Gelehrte sorbischer Herkunft, die im 15./16. Jh. die geistige Bewegung des Humanismus
vertraten, die in Wissenschaft und Kunst die Wiederbelebung der
griechisch-römischen Antike zum Ideal erhob. In der Epoche der Renaissance, d.
h. zwischen Mittelalter und Neuzeit, griff diese gegen die Scholastik gerichtete
Strömung ab Ende des 14. Jh. von Italien aus auf andere europäische Länder über.
Die Nähe humanistischer Universitäten wie Wittenberg, Leipzig,
Frankfurt (Oder) und Krakau zur Lausitz veranlasste ab ca. 1500 auch junge Sorben dort zu
studieren.
Jan Rak (Ioannes Rhagius Aesticampianus; 1457–1520)
aus Sommerfeld/heute: Lubsko (Polen) in der östlichen Lausitz studierte in Krakau
und Bologna und war u. a. Professor
in Mainz und Frankfurt (Oder), wo
Ulrich von Hutten zu seinen
Studenten zählte. Rak, der zweimal zum Poeta laureatus gekrönt wurde, hat nur in
Latein publiziert, besonders Lyrik. Er war auch beteiligt an den satirischen
„Dunkelmännerbriefen“.
1525 wurde in Bautzen
Caspar Peucer als Sohn eines
Handwerkers und Viertelhauptmanns geboren; er studierte Philologie, Mathematik,
Astronomie und Medizin in Wittenberg und Frankfurt (Oder). Ab 1548 lehrte er an
der Universität Wittenberg, später wurde er Leibarzt des Kurfürsten von Sachsen.
Als Kryptocalvinist denunziert, fiel er in Ungnade und blieb zwölf Jahre auf der
Leipziger Pleißenburg in Haft. Erst 1586 wurde er entlassen und lebte danach als
Hofarzt in Dessau, wo er 1602 starb.
Im Auftrag seines Schwiegervaters Philipp
Melanchthon knüpfte Peucer Verbindungen zu Universitäten in
Siebenbürgen und Oberungarn, zur evangelischen Kirche in Slowenien und zur
Brüderkirche in Böhmen. Er verfasste auf Latein Werke zur Arithmetik, Geometrie,
Astronomie, Theologie, Medizin und Geschichte. Sein einziges poetisches Werk,
„Idyllium Patria“ (1594), ist ein Länderlob der Lausitz von der Vorgeschichte
bis zur Gegenwart des Autors.
Caspar Janitius (Jänichen, Jentsch)
wurde um 1550 in Bautzen geboren und studierte in Wittenberg Theologie. Er war
zunächst Lehrer in Bautzen und Stadtschreiber in Löbau, dann Rektor an Schulen in Lauban/heute: Lubań (Polen) und Zittau, wo er 1586 die Tradition der
Schulkomödien begründete. Von der Kreuzschule in Dresden offenbar als Kryptocalvinist vertrieben, ging er wieder
nach Bautzen, wo er 1597 starb. Auch er hat nur lateinische Werke hinterlassen,
darunter eine satirische Darstellung des Alltags an der Bautzener Ratsschule
(1576).
Aus Cottbus stammte Jakub Janus (Jacobus Janus; um 1530–1583),
der als Wittenberger Student zu dem Kreis von Sorben um Melanchthon zählte. Sein
pädagogisches Wirken in Schlesien, Mähren, Oberungarn und schließlich als
Geistlicher in der Niederlausitz stand im Zeichen der Reformation. Nach Art der
Humanisten schrieb Janus seine historischen und theologischen Werke sowie Poesie
– darunter ein gereimter Katechismus von 1557 – auf Latein.
Jan Bok oder Bock (Johannes Bocatius;
1569–1621) aus Vetschau studierte an
der Dresdener Kreuzschule, in Iglau
und Frankfurt (Oder). Nach dem Magisterexamen in Wittenberg (1593) wurde er
Rektor der Schule in Eperies/heute:
Prešov (Slowakei), später lebte
er als Prediger, Notar und Stadtrichter in Kaschau/heute: Košice (Slowakei). 1605 als Legat des aufständischen Fürsten
von Siebenbürgen Gábor Bethlen in
Prag zum Tode verurteilt, konnte
Bok mithilfe seiner Frau fliehen. Er nahm 1621 seinen Sitz in Ungarisch Brod/heute: Uherský Brod (Tschechien), wo er auch
starb. Er hat poetische Werke in lateinischer und deutscher Sprache
veröffentlicht und wurde Poeta laureatus.
Lit.: R. Jenč: Stawizny serbskeho pismowstwa, Band 1, Bautzen 1954; K. Lorenc:
Sorbisches Lesebuch/Serbska čitanka, Leipzig 1981; Podstupimske pśinoski k
Sorabistice/Potsdamer Beiträge zur Sorabistik, 1 (2000); Serbska poezija 50 –
Basnje humanistow, Hg. L. Udolph, Budyšin 2004.