Die Region Schleife gehört zu jenen Teilen des sorbischen Siedlungsgebiets in Sachsen, die seit vielen Jahrzehnten vom Braunkohlenbergbau direkt betroffen sind. Umsiedlungen von mehreren Ortsteilen und gravierende Einschnitte in die historisch gewachsene Kulturlandschaft beschleunigten dabei den Verlust von Praxis und Wissen um das regionale sorbische Kulturerbe. Besonders betroffen ist davon die regionale Variante der sorbischen Sprache, das Schleifer Sorbisch, wovon nur vereinzelte Sprachdokumentationen existieren und nur noch wenige Sprachträger verblieben sind, die zudem fast ausschließlich der ältesten Generation angehören. Dem Schleifer Sorbisch droht das Aussterben und der Region Schleife damit das Wegbrechen eines elementaren Identifikationsfaktors und grundlegenden, an die Sprache gebundenen Zugangs zum lokalen Wissen um materielles wie immaterielles Kulturerbe. Um das sprachliche Erbe der Schleifer Region und den damit verbundenen Zugang zum (im)materiellen sorbischen Kulturerbe für kommende Generationen zu sichern und im Zuge des Strukturwandels für endogene Entwicklungsprozesse nutzbar zu machen, existieren bereits verschiedene Initiativen durch lokale Akteure. Für eine koordinierte Notinventarisation des noch zugänglichen Sprachwissens sowie für eine systematische Bündelung und nutzerfreundliche Zugänglichmachung aller verfügbaren Sprachdaten bedurfte es jedoch wissenschaftlicher Unterstützung. Das Sorbische Institut hat daher am Beispiel des Schleifer Sorbischen einen Prototyp für eine digitale Informationsplattform zu sorbischen Sprachlandschaften entwickelt. Eine solche Informationsplattform ermöglicht es lokal engagierten Akteuren, aus dem Kulturerbe ihres konkreten Lebensumfeldes heraus ideelle wie materielle Inwertsetzungen zur Bewältigung des Strukturwandels zu entwickeln. Sie bietet für jeden zugängliches Wissen über die sorbische Prägung in der jeweiligen Region und bildet damit die Grundlage für eine interkulturell angelegte Heimatkunde. Aber auch ökonomischen Wertschöpfungen wie im Kulturtourismus oder der Kreativwirtschaft kann mit einer solchen digitalen Informationsplattform der Weg geebnet werden.