerstört und am alten Ort nicht wieder aufgebaut. Sein Nachfolgebau ist das Haus der Sorben am Bautzener Postplatz.

Wendisches Haus in Cottbus/​Serbski dom
Schurmann, Peter

Vereinshaus in Cottbus und Pendant zum Haus der Sorben in Bautzen, seit der politischen Wende Sitz von sorbischen Einrichtungen mit zentralen Aufgaben für die Niederlausitz.

Wendisches Museum in Bautzen/​Serbski muzej
Paulik, Andrea

Sammlung von Zeugnissen zur sorbischen Kultur- und Geistesgeschichte, die ab 1871 im Stadtmuseum Bautzen und zwischen 1904 und 1941 im Wendischen Haus präsentiert wurde.

Wendisches Museum in Cottbus
Měškank, Werner

Sammlung von Zeugnissen zur Kultur- und Geistesgeschichte der Sorben (Wenden) in der Niederlausitz. Die Idee dazu wurde einige Jahrzehnte später verwirklicht als in der Oberlausitz.

Wendisches Seminar
Rothland, Dieter; Schön, Franz

Alumnat für katholische Gymnasiasten und Theologiestudenten aus der Oberlausitz in Prag auf der Kleinseite, an der danach benannten Straße U Lužického semináře, auch als „Lausitzer Seminar St. Peter“ oder „Seminarium St. Petri“ bezeichnet.

Wendisches homiletisches Seminar
Malinkowa, Trudla

Kirchlicher obersorbischer Sprachkurs für Studenten und Kandidaten der evangelischen Theologie, auch Wendisches Predigerseminar genannt.

Wirtschaft
Hartstock, Erhard
Witaj-Modell­projekt
Budarjowa, Ludmila

Konzept zur Förderung und Revitalisierung der sorbischen Sprache bei Kindern unter Anwendung der Immersionsmethode; das sorbische Wort Witaj heißt ,Willkommen‘.

Wortbildung
Pohončowa, Anja

Einerseits Bildung von Wörtern durch Verbindung von Wurzelmorphemen mit anderen Wortstämmen oder Affixen nach bestimmten Modellen zwecks Wortschatzerweiterung, -differenzierung oder -präzisierung. Andererseits zwischen Lexikologie, Semasiologie und Grammatik einzuordnende Lehre von den Grundsätzen und Verfahren der Wortbildung.

Wortschatz
Pohončowa, Anja; Starosta, Manfred

Gesamtbestand aller Wörter, Lexeme, Wortgruppenlexeme und Phraseologismen einer Sprache, hier des Ober- und Niedersorbischen; Lexik, Vokabular.

Zeitschriften
Völkel, Měrćin; Schön, Franz

Periodisch erscheinende Druckerzeugnisse; sie grenzen sich durch ein definiertes Themenspektrum und eine bestimmte Zielgruppe von Zeitungen ab. Sorbische Zeitschriften erscheinen in sorbischer Sprache oder widmen sich einer die Sorben betreffenden Thematik.

Zeitungen
Völkel, Měrćin; Schön, Franz

In kurzen periodischen Zeiträumen erscheinende Druckerzeugnisse mit aktuellen Beiträgen aus allen Lebensbereichen. Sorbische Zeitungen widmen sich besonders politischen und kulturellen Ereignissen im Siedlungsgebiet.

Zunft­ordnungen
Kunze, Peter

Verordnungen zur Ausübung eines gemeinsamen Gewerbes und zur Wahrung wirtschaftlicher Interessen der Innungen. Sie wurden im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit in den Städten verfasst, vom Rat bestätigt und sicherten den Zusammenhalt von Handwerkern u. a. Gruppen.

Zuwanderung
Keller, Ines

Zuzug von Personen mit der Absicht, sich auf Dauer niederzulassen. Im 12./13. Jh. förderten die Feudalherren der Lausitzen eine innere Kolonisation, bei der sich deutsche Zuwanderer in großen Gruppen unweit sorbischer Dörfer ansiedelten.

Zwei­sprachig­keit
Marti, Roland

Koexistenz – in Bezug auf Beherrschung, Verwendung, Geltungsbereich – von zwei Sprachen bei Einzelnen (individuelle Zweisprachigkeit), Gruppen (kollektive Zweisprachigkeit) oder in bestimmten Gebieten (zweisprachige Regionen, Staaten). Zweisprachigkeit oder Bilingualismus ist ein Sonderfall von Mehrsprachigkeit.