Archivalische Sammlung für die schriftliche sorbische und sorabistische
Überlieferung (Abkürzung SKA), die nicht in die Zuständigkeit anderer
Archivträger fällt. Es ist eine Einrichtung des Sorbischen Instituts in Bautzen, kein staatliches Pflichtarchiv.
Ihm obliegt die Bewahrung und Erschließung des erhaltenen Archivguts der Maćica Serbska,
von Nachlässen sorbischer Persönlichkeiten und von Schriftgut sorbischer
Institutionen und Vereine, sofern es dem SKA übergeben wurde, sowie von
thematischen Beständen. Seinem Aufbau nach ist es ein Sammlungsarchiv.
Archivgut, das nicht zu einem Nachlass oder einem Bestand gehört, ist nach sog.
Pertinenzen (Zugehörigkeiten) geordnet. Der zeitliche Schwerpunkt liegt auf dem
19. und 20. Jh., der Periode reicher schriftlicher Überlieferung. In den
Sammlungen finden sich jedoch auch Einzelstücke aus der Frühzeit des sorbischen
Schrifttums (seit dem 16. Jh.). Der Aktenbestand umfasste im Jahr 2017 ca. 660
laufende Meter. Das SKA versteht sich zugleich als historisches und
zeitgenössisches Dokumentationszentrum, zumal es Foto-, Plakat-, Tonträger-,
Film- und Zeitungsausschnittsammlungen besitzt. Über allgemeine genealogische
Quellen verfügt es nicht. Als Findhilfsmittel stehen dem Benutzer drei
Bestandsverzeichnisse und einige interne Findbücher zur Verfügung, auch das
Internet wird zunehmend dafür genutzt. Die digitale Erfassung ermöglicht eine
rasche Zusammenstellung von bestandsübergreifenden sachthematischen oder
biografischen Inventaren. Das SKA ist eine öffentliche Einrichtung; der
Benutzersaal und die Magazinräume sind im Hauptgebäude des Sorbischen Instituts
untergebracht.
Auswahl aus den Beständen des SKA; Fotografin: Hana Schön, Sorbisches
Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Die Existenz des SKA geht zurück auf die Tätigkeit der 1847 gegründeten
wissenschaftlich-kulturellen Gesellschaft Maćica Serbska, die sich der
Herausgabe sorbischer Bücher sowie der sorabistischen Forschung widmete (→ Sorabistik). Ihre Mitglieder sammelten historische Druck- und
Handschriften und übereigneten ihre Nachlässe vielfach dem Archiv. Die Sammlung
bekam 1904 ein festes Domizil im Wendischen Haus in Bautzen. 1923 war zum ersten Mal explizit von einem
Archiv die Rede, die Trennung zwischen Bibliotheks- und Archivgut wurde 1927
vollzogen. 1937 wurde jegliche sorbische Vereinstätigkeit verboten, 1941 die Bibliothek der
Maćica Serbska und das Archiv konfisziert (→ NS-Zeit). Nach Kriegsende fiel ein Teil des
Bibliotheks- und Archivguts einer sowjetischen Trophäenbrigade in die Hände und
wurde in die Sowjetunion verbracht. Der andere Teil konnte sichergestellt
werden, wurde jedoch in den Nachkriegsjahren unzulänglich gelagert. 1951 wurde
das Archiv (wie auch die Sorbische Zentralbibliothek) dem neu gegründeten Institut für
sorbische Volksforschung zugeordnet. Hier waren die Archivalien ab 1956 wieder
der Öffentlichkeit zugänglich. Das Restarchiv der Maćica Serbska wurde um einige
umfangreiche Nachlässe und Sammlungen erweitert, hinzu kam das Archivgut der Domowina (1912–1989). Das SKA
verwahrte 1957–1992 auch die Akten der Wendenabteilung, die angesichts ihrer staatlichen Herkunft der
Außenstelle des Sächsischen Staatsarchivs (heute Staatsfilialarchiv Bautzen)
übergeben wurden. In den 1960er Jahren wurde durch den Leiter Frido Mětšk der Name „Sorbisches
Kulturarchiv“ eingeführt. 1971 wurden mehrere Archivalieneinheiten des verloren
geglaubten Maćica-Archivs durch das Militärarchiv Potsdam zurückgegeben, die aus einer 1955
erfolgten Restitution der Sowjetunion stammten.
Bei der Gründung des Sorbischen Instituts 1992 wurde das SKA mit der Sorbischen
Zentralbibliothek organisatorisch zu einer Forschungs- und Serviceabteilung
zusammengefasst.
Gedruckte Bestandsverzeichnisse: F. Mětšk: Bestandsverzeichnis des Sorbischen
Kulturarchivs in Bautzen, Bautzen 1963–1977, Bd. 1–4 (1. Das Restarchiv der
Maćica Serbska, 1963; 2. Nachlässe von Mitgliedern der Maćica Serbska, 1976; 3.
Das Depositum Wendenabteilung, 1967; 4. Archivalische Sammlungen der Maćica
Serbska, 1978).
Lit.: F. Mětšk: Das sorbische Kulturarchiv in Bautzen, in: Archivmitteilungen 13 (1963) 4;
ders.: Sorbisches Archivwesen in Vergangenheit und Gegenwart, in:
Niederlausitzer Studien (1969) 3; ders.: Die historischen Bestände des
Sorbischen Kulturarchivs, in: Lětopis B 26 (1979) 2; ders.: Das Sorbische
Kulturarchiv in Bautzen, in: Archivmitteilungen, 29 (1979) 5; P. unze: 40 Jahre
Gesetz zur Wahrung der Rechte der sorbischen Bevölkerung – 25 Jahre Sorbisches
Kulturarchiv, in: Archivmitteilungen 38 (1988) 3; A. Bresan: Zu Geschichte und
Auftrag des Sorbischen Kulturarchivs in Bautzen, in: Archive und Herrschaft,
Siegburg 2002; [Informationen und Links auf der Webseite des Sorbischen
Instituts](https://www.serbski-institut.de/de/Archiv/).