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Wends
by Dietrich Scholze

Satirisch-essayistische Betrachtung über die Sorben/​Wenden von Jürgen Buchmann, Reinecke & Voß 2012

1. Im weiteren Sinne früherer deutscher Name für alle in Nord-, Mittel- und Ostdeutschland sowie in den Ostalpenländern ansässigen Slawen, die zu keiner eigenstaatlichen Entwicklung gelangt waren (z. B. Obodriten in Mecklenburg, Drawehnopolaben im Hannoverschen Wendland, Main- und Regnitzwenden, Winden bzw. Slowenen in Kärnten und in der Steiermark, Lausitzer Sorben). Dabei fand wohl eine Namensübertragung von den im Oder-Weichsel-Raum, also zwischen Germanen und Slawen, siedelnden nichtslawischen Venetern bzw. Venedi statt, die selbst in den durchziehenden slawischen Stämmen aufgingen.

2. Im engeren Sinne ehemalige deutsche Bezeichnung für die slawischen Bewohner beider Lausitzen. Vereinzelt trat in wissenschaftlichen Texten des 18. und 19. Jh. die Bezeichnung »Lausitzer Serben« auf. Nach 1945 wurde der Begriff »wendisch« planmäßig durch das dem Eigennamen entsprechende »Sorben« (aus obersorb. Serbja bzw. niedersorb. Serby) abgelöst.

Seit der Kolonisation im hohen Mittelalter wurden die ethnischen Unterschiede genutzt, um dem Begriff Wenden teilweise eine pejorative Bedeutung zu unterlegen. Nach der Reichseinigung 1871, in der Weimarer Republik und v. a. in der NS-Zeit wurde eine Germanisierung der Sorben angestrebt – mit dem Ziel eines »Aufgehens im Deutschtum« –, z. T. wurde deren slawische Herkunft geleugnet. Anstelle eines Volksnamens sollten »Lausitzer«, »Spreewälder« o. ä. neutrale Begriffe verwendet werden.

Vor diesem slawenfeindlichen Hintergrund ersetzte man bald nach 1945 in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR die Begriffe »Wenden«, »wendisch« offiziell durch »Sorben«, »sorbisch«, was bereits seit dem 7./8. Jh. in lateinischen Schriften und seit dem 19. Jh. zunehmend auch in wissenschaftlichen Texten anzutreffen war. Die neuen Bezeichnungen setzten sich v. a. in der Oberlausitz innerhalb weniger Jahrzehnte durch. Dabei halfen das politische Gewicht der Massenorganisation Domowina, der Einfluss der Schule und der Medien sowie das intakte nationale Bewusstsein in Teilen der Bevölkerung. Viele Sorben in der Niederlausitz v. a. aus der älteren Generation lehnen den Begriff bis heute ab und bevorzugen den Eigennamen Wenden. Nach 1989/90 wurde dort die deutsche Bezeichnung »Wenden«, »wendisch« mit Bedacht aufgewertet, um das ethnische Bewusstsein zweisprachiger Dorfbewohner wiederzubeleben bzw. zu stärken. Dies fand terminologisch Ausdruck u. a. im brandenburgischen »Sorben(Wenden)-Gesetz« von 1994 (→ Sorbengesetze). In der Novellierung des Sorben/​Wenden-Gesetzes von 2014 wird die Gleichberechigung der Begriffe Sorben und Wenden bzw. Sorbisch und Wendisch durch die Verwendung des Schrägstriches anstelle einer Klammer im gesamten Text deutlicher zum Ausdruck gebracht.

Lit.: Ch. Lübke: Slaven zwischen Elbe/​Saale und Oder: Wenden – Polaben – Elbslaven?, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 41 (1993); H. Steenwijk: Wendisch – Sorbisch: sprachliches Begriffspaar oder Ausdruck sozialer Gegensätze?, in: Der Niedersorben Wendisch. Eine Sprach-Zeit-Reise, Bautzen 2003.

Metadata

Title
Wends
Title
Wends
Author
Scholze, Dietrich
Author
Scholze, Dietrich
Keywords
ethnonym; West Slavs; Polaben; Sorbs; Lusatia
Keywords
ethnonym; West Slavs; Polaben; Sorbs; Lusatia
Abstract

In the broader sense, a former German name for all Slavs residing in North-, Central- and East Germany, as well as in the Eastern Alps, which did not establish their own state. In the narrower sense, former German name for the Slavic inhabitants of both Lusatias.

Abstract

In the broader sense, a former German name for all Slavs residing in North-, Central- and East Germany, as well as in the Eastern Alps, which did not establish their own state. In the narrower sense, former German name for the Slavic inhabitants of both Lusatias.

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Im Sorabicon 1.0 zu finden unter
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