Lebendiges Kulturerbe
Spreewaldfischerei
Die Fischerei im Spreewald hat eine lange Tradition, welche untrennbar mit der Besiedlung dieser gewässerreichen Niederung der Spree verbunden ist. Als wohl älteste Tätigkeit zum Nahrungserwerb im Spreewald ist sie Teil der Alltagskultur der hier lebenden Bevölkerung.
Früher war die Fischerei essenziell für die Erweiterung des oft kargen Mittagstisches. Heute ist sie in erster Linie die Pflege und Hege der Fischbestände und das Leben einer jahrhundertealten Tradition.
Nachdem die staatlichen Fischereirechte in der Spree und ihren Nebenarmen innerhalb der Burger Gemeindegrenzen im April 1927 von den Burger Gemeinden erworben wurden, gründet sich 1952 die „Fischereigemeinschaft Burg und Umgebung“. Bereits damals waren die Pflege und Erhaltung des alten sorbischen Kulturerbes als Ziele der Gemeinschaft verankert.
Am 30. November 1991 gründete sich die „Gemeinschaft wendisch/sorbischer Spreewaldfischer Burg und Umgebung e. V.“. Die Fischereigemeinschaft umfasst seither 17 Fischergruppen mit ca. 150 Mitgliedern in den Landkreisen Spree-Neiße, Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz und der Stadt Cottbus.
Die vorhandenen Fischereirechte werden von der Gemeinschaft gepachtet, das dadurch entstehende zusammenhängende Gebiet wird gemeinschaftlich fischereilich genutzt.
Zur Ausübung der Fischerei ist das Bestehen eines gesetzlich vorgeschriebenen, umfangreichen Sonderlehrgangs Grundvoraussetzung. Die Spreewaldfischer verwenden immer noch ein- und dreiwandige Stellnetze, Zugnetze und Reusen zum Fang von Weißfisch, Hecht, Schleie, Zander, Aal und Quappe. Traditionsbewusst werden Fanggeräte selbst hergestellt.
Das Stricken von Netzen zum Bau von Reusen und Keschern sowie das Anschlagen von Stellnetzen, wie sie in den Fließen zum Einsatz kommen, werden aktiv praktiziert und an Interessierte weitergegeben.
Jährliche Besatzmaßnahmen gehören wie die Begleitung von gewässerbaulichen Maßnahmen und Naturschutzprojekten zu den wichtigen Aufgaben der Gemeinschaft. Dabei wird die enge Zusammenarbeit und der Austausch mit dem angrenzenden „Verband der Spreewaldfischer Lübbenau und Umgebung e. V.“ gepflegt.
Die Gemeinschaft beteiligt sich an angebotenen Diskussionsformaten und Gesprächsrunden zur Entwicklung des Spreewaldes. Die gesellschaftliche Wahrnehmung dieser einzigartigen Tradition wird über die Teilnahme an regionalen Festen, Vorträge, die Erstellung von Filmdokumenten und eine aktuelle Homepage proaktiv betrieben.
Die maßgeblichen Herausforderungen für die Spreewaldfischer von morgen bilden die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gewässer und der bisher ungeklärte Umgang mit den langfristig rückläufigen Wassermengen der Spree in Folge des Kohleausstiegs in der Lausitz.