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Serbska ludowa banka
Martin Kasper a Peter Schurmann

Mitarbeiter vor der Wendischen Volksbank auf der Äußeren Lauenstraße in Bautzen, um 1920; Repro: Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Sorbische Kreditanstalt und Aktiengesellschaft (kurz: Serbobanka) während der Weimarer Republik mit Hauptsitz in Bautzen. Sie wurde am 19.9.1919 gegründet und übernahm die ab Juli 1919 für kurze Zeit bestehende Wendische Sparkasse/​Serbska nalutowarnja. Am 15.12. ins Geschäftsregister beim Amtsgericht Bautzen eingetragen, wurde die Wendische Volksbank vom Lehrer Jan Bryl (Bautzen) und Hanzo Mudra (Schleife) geleitet. Dem neunköpfigen ersten Aufsichtsrat gehörten sorbische Persönlichkeiten aus der Ober- und Niederlausitz an. Ziele der Bank waren der Aufbau eines Geld- und Kreditwesens zur Unterstützung sorbischer Bauern und Handwerker sowie die Erhaltung und Verbesserung der »materiellen Existenz breiter Schichten der sorbischen Bevölkerung«. Die Gründung entsprach dem Wunsch nach finanzieller Absicherung der nationalen und kulturellen Bestrebungen.

Das Grundkapital der Wendischen Volksbank umfasste zunächst rund 300.000 Mark, es wurde in den folgenden Monaten durch die Prager Kreditbank deutlich erhöht. Diese setzte 1920 Błažij Posedel als neuen Direktor ein. Die zu Beginn mindestens 180 Aktionäre kamen aus beiden Lausitzen. Innerhalb weniger Monate wurden Filialen (Cottbus 1921, Hoyerswerda 1922) und Agenturen in Sachsen (Baruth, Crostwitz, Hochkirch, Kamenz, Königswartha) und Preußen (Groß Särchen, Lohsa, Uhyst, Wittichenau und Werben) eingerichtet. Damit wollten die Betreiber »den kulturellen und wirtschaftlichen Bedürfnissen« der Ober- und Niederlausitz entgegenkommen. 1925 waren an den Standorten Bautzen (ab 1923 im Wendischen Haus in Bautzen), Cottbus und Hoyerswerda insgesamt 23 Mitarbeiter angestellt (im Verhältnis 11/7/5), bis 1928 wuchs deren Zahl auf 26.

Bankangestellte im Wendischen Haus in Bautzen, 1926; Repro: Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Sorbische Vereine (→ Vereinswesen) und Institutionen mit Sitz in Bautzen und Cottbus richteten bei der Wendischen Volksbank Konten ein. Dazu zählten die Maćica Serbska, die Schmaler’sche Druckerei und Buchhandlung und der am 26.5.1919 in Bautzen gegründete Serbske hospodarske towarstwo (Wendischer Wirtschaftsverein) mit Filialen in Wittichenau und Cottbus. Der mehrheitlich bäuerlichen sorbischen Bevölkerung wurden Kredite zu günstigen Konditionen angeboten, um ihre soziale Lage zu verbessern und ihren kulturellen Bestrebungen zugleich einen größeren materiellen Spielraum zu verschaffen. Es entsprach dem Konzept des Unternehmens, sich weniger der Industrie als vielmehr den Bauern, Handwerkern und Gewerbetreibenden zuzuwenden. Ende 1925 betrug die Gesamtzahl der Bankkonten 2 174. Der Reingewinn im abgelaufenen Geschäftsjahr erreichte über 16.000 Mark und stieg bis 1928 auf fast 25.000 Mark. 1932 zählte die Wendische Volksbank nahezu 4 000 Kunden. Sie unterstützte u. a. Auftritte sorbischer Kulturgruppen in beiden Lausitzen und spendete für die Betroffenen von Hochwasser im Spreewald.

Erstes Filialgebäude in der Sandower Straße in Cottbus, um 1922; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Hauptsitz der Bank im Wendischen Haus in Bautzen ab 1923; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Nach Ansicht des Juristen Jan Cyž, der ab 15.5.1926 die Cottbuser Filiale leitete, gehörten zu den Kunden vor Ort relativ wenige Sorben, meist nur einzelne Inhaber von Handwerksbetrieben sowie Bauern. Auch Jan Skala erkannte in der Wendischen Volksbank keine Volksbank im eigentlichen Sinne. Immerhin war es J. Cyž gelungen, die Bilanz der Gesellschaft zeitweilig zu verbessern. Am 2.6.1928 konnte ein repräsentativer Neubau in Cottbus eingeweiht werden, der zugleich der Maśica Serbska als Vereinshaus diente. Er kostete 115.000 Mark und war die größte Investition in der Geschichte der Bank.

Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise spitzte sich die ohnehin schwierige Lage der Wendischen Volksbank zu. Zwar erfolgte noch die Übernahme durch die Landwirtschaftliche Handels- und Industriegesellschaft m. b. H. in Prag, doch 1930 wurde Bankdirektor Posedel entlassen. Unter seiner zehnjährigen Leitung hatte die »Kontrolle der Kreditgebung vollständig versagt«. Am 8.6.1932 musste die Wendische Volksbank Insolvenz anmelden, nachdem der Versuch gescheitert war, beim Finanzministerium in Berlin Hilfe für die Sanierung zu erwirken.

Allein in Preußen waren von dem Konkurs etwa 600 Firmen betroffen, die nun ihre Kredite umgehend zurückzahlen mussten und nicht mehr frei über ihr Konto verfügen konnten. Als »Aktiengesellschaft in Liquidation« war die Wendische Volksbank unter der Leitung von J. Cyž am Hauptsitz Bautzen bemüht, die Kapitalgesellschaft in eine Genossenschaft umzuwandeln. Ende 1932/​Anfang 1933 wurden in Bautzen und Hoyerswerda diesbezügliche Filialen mit der Bezeichnung Lausitzer Wirtschaftsbank gebildet. In Cottbus dagegen wurde die einstige Filiale der Wendischen Volksbank zum 31.7.1933 aufgelöst und ein Jahr darauf das dortige Bankgebäude verkauft. Von diesem Geld wurden nach Rückgabe sämtlicher Sicherheiten an ausländische Kreditgeber noch 1935 im laufenden Insolvenzverfahren Guthaben von Kunden zur Ausschüttung gebracht. Die endgültige Auflösung erfolgte spätestens Anfang 1937, weil auch auf regionaler Ebene keinerlei Interesse vorhanden war, die Wendische Volksbank zu sanieren. Damit brach ein finanzökonomisches Unternehmen der Sorben zusammen, welches sich sowohl auf eigenen Formularen als auch in öffentlichen Adressbüchern und weiteren deutschsprachigen Publikationen stets zweisprachig präsentiert hatte.

Werbeannonce in einer deutschen Publikation, 1927; Repro: Sorbische Zentralbibliothek am Sorbischen Institut

Lit.: J. Serbin: Serbske stawizny w zańdźenosći a přitomnosći z podrobnym rozpominanjom serbskeho wojowanja wo kulturnu samostatnosć Łužiskich Serbow, Bautzen 1920; A. Simon: Zum Zusammenbruch der »Serbska Ludowa Banka – Wendische Volksbank AG« in der Weltwirtschaftskrise 1929/32, in: Lětopis B 9/1 (1962); M. Kasper: Geschichte der Sorben, Band 3, Bautzen 1976; J. Cyž: W tlamje ječibjela. Dopomnjenki na lěta 1926 do 1944, Bautzen 1984; S. Musiat: Sorbische/ Wendische Vereine 1716–1937. Ein Handbuch, Bautzen 2001; P. Schurmann: Sorbische/​Wendische Institutionen in der Weimarer Republik. Zur Geschichte der Cottbuser Filiale der Wendischen Volksbank, in: Lětopis 58 (2011) 2.

Metadaty

Titel
Serbska ludowa banka
Titel
Serbska ludowa banka
Awtor:ka
Kasper, Martin; Schurmann, Peter
Awtor:ka
Kasper, Martin; Schurmann, Peter
Klucowe słowa
banka; drustwo; institucija; kreditownistwo; Górna Łužyca; Dolna Łužyca; Weimarska republika; pjenjeze
Klucowe słowa
banka; drustwo; institucija; kreditownistwo; Górna Łužyca; Dolna Łužyca; Weimarska republika; pjenjeze
Zespominanje

Kreditowy institut a akcijowe towaristwo (krotko: Serbobanka) serbskego narodnego gibanja w casu Weimarskeje republiki z głownym sedłom w Budyšynje.

Zespominanje

Kreditowy institut a akcijowe towaristwo (krotko: Serbobanka) serbskego narodnego gibanja w casu Weimarskeje republiki z głownym sedłom w Budyšynje.

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Im Sorabicon 1.0 zu finden unter
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