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Buchdruck
von Franz Schön

Verfahren zur Herstellung gedruckter Bücher, das auf eine um 1450 von Johannes Gutenberg entwickelte Technik zurückgeht, die eine serienmäßige Produktion von Büchern ermöglichte. Zur Entstehung des sorbischen Buchdrucks kam es im Zusammenhang mit der Reformation. Den neuen technischen Möglichkeiten gegenüber aufgeschlossene sorbische Geistliche, so der Straupitzer Pastor Albin Moller oder der im Meißnischen Göda wirkende Wjacław Warichius, brachten als Erste für den Kirchengebrauch notwendige Übersetzungen im Druck heraus: Moller 1574 ein niedersorbisches Gesangbuch mit Noten zusammen mit Luthers Kleinem Katechismus und, davon inspiriert, Warichius 1595 einen obersorbischen Kleinen Katechismus (erneut aufgelegt 1597). Beide Drucke besorgte die seit 1552 in Bautzen ansässige Offizin der Druckerfamilie Wolrab – ohne Anwendung von besonderen slawischen Ligaturen. In Frankfurt (Oder) brachten Geistliche aus dem Kurmärkisch-wendischen Distrikt im 17. Jh. etwa ein Dutzend sorbischer religiöser Schriften heraus, von denen nur das „Enchiridion Vandalicum“ (Wendisches Handbuch, eigentlich ein Katechismus, 1610) von Handroš Tara einer bald folgenden systematischen Vernichtung entging. Der Dreißigjährige Krieg und behördliche Eingriffe (→ Dezemberreskript) führten zum Ausfall bzw. zur Verspätung im sorbischen Buchdruck. Erst die Konkurrenz zwischen der gegenreformatorisch gesinnten katholischen Geistlichkeit und den durch die Landstände unterstützten evangelischen Pastoren in der Oberlausitz sowie das Wirken vom Pietismus geprägter Pfarrer in der Niederlausitz brachte es mit sich, dass Bibelübersetzungen, das Gesangbuch und die wichtigsten kirchlichen Gebrauchstexte Ende des 17./​Anfang des 18. Jh. gedruckt vorlagen.

Schmaler’s Buchdruckerei im Wendischen Haus in Bautzen, Postkarte, um 1910; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Diese Bücher entstanden unter Verwendung der Frakturschrift mit einigen spezifischen Buchstaben. Den Druck besorgten in der Oberlausitz zumeist die beiden konkurrierenden Bautzener Unternehmen Richter und Willisch, einzelne Bücher erschienen bei Hartmann in Zittau, bei Reimers in Löbau und einige katholische in Prag. Die sich so entwickelnde Nachfrage nach sorbischen Schriften brachte nach 1720 Druckern und Verlegern (→ Verlagswesen) in der Oberlausitz so viel Gewinn, dass sie selbst Übersetzungen anregten. Im Wettstreit zwischen den Pietisten um Johann Gottfried Kühn und aufklärerischen Geistlichen um Hadam Bohuchwał Šěrach kam es zu teuren Parallelaktionen wie 1751 der zeitgleichen Herausgabe zweier Versionen der Hauspostille Luthers.

Im Niederlausitzer Kahren im Cottbuser Kreis gründete Pfarrer Jan Bogumił Fabricius mit Unterstützung seines Patronatsherrn eine Druckerei, um niedersorbische geistliche Bücher herauszubringen. Mithilfe eines Buchdruckers edierte er 1706 den Kleinen Katechismus und 1709 das Neue Testament. Der Wechsel auf dem preußischen Thron und – damit verbunden – in der Sprachenpolitik verhinderte weitere Vorhaben, wie den Druck eines Gesang- und Gebetbuchs. Der neue Besitzer der inzwischen nach Cottbus gewechselten Druckerei Kühn, der nur kurze Zeit vom Druck sorbischer Bücher profitieren konnte, lebte von Aufträgen aus seiner ostsächsischen Heimatstadt Lauban. In der sächsischen Niederlausitz etablierte sich um 1737 die Druckerfamilie Driemel in Lübben. Bis auf die Grammatik und ein Gesangbuch von Johann Gottlieb Hauptmann konnte sie wegen der „alzu scharfen Zensur“ keine weiteren sorbischen Drucke herausbringen. In der Niederlausitz mussten sich Pfarrer und Kantoren im 18. Jh. vielfach noch mit handschriftlichen Abschriften behelfen. Erst im 19. Jh. entfaltete sich hier der sorbische Buchdruck – niedersorbische Drucke erschienen nun überwiegend in Cottbus bei Kunzack und Tornow, später bei Brandt und Heine, ferner in Spremberg bei Säbisch, aber auch entfernte Druckereien nahmen sich der Aufgabe an, wie Trowitzsch in Berlin, Canstein in Halle, Bergemann in Neuruppin u. a., während die Maśica Serbska häufig in der Oberlausitz, in Hoyerswerda bei Wenzel, Hentschel und Lapstich drucken ließ.

Setzmaschine in der Druckerei Nowa Doba, um 1960; Fotograf: Kurt Heine, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Für den sorbischen Buchdruck wichtigster Druckort blieb Bautzen, wo es seit 1767 zwei konkurrierende Druckerfamilien gab: die aus dem Richter’schen Betrieb hervorgegangene Druckerei Monse und die Winkler’sche Druckerei, die Mitte des 19. Jh. der rührige Carl Gottlob Hiecke führte und die schließlich an Ludwig Anton Donnerhak überging. Diese zwei Offizinen druckten das Gros sorbischer Bücher und die ersten Zeitschriften und Zeitungen. Erst 1875 gelang Jan Arnošt Smoler die Gründung einer unabhängigen sorbischen Druckerei, Schmalers Verlag und Buchdruckerei. 1912 kaufte der katholische St. Cyrill-Methodius-Verein die Donnerhak’sche Druckerei, in der dann bis 1939 alle Drucksachen für die katholischen Sorben erschienen. Auf Druck der NS-Behörden musste Schmalers Verlag 1937, inzwischen im Besitz von Jan Cyž, schließen; ebenso 1943 die Donnerhak’sche Druckerei. Die vorhandenen Buchbestände beider Druckereien wurden vernichtet (→ NS-Zeit). Nach 1945 behinderte die Besatzungsmacht zunächst die Erneuerung des sorbischen Buchdrucks; die wenigen 1946/47 im nordböhmischen Rumburk (Tschechien) gedruckten sorbischen Erzeugnisse konnten nur illegal verbreitet werden. Erst im Juni 1947 erteilte die sowjetische Militäradministration die Lizenz zur Einrichtung einer sorbischen Druckerei in Bautzen, die von einer Gruppe von aktiven Sorben als „Domowina, Druckerei und Verlag GmbH“ gegründet wurde und sogleich mit dem Zeitungsdruck begann; im Zeitungssatz erschienen erste Taschenbücher der „Knihownička Nowa Doba“ (Kleine Bibliothek Nowa Doba). 1952 wurde diese Druckerei der Domowina als organisationseigenes Unternehmen übergeben, in „Nowa Doba, Druckerei der Domowina“ umbenannt und der Vereinigung polygrafischer Betriebe Zentrag unterstellt. Mit der Gründung des Domowina-Verlags 1958 entledigte sich der Druckbetrieb, nun unter Leitung von Dr. Jan Cyž, der bisherigen verlegerischen Aufgaben und vereinigte sich 1964 mit den Oberlausitzer Druckwerkstätten zur Kreisdruckerei unter dem Namen „Nowa Doba – Ćišćernja Domowiny – Druckerei der Domowina“. 1991 wurde der Betrieb privatisiert und sorgte unter dem Namen „Lausitzer Druck- und Verlagshaus – Serbska ćišćernja“ als lokale Druckerei in Konkurrenz mit anderen Unternehmen für die Herstellung sorbischer Druckerzeugnisse. 2017 wurde der Geschäftsbetrieb eingestellt.

Lit.: F. Mětšk: Ze staršich stawiznow serbskeho knihićišća w Choćebuskim wokrjesu, in: Lětopis A 10 (1963) 2; J. Ziesche: Das sorbische Druckereiwesen, in: Bautzener Kulturschau (1964) 1, 2; Ch. Kind-Doerne: Sorbischer Buchdruck in Bautzen. Vom Ausgang des 16. bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts, in: Archiv für Geschichte des Buchwesens 13 (1973) 4.

Metadaten

Titel
Buchdruck
Titel
Buchdruck
Autor:in
Schön, Franz
Autor:in
Schön, Franz
Schlagwörter
Schrifttum; Literatur; Druckerei; Verlag; Buch
Schlagwörter
Schrifttum; Literatur; Druckerei; Verlag; Buch
Abstract

Verfahren zur Herstellung gedruckter Bücher, das auf eine um 1450 von Johannes Gutenberg entwickelte Technik zurückgeht, die eine serienmäßige Produktion von Büchern ermöglichte. Zur Entstehung des sorbischen Buchdrucks kam es im Zusammenhang mit der Reformation.

Abstract

Verfahren zur Herstellung gedruckter Bücher, das auf eine um 1450 von Johannes Gutenberg entwickelte Technik zurückgeht, die eine serienmäßige Produktion von Büchern ermöglichte. Zur Entstehung des sorbischen Buchdrucks kam es im Zusammenhang mit der Reformation.

Enthalten in Sammlung
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Im Sorabicon 1.0 zu finden unter
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