Markante Erhebung im Lausitzer Bergland, 432 m hoch, ca. 6 km südlich von Bautzen und nordöstlich von Großpostwitz; im zweisprachigen Gebiet
gelegen und in der Region gut bekannt, aber touristisch kaum erschlossen. In den
1880er Jahren bestehende Pläne, den Lubin mit Aussichtsturm und Gaststätte zum
Stadtberg von Bautzen zu machen, wurden verworfen; man entschied sich
stattdessen für den wenige Kilometer entfernten Mönchswalder Berg (sorb. Mnišonc).
Lubin, der heutige sorbische Name, ist eine Ableitung vom Adjektiv luby ,lieb’, was
eine Deutung als ,der liebliche (sanfte, allmählich ansteigende) Berg’ oder ,der
geliebte Berg’ nahelegt. Die deutsche Namensform Drohmberg ist
etymologisch unklar; in einem der ersten schriftlichen Zeugnisse von 1557 heißt
es Tronberg, was meist als Thronberg und damit als Ableitung
vom deutschen Wort Thron erklärt wird.
An den Lubin knüpfen sich einige Sagen, durch die er für die sorbische Kulturtradition
bedeutsam wurde. Am populärsten ist die erstmals 1839 von Heinrich Gottlob Gräve in „Volkssagen und
volksthümliche Denkmale der Lausitz“ ohne Quellenangabe veröffentlichte
Erzählung von den sieben sorbischen Königen, die unter den Gipfelklippen des
Bergs ihre letzte Ruhestätte gefunden haben sollen. Es wird berichtet, dass die
sorbischen Herrscher einst auf dem Berg zusammentrafen, um über die Befreiung
von der Knechtschaft zu beraten. Es kam zum Krieg und in der entscheidenden
Schlacht unweit des Lubin fielen alle sieben Könige. Das Volk begrub sie auf dem
Berg mitsamt ihren Kronen. In Korla Awgust
Jenčs „Powjesć wo serbskich kralach“ (Sage über die sorbische
Könige, 1849/50) ist zusätzlich von einem Königsschloss die Rede. Vermutlich
entstand die historische Erzählung von den sieben Königen, die Parallelen zur
Kaisersage um Friedrich Barbarossa aufweist, erst in der Romantik. Weitere Sagen
berichten vom Schatz auf dem Lubin sowie vom Streit um die Bautzener
Wasserkunst, deren erfolgloser Erbauer fliehen musste und dann am Fuße des Lubin
den erhellenden Traum von einem Frosch als Ursache für die Rohrverstopfung
hatte.
Die sorbische Königssage ist mehrfach literarisch bearbeitet worden. Schon im Text der
sorbischen Nationalhymne „Na serbsku Łužicu“ (Auf die sorbische Lausitz, 1827)
bezieht sich Handrij Zejler auf die
legendäre Schlacht der Vorväter, allerdings ohne sie am Lubin zu lokalisieren.
In anderen Versen Zejlers erscheint das Motiv der möglichen Wiederkehr der
Könige, deren Zeit noch nicht herangereift sei. In der Dichtung Jakub Bart-Ćišinskis taucht der Berg
mehrfach auf. Die Erinnerung an die heldenhafte Frühzeit ist verbunden mit
Trauer um den Verlust der nationalen Selbstständigkeit und mit dem Appell zum
mutigen Kampf in der Gegenwart. Für Bart-Ćišinski schlägt am Lubin das sorbische
Herz („Serbska wutroba je Lubin“). In den Wanderskizzen von Měrćin Nowak-Njechorński „Po serbskich
pućach“ (Auf sorbischen Wegen, 1937) ist der Berg literarisch präsent; zudem hat
der Autor und Maler die Königssage mehrfach illustriert. Die zweite Sage vom
Schatz auf dem Lubin, der von einem Geist bewacht wird und nur in der
Johannisnacht gehoben werden kann, hat in einer Ballade ihre Darstellung
erfahren. Auch in der sorbischen Musik wurde der legendäre Berg thematisiert,
etwa in Detlef Kobjelas Balletoper
„Fantazija na Lubinje“ („Das Jahr der Könige“, 1998).
Den Namen „Lubin“ führten im 19. und 20. Jh. auch sorbische Vereine. So nannten sich u. a.
die in der Jungsorbischen
Bewegung vereinigten Studenten und Gymnasiasten Lubinscy, die
von ihnen begründete handschriftliche Zeitschrift hieß „Lubinski Nowinkar“. In
den 1970er und 1980er Jahren war das größte Hotel Bautzens am Wendischen Graben
so benannt, noch heute trägt das Hotelrestaurant den Namen des Berges.
Lit.: P. Nedo: Grundriß der sorbischen Volksdichtung, B. 1966; Th. Schütze: Um
Bautzen und Schirgiwalde, Berlin 1967; H. Schuster-Šewc: Der Drohmberg – Name
und Legende, in: Oberlausitzer Hausbuch 2000, Bautzen 1999.