Materielle Zeugnisse
Kreis sorbischer bildender Künstler
Der im Spätsommer 1948 konstituierte Arbeitskreis sorbischer bildender Künstler vereinigte Maler, Grafiker, Buchgestalter, Bildhauer und Kunsthandwerker. Die staatliche Förderung sorbischer Kultur und Kunst über das im Mai 1948 gebildete Sorbische Kultur- und Volksbildungsamt schuf die Voraussetzung für eine organisierte und zugleich professionell tätige Künstlerschaft. Diese fühlte sich „durch Bekenntnis und Wirken dem Sorbentum verpflichtet“ (Boguszowa 1998: …) und wurden dahingehend künstlerisch sowohl in der Ober- als auch Niederlausitz aktiv.
Im Jahre 1923 kam es in Budyšin (Bautzen) zur Gründung des Wendischen Kunstvereins. Die Mitstreiter verfolgten das Ziel, sorbisches/wendisches Kunstgewerbe zu erhalten und zu fördern. Organisiert wurden vor allem Objektausstellungen in der sächsischen Oberlausitz, aber auch im slawischen Ausland.
Der 1948 gegründete Arbeitskreis sorbischer bildender Künstler in Bautzen knüpfte an diese Ausstellungstätigkeit an. Die Mitstreiter wurden durch das Sorbische Kultur- und Volksbildungsamt bzw. dessen Abteilung für Kunst und Kultur durch Auftragswerke finanziell protegiert. Kulturpolitische Unterstützung erfuhren sie vom Kulturausschuss der Domowina und seiner Kommission Bildende Kunst. Die Aufnahme des Kreises in den Verband Bildender Künstler Deutschlands (VBKD) im Jahr 1952 bedingte zwar eine Neuausrichtung nach offiziellen kulturpolitischen Richtlinien, aber trotz aller ideologischen Einflüsse, etwa im Sinne des sozialistischen Realismus, entwickelten die sorbischen Künstlerinnen und Künstler ein breites Profil und markantes Œuvre (vgl. Schurmann 2016: 86–103). Einige von ihnen wurden innerhalb des VBK-DDR (ab 1970) über deren Bezirksverbände in die Auftragstätigkeit für baugebundene Kunst in den beiden zweisprachigen Bezirken Drježdźany (Dresden) und Chóśebuz (Cottbus) einbezogen. Dies betraf in Cottbus neben dem Maler Jan Buk/Buck vor allem die Grafikerin und Keramikerin Wórša Lanzyna/Ursula Lange, die dem Kreis sorbischer bildender Künstler von 1978 bis 1990 vorstand. Bereits in den 1950er-Jahren hatte Karlo Nowak/Carlo Noack als Mitglied des Arbeitskreises großen Anteil an der Sammlung von Kunstwerken des in Cottbus geborenen Landschaftsmalers Carl Blechen. Im Jahre 1916 hatte Nowak den Cottbuser Kunstverein mitbegründet.