Haupttreffen der Schadźowanka bis 1960 (hlej cyle deleka)
| 1875 |
Crostwitz |
1911 |
Wittichenau |
| 1876 |
Crostwitz |
1912 |
Großpostwitz |
| 1877 |
Hochkirch |
1913 |
Nebelschütz |
| 1878 |
im „Posthorn“ bei Schwarzadler |
1916 |
Crostwitz |
| 1879 |
Neschwitz |
1919 |
Bautzen |
| 1880 |
Göda |
1920 |
Bautzen |
| 1881 |
Königswartha |
1921 |
Hoyerswerda |
| 1882 |
Crostwitz |
1922 |
Nebelschütz |
| 1883 |
Hochkirch |
1923 |
Gröditz |
| 1884 |
Radibor |
1924 |
Obergurig |
| 1885 |
Neschwitz |
1925 |
Crostwitz |
| 1886 |
Weißenberg |
1926 |
Groß Särchen |
| 1887 |
Großpostwitz |
1927 |
Schleife |
| 1888 |
Uhyst am Taucher |
1928 |
Radibor |
| 1889 |
Malschwitz |
1929 |
Hochkirch |
| 1890 |
Baruth |
1930 |
Wittichenau |
| 1891 |
Panschwitz |
1931 |
Purschwitz |
| 1892 |
Wittichenau |
1932 |
Obergurig |
| 1893 |
Königswartha |
1933 |
Panschwitz |
| 1894 |
Hochkirch |
1934 |
Dreikretscham |
| 1895 |
Gaußig |
1935 |
Lohsa |
| 1896 |
Gröditz |
1936 |
Crostwitz |
| 1897 |
Großpostwitz |
1946 |
Königswartha |
| 1898 |
Kleinwelka |
1947 |
Hochkirch |
| 1899 |
Crostwitz |
1948 |
Uhyst/Spree |
| 1900 |
Oßling |
1949 |
Crostwitz |
| 1901 |
Göda |
1950 |
Werben |
| 1902 |
Lohsa |
1951 |
Bautzen |
| 1903 |
Malschwitz |
1952 |
Bautzen |
| 1904 |
Uhyst am Taucher |
1953 |
Malschwitz |
| 1905 |
Panschwitz |
1954 |
Wittichenau |
| 1906 |
Neschwitz |
1955 |
Hochkirch |
| 1907 |
Hochkirch |
1956 |
Panschwitz |
| 1908 |
Purschwitz |
1957 |
Trebendorf |
| 1909 |
Ralbitz |
1958 |
Lohsa |
| 1910 |
Klix |
1959 |
Radibor |
|
|
1960 |
Jänschwalde |
Seit 1875 einmal, zeitweise bis zu dreimal jährlich stattfindendes
Treffen (von obersorb.
schadźować so, niedersorb.
schadowaś se
,sich treffen‘) der sorbischen Studenten und Gymnasiasten, auch Vollversammlung
der studentischen Jugend und Forum für Auseinandersetzung mit der älteren
Intelligenz.
Schadźowanka (Oberlausitz): Die nach der deutschen
Reichseinigung von 1871 auftretende Jungsorbische Bewegung schuf sich mit der Schadźowanka einen
regelmäßigen Anlass, bei dem Studenten sowie Lehrer und ältere Schüler an
wechselnden Orten der Oberlausitz
zusammenkamen, um über aktuelle nationale Fragen zu debattieren. Auf Initiative
der beiden Vorsitzenden der sorbischen Studentenvereine in Leipzig und Prag, Arnošt Muka und
Jakub Bart-Ćišinski, im August
1875 erstmals nach Crostwitz
einberufen, sollten die Vertreter der jungen Generation zur Schadźowanka
regelmäßig über ihre Tätigkeit und ihre Vorhaben berichten. Das erste
anspruchsvolle Projekt der obersorbischen Studenten war die Herausgabe der
Schriften von Handrij Zejler.
Schadźowanka in Ralbitz, 1909; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen
Institut
Als Sprachrohr dienten den Studenten 1877–1881 die eigene Zeitschrift „Lipa Serbska“, nach
1882 die Kulturzeitschrift „Łužica“, 1919–1937 die Zeitschrift „Serbski
Student“, die als interne kritische Zeitschrift noch einmal 1988–1990 erschien.
Organisatorisch bildete die Schadźowanka bis 1919 eine Vereinigung mit Charakter
eines studentischen Dachverbandes mit eigener Satzung, der ein „Hauptältester“
(„hłowny starši“) – im Wechsel besetzt durch die Vereine in Leipzig und Prag –
vorstand. Höhepunkte waren die „Haupttreffen“ in den Sommerferien, die bis auf
wenige Ausnahmen in Dörfern abgehalten wurden. Die Teilnehmer suchten den
Kontakt zur bäuerlichen Bevölkerung und zum örtlichen Vereinswesen, gestalteten Theater- und
Konzertaufführungen und forderten zu Diskussionen über Sprache und Kultur
heraus. In der Anfangsphase kamen zu Ostern und zu Weihnachten kleinere
Zusammenkünfte in Bautzen hinzu.
Schülerchor „Serbska kulturna brigada“ auf der 94. Schadźowanka, 1968;
Fotograf: Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs erhielten die Studenten nur 1916 die Genehmigung zur 40.
Schadźowanka. Ab 1919 übernahm der Bund der Lausitzisch-wendischen
Studentenschaft (Zwjazk łužisko-serbskeho studentstwa) die Ausrichtung des
Konvents und modifizierte vielfach Inhalt und Form. 1925 verbreiteten die
Studenten ihr erstes satirisches Heft „Šeršeń“ (Hornisse). 1927 fand die
Schadźowanka erstmals in der mittleren Lausitz, in Schleife, statt und wurde von einer
antisorbischen Pressekampagne begleitet. Schon in den 1920er Jahren stand die
Schadźowanka unter geheimer staatlicher Aufsicht durch die Wendenabteilung. Nach der Machtübernahme
der Nationalsozialisten unter Polizeibeobachtung gestellt, wurde 1936 beim
letzten Treffen die Aufführung des allegorischen Stücks „Paliwaka“ (Der
Lindwurm) von Jurij Wjela vor 5 000
Zuschauern auf der Kopschiner
Schanze von Hitler-Anhängern massiv gestört.
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schadźowanka von sorbischen Studenten wiederbelebt.
Beim ersten Treffen Ostern 1946 in Radibor ehrten die Anwesenden mit einer Gedenktafel ihren
ehemaligen Vorsitzenden Alojs
Andricki, der im KZ Dachau umgekommen war. Im August in Königswartha stellten sie einen Obelisk zum
Dank für die Befreiung des sorbischen Volkes durch slawische Soldaten auf (→ Denkmale). Ab 1947 wurde die Schadźowanka zum mehrtägigen politischen
Bildungslager bzw. zur „Arbeitskonferenz“. Nach 1948 übernahm allmählich die Domowina die Organisation; sie
gründete im August 1951 für Studierende und Oberschüler den Hochschulverband
„Jan Skala“, der das
Ferientreffen, oft im Zusammenhang mit eigenen Delegiertenversammlungen, mit
einem Kulturprogramm nichtstudentischer Künstler und Tanz versah.
Ab 1961 fand die Schadźowanka regelmäßig Ende November in Bautzen statt und entwickelte sich
zu einem abendlichen Ball der sorbischen Intelligenz, z. T. mit
Bildungsveranstaltungen im Vorfeld. Ab 1966 durften Studenten und Schüler das
Kulturprogramm erneut mit eigenen Beiträgen füllen, u. a. von den
Studentenkabarettgruppen „Wětřikec hólcy“ a „Překlepany Serb[p]“. Seit 1967 wird
das Satireblatt „Šeršeń“ im Saal verkauft.
Nach der politischen Wende übernahmen die
Mitgliedsverbände des erneuerten Bundes sorbischer Studenten die Verantwortung
für das Treffen, seit 1994 trägt, organisiert und koordiniert die Stiftung für das
sorbische Volk die Veranstaltung mit Chören, instrumentellen
Darbietungen und Kabarett der Studenten. Zwischen 1993 und 2005 wurde als
Ausrichtungsort die Mehrzweckhalle „Jednota“ in Crostwitz gewählt, seit 2006
findet die Schadźowanka wieder in Bautzen statt.
Obersorbisches Satireheft zur Schadźowanka; Sorbisches Kulturarchiv am
Sorbischen Institut
Niedersorbisches Satireheft zur Schadowanka; Sorbisches
Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Schadowanka (Niederlausitz): Die Jungsorbische Bewegung beeinflusste
auch die studierende Jugend in der Niederlausitz. Nachdem diese sich 1891 zum „Zwěstk serbskich
pśijaśelow“ (Bund wendischer Freunde) vereinigt hatte, organisierte sie zusammen
mit obersorbischen Studenten 1893 ein vergleichbares Treffen mit Konzert in
Burg (Spreewald). Die nächsten
Zusammenkünfte bis 1900 fanden meist in Werben statt. Die niedersorbischen Studenten sammelten Spenden
für eine Ausgabe der Schriften des in den USA lebenden niedersorbischen Dichters
Mato Kosyk. 1897–1911 gehörte ein
niedersorbischer Student zum jeweiligen Vorstand der obersorbischen
Schadźowanka.
Seit Gründung der Sorbischen Erweiterten Oberschule in Cottbus 1952 nahmen Niedersorben regelmäßig an der Schadźowanka
in der Oberlausitz teil. Mit der gewachsenen Zahl niedersorbischer Studenten und
Akademiker begründete der Hochschulverband im Herbst 1984 eine eigene
niedersorbische Schadowanka, die seither jährlich Anfang Dezember in Cottbus
ausgerichtet wird. Das Satireblatt trägt hier den Namen „Slěpik“ (Stechfliege).
Das kulturelle Programm dieser inzwischen traditionellen Veranstaltung wird
hauptsächlich von niedersorbischen Gymnasiasten gestaltet.
Lit.: Almanach k wopomnjeću dźesateje hłowneje schadźowanki serbskeje studowaceje
młodosće, Budyšin 1884; Almanach k česći jubilejnej 80. schadźowance w Kulowje
[…], Budyšin 1954; Kwětki. Wuběrk literarnych dźěłow serbskeho studentstwa, Hg.
I. Juršikowa/M. Völkel, Budyšin 1974.
Haupttreffen der Schadźowanka bis 1960