Lebendiges Kulturerbe
Netzestricken
Die bescheidene wirtschaftliche Situation der vom Abflussgeschehen der Spree abhĂ€ngigen SpreewĂ€lder fĂŒhrte bei diesen notgedrungen zu hohen handwerklichen FĂ€higkeiten in der Herstellung von GebrauchsgegenstĂ€nden. Dazu zĂ€hlten auch die FanggerĂ€te der Spreewaldfischer, die sie bis zur HĂ€lfte des letzten Jahrhunderts selbst herstellten.
Wie auch das Fischen, stellte das Netzestricken frĂŒher eine reine MĂ€nnerÂdomĂ€ne dar. An den langen Winterabenden wurden FanggerĂ€te gebaut und repariert. Das Wissen ĂŒber den Bau von Reusen, ein- und dreiwandigen Netzen, Zugnetzen und Keschern wurde ĂŒber Jahrhunderte weitergegeben. Mit verbesserten Einkommens- und Lebensbedingungen sowie der industriellen Fertigung von Fischereiutensilien verschwanden viele dieser Fertigkeiten und Kenntnisse.
Die âGemeinschaft wendisch/âsorbischer Spreewaldfischer Burg und Umgebung e.âŻV.â hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese traditionellen TĂ€tigkeiten zu erhalten und an nĂ€chste Generationen weiterzugeben. Das âNetzestrickenâ, umfasst die manuelle Herstellung eines Netztuches gleicher MaschengröĂe aus Garn (pĆÄĆșeno) unter Verwendung der traditionellen Werkzeuge Strickbock (kĂłzoĆ), Netznadel (klaĆĄka) und Strickholz (koĆk).
Die Besonderheit liegt in der Knotentechnik, die einige Fingerfertigkeit und Ăbung verlangt, um mit dem bevorrateten Garn auf der Netznadel in der einen Hand und dem Strickholz in der anderen Hand einheitlich groĂe Maschen mit stabilen Knoten zu erzeugen.
Unterschieden werden dabei die Einstich- und Zweistichtechnik.
Das Stricken erfolgt immer am straffen Garn oder Netztuch, das dafĂŒr um den StrickÂbock geschlagen wird. Wurde frĂŒher Baumwolle zur Netzherstellung genutzt, werden heute synthetische Fasern verwendet.
Die Stricktechnik ist jedoch genauso unverĂ€ndert wie der aus einem passenden Holz, mit mehrarmigen VerĂ€stelungen bestehende Strickbock, die selbstÂgeschnitzten Strickhölzer fĂŒr unterschiedliche MaschengröĂen und die Netznadel.
Teilweise werden diese Werkzeuge von Fischergeneration zu Fischergeneration weitergegeben. Auch nach langem Gebrauch entstehen mit ihnen immer noch Netze (seĆ), Reusen (pĆÄĆșeĆco) und Kescher (ĆiĆĄÄak).
Weidenringe und symmetrische Astgabeln geben letzteren ihre funktionale und individuelle Form. Mit der praktischen Verwendung der FanggerĂ€te entsteht eine einmalige Verbindung zwischen ursprĂŒnglichen Handwerkstechniken und traditionellem Fischfang.
Mit dem âNetzestrickenâ ĂŒberlebt im Spreewald eine uralte handwerkliche FĂ€higkeit, die in der heutigen Berufsfischerei vielleicht noch in der Ausbildung angeschnitten wird.
Die traditionelle Herstellung von FanggerÀten wird durch Vertreter der Gemeinschaft auf regionalen MÀrkten und Festen dargeboten und ist bereits filmisch dokumentiert.