Landschaft beiderseits der unteren Spree und der Lausitzer Neiße, als nördlicher Teil der
Lausitz überwiegend in
Brandenburg gelegen. In etwa begrenzt wird sie im Westen von Dahme und Schwarzer
Elster, im Süden durch den Verlauf der Schwarzen Elster, verlängert bis zur
Mündung des Queis in den Bober, im Osten von Oder und Bober und im Norden durch
die Spree bis zur Linie Frankfurt
(Oder), Fürstenwalde, Königs
Wusterhausen, Jüterbog. Der östliche Teil der Niederlausitz kam 1945 an
Polen.
Die Bezeichnung Lausitz geht zurück auf das altsorbische Wort ług (›Sumpfland,
sumpfige Niederung‹). Daraus wurde für die Bewohner der niedersorbische Name
Łužycanarje, lat. Lunsici, Lusizi bzw. deutsch
Lusizer, für die Landschaft Łužyca, deutsch
Lausitz abgeleitet. Ab dem 14. Jh. tauchte für die heutige
Niederlausitz auch die Bezeichnung »Niederland« auf, während die Oberlausitz als »Oberland« galt. Aus diesen
Benennungen entstanden seit Mitte des 15. Jh. in der Kanzlei des Ungarnkönigs
Matthias Corvinus, der von 1469
bis 1490 über beide Lausitzen gebot, die lateinischen Namen Lusatia
superior (Oberlausitz) und Lusatia inferior (Niederlausitz).
In der Niederlausitz selbst findet sich die deutsche Form »Nyderlausitz«
erstmals im Lübbener Urkundenbuch von 1501, die lateinische Version 1506.
Die Landschaft ist durch die Eiszeit geprägt. Infolge des geringen Gefälles sind breite,
häufig überschwemmte Niederungen mit Moorböden, Wiesen und Weiden typisch. Auf
den höher gelegenen Sandflächen breitet sich Heideland mit Kiefernwäldern aus.
Unterhalb von Cottbus teilt sich die
Spree in Fließe, dort verleiht der Spreewald der Region ihr einzigartiges Gepräge. Das Gebiet ist seit
dem 7. Jh. Heimat mehrerer slawischer Stämme (→ Besiedlung), von denen die bis heute in der Niederlausitz
lebenden Sorben oder Wenden
abstammen. Der bedeutendste Stamm waren die Lusizer. Ihr Kerngebiet umfasste die Gegenden um Luckau, Lübben und Cottbus und erweiterte sich im 10. Jh. im Zuge der
inneren Kolonisation weiter nach
Süden, etwa bis zur Schwarzen Elster, in die Spremberger Region und die Senftenberger Region.
Einen weiteren Stamm bildeten die Selpoli mit 20 Burgen und einer Reihe von
Siedlungen zwischen dem späteren Eisenhüttenstadt und Guben. Bei Forst
lag das Siedelgebiet der Nice, während die Zliuvini östlich der Schwarzen Elster
um Schlieben zu lokalisieren waren.
Um 1015 wird das Gebiet Zara erwähnt, das durch umfangreiche Rodungen im Osten
um Sorau/heute: Żary (Polen)
entstand.
Im 10. Jh. verloren die in der Niederlausitz siedelnden sorbischen Stämme ihre politische
Unabhängigkeit. Die eroberten Gebiete wurden in das Ostfränkische Reich
eingegliedert. Ab 965 gehörte die Niederlausitz zur Ostmark, die sich von der
unteren Saale in Nordthüringen bis zum Bober erstreckte. Doch bereits im 11. Jh.
bildete sie eine selbstständige Markgrafschaft, die Mark Lausitz. Um diese
entbrannte in den folgenden Jahrhunderten erbitterte Kämpfe zwischen
verschiedenen Herrscherhäusern und Fürstengeschlechtern. Zwischen 1002 und 1031
war die Mark Lausitz Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen zwischen dem
Polenherzog Bolesław Chrobry und dem
Ostfränkischen Reich. 1034 ging sie in den Besitz der sächsischen Wettiner über,
wo sie bis 1117, unterbrochen von einer kurzzeitigen Verwaltung durch Vratislav von Böhmen (1075–1081), verblieb.
Danach wurden der Markgraf von Meißen, Wiprecht von
Groitzsch, nach dessen Tod 1124 der Markgraf von Brandenburg, der
Askanier Albrecht der Bär, mit ihr
belehnt. Die Versuche der beiden, größere Territorien zu bilden, scheiterten.
1136 kam die Mark Lausitz erneut – diesmal bis 1304 – unter wettinische
Herrschaft. Die Zeit von 1304 bis 1368 war durch häufige Besitzerwechsel,
wiederholte militärische Konflikte und politische Wirren geprägt. Schließlich
gelangten sowohl die Mark Lausitz als auch das Bautzener Land, damals bekannt als Gau
Milska, als Nebenländer an die Krone Böhmen. Ab 1526, als die österreichischen
Habsburger mit Böhmen zugleich die Oberhoheit über das Markgraftum Niederlausitz
erhielten, kehrte relative Ruhe ein. 1623 fiel die Niederlausitz zunächst als
Pfand und von 1635 bis 1815 als erbliches Lehen an die Wettiner. Während dieser
Zeit gehörte sie von 1657 bis 1738 einer Nebenlinie dieser Dynastie, den
Herzögen von Sachsen-Merseburg. Im
Ergebnis des Wiener Kongresses kam
sie 1815 mit der nordöstlichen Oberlausitz an Preußen.
Seit dem 14. Jh. erhoben die sächsischen Wettiner und die brandenburgischen Hohenzollern
Ansprüche auf einzelne Teile der Niederlausitz. Schon im 12. Jh. war das Amt
Dahme dem Erzbistum Magdeburg zugefallen. Seit der zweiten
Hälfte des 14. Jh. zählten die Standesherrschaft Baruth sowie die Ämter Schlieben und Liebenwerda mit Übigau und Wahrenbrück, die zu Sachsen kamen, sowie die zum Amt Großenhain gehörenden Gebiete um Elsterwerda und Mückenberg, die meißnisch wurden, nicht
mehr zum Markgraftum Niederlausitz. Später erwarben die Wettiner die Ämter
Finsterwalde (1425) und
Senftenberg (1448) sowie die
Herrschaft Sonnewalde (1477). Die
Hohenzollern bemächtigten sich 1462 der Herrschaft Cottbus mit Peitz (→ Cottbuser Kreis), 1482 brachten sie das
Herzogtum Crossen/heute: Krosno Odrzańskie (Polen) mit Züllichau und die Herrschaft Sommerfeld/heute: Lubsko (Polen) (→ Östliche Lausitz) sowie 1490 die
Herrschaften Zossen, Bärwalde, Teupitz und 1555 Beeskow und Storkow
(→ Kurmärkisch-wendischer Distrikt) in ihren Besitz. Auch diese Gebiete
gehörten fortan nicht mehr zur Niederlausitz.
Aufgrund dieser häufigen Besitzwechsel, hauptsächlich zwischen Sachsen,
Brandenburg und Böhmen, waren weder das Markgraftum Niederlausitz noch die
daraus ausgegliederten Ländereien jemals Sitz einer selbstständigen
Landesherrschaft und demzufolge keine straff geleiteten, zentralen Territorien,
sondern stets periphere Nebenländer. Die wechselnden Herrschaftsverhältnisse und
die zunehmende Zersplitterung des Markgraftums bewirkten, dass partikulare
Kräfte wie adlige Herrschaften, Klöster und größere Städte eine
Art kollektive Regierung bildeten, die zentralistische Bestrebungen verhindern
konnte. Für die einheimische sorbische und deutsche Bevölkerung bedeutete dies
einerseits eine wachsende soziale Benachteiligung, denn es fehlte eine starke
Zentralgewalt wie in Kursachsen oder Brandenburg, die dem Machtstreben des Adels
entgegenwirkte. Andererseits sah der Adel, der die Bauern zur Bestellung seiner
Äcker benötigte, keine Veranlassung zu germanisatorischen Schritten gegenüber
der alteingesessenen Bevölkerung. Von den kleinen Städten ging kaum eine
Germanisierung aus. So ist zu erklären, dass die Sorben in der Niederlausitz im
Unterschied zu anderen Gebieten zwischen Elbe und Saale im Mittelalter keinen
Sprachverboten ausgesetzt
waren. Das ist einer der Gründe, weshalb sich das Sorbische in der Niederlausitz
ebenso wie in der Oberlausitz, wo ähnliche Verhältnisse herrschten, bis in die
Gegenwart erhalten hat.
Mitte des 15. Jh. lebten in der Niederlausitz etwa 110 000 Menschen, davon waren rund 81 000
Sorben (73,6 %). Am höchsten war ihr Anteil im Kreis Cottbus mit 85 %, im
Markgraftum Niederlausitz einschließlich der Herrschaften Beeskow, Storkow und
Teupitz mit 78 %, in den Ämtern Finsterwalde, Senftenberg, Großenhain und
Mühlberg mit 72 % sowie im Amt
Dahme und der Herrschaft Bärwalde mit 69 %. Bis auf wenige Ausnahmen wurde in
den zur Niederlausitz gehörenden Territorien bis in die zweite Hälfte des 17.
Jh. die sorbische Muttersprache sowohl im kirchlichen als auch im schulischen
Gebrauch respektiert. Die Reformation führte zunächst zu
einer Stärkung des sorbischen Elements, da die neue Lehre, sollte sie für die
Bauern verständlich sein, in deren sorbischen Muttersprache verkündet werden
musste. In den Städten fanden für die Bewohner der eingepfarrten Dörfer und für
die sorbische Stadtbevölkerung gesonderte Gottesdienste statt (→ Wendische Kirchen). Zugleich zeitigte
die Reformation die Anfänge einer sorbischen Literatur in der Niederlausitz (→ Bibelübersetzungen, → Buchdruck). Ein positiver
Aspekt bestand darin, dass nun verstärkt sorbische Theologen in Wittenberg und an der 1506 gegründeten
Landesuniversität in Frankfurt (Oder), wo ab Mitte des 16. Jh. auch sorbische
Sprachübungen stattfanden, ausgebildet wurden. Anders gestalteten sich die
kirchlichen Verhältnisse lediglich in den Ämtern Finsterwalde und Senftenberg,
die zu Kursachsen gehörten und nach der Reformation aus der niederlausitzischen
Kirchenadministration aus- und in die neu geschaffene Landeskirche eingegliedert
wurden. Hier versuchten die Behörden, Maßnahmen zur Zurücksetzung der sorbischen
Sprache durch Gebrauch des deutschen Katechismus, des deutschen Gesangbuchs und
die deutsche Beichte durchzusetzen (→ Calauer Region).
Ab dem zweiten Drittel des 17. Jh. änderte sich die Situation in vielen Territorien
grundlegend: Die bisherige tolerante Sprachenpolitik wich dort einer rigorosen Verdrängung der
sorbischen Sprache und Kultur. Das hing besonders mit dem Aufkommen des
Absolutismus zusammen. Am deutlichsten zeigte sich dieser Prozess im Markgraftum
Niederlausitz. Hier arbeitete das Lübbener Konsistorium auf Anordnung des
Herzogs Christian I. von
Sachsen-Merseburg 1668 einen Stufenplan zur gänzlichen
Abschaffung der sorbischen Sprache aus, der beharrlich das ganze 18. Jh.
hindurch verfolgt und durch weitere Verordnungen aus den Jahren 1729, 1731,
1745, 1790, 1793, 1794, 1796 und 1799 ergänzt wurde (→ Sprachverbote, → Dezemberreskript).
Im Laufe des 17. und 18. Jh. setzte im Kreis Guben, in den Standesherrschaften
Sorau und Forst-Pförten/heute:
Brody (Polen), im Kreis Luckau
sowie im westlichen Teil des Kreises Calau die herrschaftlich angeordnete Abschaffung der sorbischen
Sprache im Gottesdienst ein und es kam zur Einführung der deutschen
Unterrichtssprache in der Schule. Das führte zu einem
spürbaren Rückgang des Sorbischen, das um 1800 im Westen des Kreises Luckau
weitgehend erloschen war und in den übrigen o. g. Gebieten nur noch von der
älteren Generation beherrscht wurde. Innerhalb von 150 Jahren hatte sich die
Zahl der sorbischen Dörfer um über 300 verringert. In den anderen, vormals von
Sorben bewohnten Regionen spielte das Sorbische um 1800 nur noch eine
nachgeordnete Rolle. Das betraf den Kreis Crossen, die Ämter Dahme, Schlieben,
Liebenwerda und Finsterwalde sowie den Kurmärkisch-wendischen Distrikt. So
konnte das Konsistorium in Lübben 1794 feststellen, dass die wiederholt
befohlene »gänzliche Ausrottung der wendischen Sprache an großen Teils Orten der
Provinz erreicht worden ist«.
An der antisorbischen Sprachenpolitik änderte sich in der Niederlausitz auch nach
dem 1815 erfolgten Übergang an Preußen nichts. Zunächst wurde eine neue
Verwaltungsgliederung beschlossen. Die niederlausitzischen Kreise Cottbus,
Calau, Spremberg, Guben, Sorau, Lübben und Luckau gehörten zum Regierungsbezirk
Frankfurt (Oder) der Provinz Brandenburg, wo die Sorben mit knapp 6 bzw. 3 %
eine verschwindende Minderheit bildeten. Lediglich in den Kreisen Cottbus und
Spremberg gab es eine sorbische Bevölkerungsmehrheit. Im Kreis Calau betrug ihr
Anteil ein Drittel, in den Kreisen Guben, Lübben und Sorau lag er zwischen 1 und
6 %. Bereits 1818 erließ die Regierung in Frankfurt eine neue Verordnung zur
Einschränkung der sorbischen Sprache, die für die nächsten Jahrzehnte
Richtschnur blieb. Verstärkt ging man dazu über, deutsche Pfarrer und Lehrer in
sorbischen Parochien zu berufen, das Sorbische im kirchlichen Leben und im
Schulunterricht zurückzudrängen, sorbischen Druckerzeugnissen finanzielle
Beihilfen zu verwehren, ihre Herausgabe zu erschweren oder zu verbieten.
Diese Linie wurde in den folgenden fünf Jahrzehnten nur zweimal kurz
unterbrochen. Das erste Mal zu Beginn der 1840er Jahre, und nochmals Ende der
1850er Jahre – allerdings jeweils nur für ein knappes Jahrzehnt. Die
Kursänderung resultierte beide Male aus der politischen Krise des Staates. Das
Endziel – die Germanisierung der sorbischen Bevölkerung – sollte nun auf
gemäßigte Art erreicht werden. Die veränderte Taktik äußerte sich in einer
stärkeren Beachtung des Sorbischen im Gottesdienst bzw. sorbischsprachiger
Kandidaten bei der Besetzung vakanter Pfarrstellen sowie in einer breiteren
Anwendung des Sorbischen im Unterricht.
1856 wurde sogar fakultativer sorbischer Sprachunterricht am Cottbuser Gymnasium
eingeführt, allerdings 1888 wieder eingestellt. Mit der Erarbeitung mehrerer
sorbischer Schulbücher zwischen 1867 und 1869 und der Festlegung von
verbindlichen Grundsätzen zur Anwendung des Sorbischen im Religions- und
Leseunterricht sollte der Analphabetismus in der Muttersprache überwunden
werden.
Nach der Reichseinigung von 1871 aber lautete erneut die Devise, alles zu
unternehmen, um »die Reste des Wendentums rasch ihrem Ende entgegenzuführen«,
wie es der Oberpräsident der Provinz Brandenburg 1896 forderte. Beschleunigend
wirkte die im zweiten Drittel des 19. Jh. einsetzende Industrialisierung. Sie führte zum massenhaften Zuzug fremder
Arbeitskräfte für den Braunkohlenbergbau um Calau und
Senftenberg sowie für die Textilindustrie um Forst, Cottbus, Spremberg und
Finsterwalde. Sie brachte große Veränderungen in der ethnischen Zusammensetzung
der Region und einen raschen Übergang zur Zweisprachigkeit mit sich. Betrug
die Anzahl der Sorben 1843 in der Niederlausitz nach offiziellen Angaben noch 60 266 Personen, so hatte sie sich 1890 auf 38 047 reduziert. Die Anzahl sorbischer
Kirchspiele verringerte sich von 49 zu Beginn des 19. Jh. auf 26 im Jahr 1870
und 12 um 1900.
Dies waren einerseits ungünstige Voraussetzungen für eine eigenständige nationale
und kulturelle Entwicklung, andererseits forderte die Gefahr eines Verlusts der
ethnischen Identität den Widerstand der Betroffenen heraus. Er erreichte ab den
1880er Jahren mit der Gründung der Maśica Serbska, dem
Entstehen sorbischer Vereine am Lehrerseminar in Altdöbern und am Gymnasium in Cottbus, der Durchführung
sorbischer Konzerte und der Herausgabe sorbischer Zeitschriften
eine neue Qualität. Doch am Ende der Weimarer Republik hatte sich die
Zahl der Sorben in der Niederlausitz auf 17 529 reduziert. 1930 gab es noch drei
Pfarrer und 25 Lehrer mit sorbischer Muttersprache, aber die wenigsten von ihnen
wandten diese im Unterricht an. 1942 wurde sorbischer Gottesdienst auf Anordnung
der NS-Behörden abgeschafft, sorbische Lehrer sollten in deutsche Gebiete
versetzt werden.
Kompliziert war für die Sorben in der Niederlausitz auch der Neuanfang nach dem
Zweiten Weltkrieg. Nach längerem Zögern entschlossen sich die Behörden in
Brandenburg erst 1950 zu einer Förderung der sorbischen Sprache und Kultur,
indem sie das 1948 in Sachsen erlassene Sorbengesetz durch Verordnung inhaltlich auf die Niederlausitz
ausdehnten, den Ausbau des Schulwesens und die Gründung von Institutionen in
Cottbus ermöglichten: 1952 die Sorbische Oberschule, 1953 die sorbische
Rundfunkredaktion (→ Rundfunk), 1954
die Sorbische
Sprachschule und 1955 das selbstständige Wochenblatt »Nowy Casnik«, das
zuvor eine Zeit lang als Beilage der obersorbischen Zeitung »Nowa doba«
erschienen war (→ Zeitungen). Regelmäßige
Gottesdienste in Niedersorbisch finden erst wieder seit 1987 statt.
Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die Förderung der Sorben auf eine neue
Grundlage gestellt. Das Land Brandenburg verabschiedete einige Gesetze sowie
Durchführungsbestimmungen zur Pflege und Erhaltung der sorbischen Sprache, so
1991 das Schulgesetz, das den Sprachunterricht regelt, 1992 die brandenburgische
Landesverfassung, die den Sorben Schutz und Förderung zusichert, und schließlich
1994 das Sorben/Wenden-Gesetz, das das angestammte Siedlungsgebiet der Niedersorben umreißt,
verbindliche Grundsätze zur Wahrung ihrer Interessen festlegt und die Bildung
von sorbischen (wendischen) Räten auf Landes- und Kommunalebene verfügt.
Regelmäßig stattfindende Kulturtage, Treffen von Chören, Feste der Poesie und
Kurse an der Schule für Niedersorbische Sprache und Kultur tragen ebenso zum
Erhalt des sorbischen Ethnikums in der Niederlausitz bei wie seit 1998 das Witaj-Modellprojekt in
Kindergärten und Schulen. Das 1994 eröffnete Wendische Museum in Cottbus,
sorbische Heimatstuben in Dissen und
Heinersbrück, das
Spreewaldmuseum in Lübbenau-Lehde
sowie die Kulturinformation »Lodka« im Wendischen Haus in Cottbus dienen der
Information über die Niedersorben.
Dennoch schreitet die Assimilation weiter fort.
Gegenwärtig gelten in der Niederlausitz etwa 15 000 Menschen ihrer Herkunft nach
als Sorben oder Wenden, von denen allerdings weniger als ein Drittel die
niedersorbische Sprache beherrscht. Im Jahr 2000 zählten zum Siedlungsgebiet der
Minderheit 51 Städte und Gemeinden, neben der Stadt Cottbus 36 Gemeinden im
Spree-Neiße-Kreis, neun im Landkreis Oberspreewald-Lausitz und fünf im Landkreis
Dahme-Spreewald.
Lit.: R. Lehmann: Niederlausitz und Oberlausitz in vergleichender geschichtlicher
Betrachtung, in: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands 7
(1958); R. Lehmann: Geschichte der Niederlausitz, Berlin 1963; P. Kunze: Die
Sorben/Wenden in der Niederlausitz, 2. Aufl., Bautzen 2000; Der Niedersorben
Wendisch. Eine Sprach-Zeit-Reise, Bautzen 2003.