Warnoćicy. Sorbische Spuren
Grenze
Die 1945 wiedererrichtete tschechoslowakische Staatsgrenze war im Alltag der Sorben in Varnsdorf und Umgebung allgegenwärtig. Während sie für die meisten Bewohner beiderseits der Grenze ein kaum überwindbares Hindernis darstellte, war sie für sorbische Grenzgänger zeitweise durchlässig, da sie sie an den offiziellen Grenzübergängen mit Sondergenehmigung passieren durften. Viele von ihnen, Erwachsene wie Jugendliche, überquerten die Grenze auch oft schwarz. Zum Leidwesen der offiziellen Stellen verließen sie sich dabei auf den guten Willen der tschechischen Grenzbeamten. Das Wissen, wann und wo ein Grenzübertritt möglich war, verbreitete sich unter den Sorben rasch. So konnten sie immer wieder ihre Familien in der Lausitz besuchen oder auch Waren über die Grenze bringen. Geschmuggelt wurde alles, was in der Lausitz gebraucht wurde: Lebensmittel, Nähzeug, Stoffe, Bücher, Zeitungen, Papier oder Briefe. Auch wenn der Grenzübertritt heute in der Erinnerung mit dem Reiz des Abenteuers verbunden ist, endete er damals für manche im zeitweisen Arrest.