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Serbski dom w Budyšynje (II)
Maria Mirtschin a Měrćin Völkel

1947 bis 1956 in der Tradition nationaler Vereinshäuser des 19. Jh. errichtetes Gesellschafts- und Vereinshaus am Postplatz in Bautzen. Schon im Oktober 1945 gab es in den sorbischen Organisationen Maćica Serbska und Domowina Bemühungen zum Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Wendischen Hauses. Die Zeitschrift der Lausitzisch-sorbischen antifaschistischen Front „Naše dźěło“ (→ Zeitschriften) nannte das Projekt ein „Denkmal des lebendigen Sorbentums“, „Zeuge der sorbischen Einigkeit, Treue, nationalen Liebe und des Stolzes“. Das Haus der Sorben sollte Mittelpunkt des sorbischen nationalen, wissenschaftlichen und kulturellen Lebens werden.

Trümmerräumung beim Bau des Hauses der Sorben, 1953; Fotograf: Kurt Heine, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

1946 wurde ein Ausschuss zum Wiederaufbau gegründet. Das alte Grundstück am Lauengraben wurde gegen ein größeres am Postplatz getauscht. Im April 1947 wurde durch das Bauaufsichtsamt der Stadt Bautzen ein Wettbewerb für den Neu- und Wiederaufbau der Gebäude am neuen Ort ausgeschrieben, woran sich Architekten aus ganz Sachsen beteiligten. Eingeschlossen war ein Ideenwettbewerb über die Gestaltung des Hauses der Sorben. Den Zuschlag erhielt das Büro Högg und Rötschke aus Radebeul. Die weitere Ausarbeitung lag bei dem aus Bautzen stammenden Architekten Friedrich Rötschke. Die Bauausführung übernahm die Bautzener Firma Hauser. Am 24.8.1947, zum 100. Jahrestag der Gründung der Maćica Serbska, wurde der Grundstein für den Neubau gelegt. Dem waren Sammlungen für den Wiederaufbau vorausgegangen. Ein Großteil des Spendenfonds ging durch die Währungsreform im Juli 1948 verloren. Die „Serbska młodźina“ (Sorbische Jugend) beteiligte sich mit ihrer Brigadebewegung an der Beräumung des Trümmergrundstücks und der Ziegelbergung. Die Freundesgesellschaften in der Tschechoslowakei, Polen und Jugoslawien unterstützten das Vorhaben mit Baumaterialien.

Das Haus mit drei Obergeschossen und ausgebautem Dachgeschoss sollte den wichtigen innerstädtischen Platz baulich akzentuieren, im Hauptgebäude Räume für die Maćica Serbska und die Domowina bieten. Im Erdgeschoss sollten die Wendische Volksbank, ein Buchladen und eine Gaststätte untergebracht werden. Im ersten Obergeschoss war ein kleiner Saal vorgesehen, für den östlichen Seitenflügel waren Wohnungen, ein Gästehaus und Wirtschaftsräume angedacht. Im Hof war der Bau eines Druckereigebäudes und eines großen Veranstaltungssaals für 800 bis 1 000 Personen geplant. Für die Besucher aus den sorbischen Dörfern waren Pferdeställe und Remisen vorgesehen. Realisiert wurde schließlich nur das Hauptgebäude mit einer repräsentativen Fassade zum Postplatz.

Die Einweihung des Hauses erfolgte am 8.7.1956 im Rahmen des II. Sorbischen Volkstreffens, das in Bautzen stattfand. Das in Sandstein ausgeführte Erdgeschoss hat ein Mittelportal und zwei rundbogige Seitenzugänge zu den Räumlichkeiten, die für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Die Hofzufahrt ist in der Flucht der schon vorhandenen Bebauung angeordnet, versetzt gegen die Hauptfassade. Das erste Obergeschoss mit hohen Fenstern unter Sandsteinverdachungen wird durch einen Balkon mit Balustrade, hinter dem sich der Saal verbirgt, akzentuiert. Der auf Konsolen ruhende Erker an der westlichen Gebäudeecke sollte auf das dahinter befindliche Dienstzimmer des Vorsitzenden der Domowina hinweisen. Die drei Zwerchhäuser mit ihren dekorativen Giebelausbildungen sind eine Reminiszenz an die sorbische Volksbauweise. Die Plastik des Aufbauhelfers an der östlichen Seitenfassade von dem sorbischen Bildhauer Konrad Zenda erinnert an den Anteil der Jugendbrigaden beim Bau des Hauses. Das Treppenhaus zieren bleigefasste farbige Fenster mit Darstellungen sorbischer Bräuche aus vier Regionen (→ Tracht) in der Lausitz nach Entwürfen von Měrćin Nowak-Njechorński (1966).

Haus der Sorben am Postplatz in Bautzen; Fotograf: Rafael Ledschbor

Das Haus der Sorben wird bis heute durch verschiedene sorbische Vereine und Institutionen genutzt. Es ist u. a. Sitz der Verwaltung der Domowina, des WITAJ-Sprachzentrums und der Stiftung für das sorbische Volk. Dem Sorbischen Rundfunk stehen Räume zur Verfügung. Im westlichen Erdgeschoss befinden sich die Ausstellungs- und Verkaufsräume der Sorbischen Kulturinformation, das östliche beherbergte bis 2010 ein Restaurant. Von 1958 bis 1982 war im Haus das Museum des sorbischen Schrifttums untergebracht.

Lit.: J. Ziesche: Architekt Dr.-Ing. Friedrich Rötschke. Projektant des Hauses der Sorben und der Umgestaltung der Stadtapotheke, in: Bautzener Kulturschau 19 (1969) 9; L. Bejmina: Ze stawiznow Serbskeho domu w Budyšinje. Projekt, natwar a kulturnopolitiska funkcija (1873–1956) – přinošk k přeslědźenju kulturnohistoriskich tradicijow serbskeho narodneho hibanja, Lipsk 1982 (Dipl.-Arbeit).

Metadaty

Titel
Serbski dom w Budyšynje (II)
Titel
Serbski dom w Budyšynje (II)
Awtor:ka
Mirtschin, Maria; Völkel, Měrćin
Awtor:ka
Mirtschin, Maria; Völkel, Měrćin
Klucowe słowa
towaristwowy dom; twarjenje
Klucowe słowa
towaristwowy dom; twarjenje
Zespominanje

Wót 1947 do 1956 w tradiciji narodnych towaristwowych domow 19. stolěśa twarjony towarišnostny a towaristwowy dom na postowem naměsće w Budyšynje.

Zespominanje

Wót 1947 do 1956 w tradiciji narodnych towaristwowych domow 19. stolěśa twarjony towarišnostny a towaristwowy dom na postowem naměsće w Budyšynje.

Wopśimjone w zběrce
Wopśimjone w zběrce
Im Sorabicon 1.0 zu finden unter
Im Sorabicon 1.0 zu finden unter

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