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Hodowne nałožki
Měrćin Wałda

„Nowolětka“ (Neujährchen) aus Sollschwitz; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Als Geburtsfest Christi wird Weihnachten – neben Ostern und Pfingsten eines der Hauptfeste der christlichen Kirchen – seit dem 4. Jh. gefeiert. Die vier Adventssonntage gelten als Vorbereitungszeit auf Weihnachten, die reich an Bräuchen ist und in der Lausitz verschiedene lokale Traditionen beinhaltet. Erst im Verlauf des 19. Jh. erhielt Weihnachten das heutige familiäre Gepräge: Bescherung am Heiligabend (24. Dezember), festliches Essen am 25. Dezember (meist Gans und spezielles Gebäck wie Stollen, Weihnachtsplätzchen u. a.), Besuch der Weihnachtsgottesdienste oder -konzerte. Ein zentrales Sinnbild stellt der lichtergeschmückte Weihnachtsbaum (Christbaum) dar.

Bescherung durch den „rumpodich“ (Knecht Ruprecht) in Zerna, 1960; Fotograf: Pawoł Rota

Bis Ende des 17. Jh. existieren kaum Berichte über den Weihnachtsfestkreis bei den Sorben. Quellen geben lediglich Auskunft, dass man am Neujahrs- und Dreikönigstag (1. und 6. Januar) verschiedene Tierformen aus Teig – Neujährchen (obersorb., niedersorb. nowolětka) oder Dreilinge (obersorb. třodraki) – buk. Diese verfütterte man an das Vieh, und Kinder trugen sie zu Paten, wofür sie eine Gegengabe erhielten. Mädchen schenkten ihren Liebsten nowolětka in Gestalt von Äpfeln, Nüssen oder Gebäck, worauf sie abends zu Bier und Tanz geladen wurden.

Als älteste Bräuche im Advent werden nächtliche Lärmumzüge vermummter Gestalten vermutet, die wohl erst im 18. Jh. einen Bezug zum Weihnachtsfest annahmen. Aus diesen Vermummten wurden die Gabenbringer der Adventszeit (Christkind, Nikolaus oder Ruprecht), an deren Stelle Ende des 19. Jh. der Weihnachtsmann trat. Erst mit der Vielfalt von Liturgischem und Außerliturgischem (Krippen-, Weihnachtsspiele u. a.) gewannen diese Traditionen allmählich ihren christlich-weihnachtlichen Charakter.

Bescherung durch das „dźěćatko“ (Schleifer Christkind), um 1950; Fotograf: Kurt Heine, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Die meisten (Geister-)Umzüge oder Heischebräuche im Advent deuten auf vorchristliche Wurzeln hin. Noch im 18. Jh. wurde in der Niederlausitz am Donnerstag vor Weihnachten auf den Dörfern „der Alte geführt“ (starego wozyś). Ein als Alter verkleideter Bursche ging mit der Alten (mit Buckel und Krückstock) von Haus zu Haus, am Donnerstag nach Weihnachten ein als Braut und Bräutigam verkleidetes Paar in Begleitung des Brautführers (młodego wozyś). Dafür gab es Eier, Speck, Wurst oder Geld. Am Andreastag (30. November) war ein in Pelz gehüllter, strohumwickelter Ruprecht (umprecht) mit Glöckchen und Rute unterwegs (umprechta wozyś), ähnlich wie Bär oder Schimmelreiter, Erbsbär oder Storch – Gestalten, die auch beim Zampern (→ Fastnacht) in dieser Region auftraten. In der Oberlausitz ging das Christkind (bože dźěćo) in Gesellschaft des Ruprechts (rupanc) umher. Diese Aufgaben übernahmen vermutlich Ende des 18. Jh. Heilige der Kirche: Barbara, Nikolaus oder das Christkind, die an den Adventssonntagen, zu Weihnachten bzw. bis Neujahr ihre Umzüge hielten. Beim gemeinsamen Auftritt des Christkinds und des Ruprechts spendete Ersteres Äpfel, Nüsse u. a. kleine Gaben, Letzterer hingegen schwang die Rute.

„Borborka“; Fotograf: Jürgen Matschie

Bis in die 2. Hälfte des 20. Jh. suchte man um Heiligabend bzw. während der Zwölfnächte durch verschiedene Verrichtungen oder Unterlassungen Glück, Gesundheit und Fruchtbarkeit für Haus und Hof zu erlangen. Viele erinnern sich noch, dass man neun (anderswo zwölf) verschiedene Stollen gekostet haben musste. Zwischen Weihnachten und Neujahr durfte keine Wäsche gewaschen, keine laute Arbeit getan und nichts verborgt werden; zu Heiligabend „lud“ man Obstbäume zum Mittagessen und dergleichen. Auch wenn das Zauber- und Orakelwesen weitgehend aufgegeben wurde, ist es im Bewusstsein der Bevölkerung weiter präsent. Vereinzelt werden heute am Barbaratag (4. Dezember) Kirschzweige geschnitten, damit sie am Heiligabend blühen, was Glück, Liebe oder Fruchtbarkeit verhieß.

Um 1800 stand im Mittelpunkt der kargen Hausfeier zu Heiligabend die Vesper, obersorb. swačina, niedersorb. swacyna. Im Niedersorbischen heißt der Weihnachtsabend gwězdka ,Sternchen; Morgenstern‘, im Obersorbischen dagegen patoržica, eine Zusammensetzung von torhošćo ,Marktplatz‘, mit der die Bedeutung verneinenden Vorsilbe pa-, was so viel bedeutet wie ,Tag, an dem nicht gehandelt werden darf‘. Am Heiligabend sollte es neun Speisen bzw. zumindest neun Zutaten geben. Es wurde ein Brei aus neun Getreidearten gekocht, darunter Erbsen, wovon alle, selbst die Haustiere, essen mussten. Auch Hering mit Erbsen oder Klöße mit Mehl und Mohn, in Milch gekocht, waren beliebt. Auf dem Weihnachtstisch lagen u. a. Christstriezelchen (niedersorb. kołacki). Ältere Personen beschenkten einander nicht, sie gingen lediglich zum Gottesdienst; Wohlhabende gaben dem Priester eine Geldspende als Weihnachtsopfer.

„Janšojski bog“ (Jänschwalder Christkind); Nowy Casnik

Eine erste vorweihnachtliche Bescherung wurde um 1840 beschrieben: Das Christkind, ein in regionale Festtagstracht gekleidetes und mit weißem Schleier verhülltes Mädchen, hält in der einen Hand eine Rute mit Klingel, in der anderen ein weißes Tuch. Darin birgt es die Äpfel und Nüsse, die es vom Hausherrn zuvor heimlich erhielt. Feierlich tritt es in die Stube und fragt: „Sind gute Kinder da?“ Diese werden aufgefordert, einige Sprüche oder Verse aufzusagen. Wer dabei stockt oder nichts zu sagen weiß, bekommt leichte Schläge; wer seine Sache gut macht, wird gelobt und beschenkt. Das Christkind (bože dźěćo in der Oberlausitz, borborka um Wittichenau, bog um Jänschwalde, bože dźěćetko oder dźećetko im Kirchspiel Schleife bzw. in der Schleifer Region) wurde von einem in gewendeten Pelz gekleideten Mann als Ruprecht (rumprich, rumpodich) begleitet. Die meisten Heischegänge versiegten in den 1950er Jahren, das Fest wird inzwischen von überregionalen Weihnachtsbräuchen bestimmt.

In einigen Regionen der Niederlausitz, so in Jänschwalde, ging das Christkind noch bis 1970 von Haus zu Haus. Als die Spinnstubengemeinschaften nach 1945 auch in der Schleifer Region verschwanden (→ Spinnstube), führten die Sänger die Tradition des dźěćetko noch einige Jahre fort. Seit 1980 wird das Bescherkind zu Weihnachtsfeiern in Kindergärten, Schulen oder Seniorenheime geladen, neuerdings ist es auch auf Weihnachtsmärkten anzutreffen. In katholischen Dörfern um Wittichenau geht die borborka am Vorabend des 4. Dezember, begleitet von zwei Ruprechten, von Haus zu Haus. Am Nikolaustag (6. Dezember) erscheint der Hl. Nikolaus als Bischof im roten Mantel, mit Bischofsmütze, weißem Bart und Krummstab, ebenfalls von zwei oder drei Ruprechten eskortiert. Seit einigen Jahrzehnten stellen auch sorbische Kinder am Vorabend des 6. Dezember geputzte Schuhe oder Stiefel vor die Tür, um vom Nikolaus beschenkt zu werden.

Drehbaum im Wendischen Museum in Cottbus

Bis ins 19. Jh. stand im sorbischen Bauernhaus meist die Weihnachtspyramide auf dem Tisch, d. h. ein Holzgestell, auf dem drei oder vier verschieden große, mit Kerzen besetzte und buntem Papier beklebte, mit Blumen, vergoldeten Nüssen u. Ä. geschmückte Kränze übereinander angebracht waren. Als sich der Weihnachtsbaum durchzusetzen begann, vervollkommnete man im Spreewald, wo keine Nadelbäume wachsen, die Pyramide zum sog. drebom (Drehbaum), d. i. ein drehbares, auf stählerne Spitzen gestecktes Holzgestell, mit Silberpapier, Glaskugeln oder -perlen, Zuckerzeug u. Ä. verziert. Die oben aufgesetzten Flügel bewegen die Pyramide infolge der von Kerzen aufsteigenden Wärme. Seit den 1920er Jahren hielt auch hier der Weihnachtsbaum Einzug.

Zum Jahreswechsel sind außer einigen Formen von Abwehr- und Glückszauber nur wenige Traditionen bekannt. Evangelische Sorben gingen am Altjahrsabend, Katholiken am Neujahrstag in die Kirche. Erst seit den 1950er Jahren wurde das neue Jahr mit Feuerwerk begrüßt, später kamen auch in den Dörfern Silvesterfeiern hinzu. In den katholischen Gemeinden geht in den Wochen nach Neujahr der Pfarrer zur Häuserweihe.

Am Dreikönigstag (6. Januar) fand in der Niederlausitz die jährliche Gemeindeversammlung, woklapnica oder gromada, statt. Die dort gefassten Beschlüsse hatten angeblich lange Bestand. Auf der Versammlung „klopfte“ man alle wichtigen Ereignisse des Vorjahres in der Gemeinde ab. Diejenigen, die im Vorjahr eine Wirtschaft erworben hatten, „erkauften“ sich das Gemeinderecht, indem sie eine Spende in die Kasse gaben, die gewöhnlich in Schnaps umgesetzt wurde. Die woklapnica wird bis heute in vielen Dörfern der Niederlausitz abgehalten.

Lit.: M. Walde: Sorbische Weihnacht, Bautzen 1994.

Metadaty

Titl
Hodowne nałožki
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Hodowne nałožki
Awtor:ka
Wałda, Měrćin
Awtor:ka
Wałda, Měrćin
Klučowe słowa
nałožki; cyrkej; tradicija; zyma; křesćanstwo
Klučowe słowa
nałožki; cyrkej; tradicija; zyma; křesćanstwo
Zjeće wobsaha

Nałožki wokoło swjedźenja narodźenja Chrystusa 25.12. w adwentskim a hodownym času. Pola Serbow su so wšelake lokalne tradicije zdźerželi.

Zjeće wobsaha

Nałožki wokoło swjedźenja narodźenja Chrystusa 25.12. w adwentskim a hodownym času. Pola Serbow su so wšelake lokalne tradicije zdźerželi.

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Im Sorabicon 1.0 zu finden unter
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