Einrichtung zur Bewahrung materiellen nationalen Kulturguts der Sorben, die sich seit Anfang der 1970er Jahre in Bautzen befindet. Das Sorbische Museum steht in der
Tradition des Wendischen Museums , baute auf dessen Sammlungen aus dem 19. und
beginnenden 20. Jh. auf und erweiterte den Bestand auf nahezu 35âŻ000
Objekte.
Als kommunales Museum in Sachsen mit den klassischen Aufgaben Sammeln, Bewahren, Forschen,
Ausstellen und Vermitteln leistet die Einrichtung neben dem Wendischen Museum in Cottbus einen
eigenstÀndigen Beitrag zur Erhaltung und StÀrkung der sorbischen nationalen
IdentitĂ€t und zur Verbreitung von Kenntnissen ĂŒber die Sorben und die Lausitz.
Sorbisches Museum auf der Ortenburg; Fotografin: Hana Schön, Sorbisches
Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Nach 1945 wurden verschiedene Ideen und Konzepte fĂŒr ein sorbisches Museum erarbeitet. Im
Rahmen der beabsichtigten Verlegung des kulturellen Zentrums der Sorben von
Bautzen und Cottbus in die neue Bergarbeiterstadt in der mittleren Lausitz
beschloss das Ministerium fĂŒr Kultur der DDR 1955 die GrĂŒndung einer sorbischen
musealen Einrichtung in Hoyerswerda.
1957 wurde dort das Museum fĂŒr sorbische Geschichte und Volkskunde in
TrÀgerschaft des Rates der Stadt eingerichtet. Im November 1971 wurde das Museum
unter Leitung von ArnoĆĄt Kowar nach
Bautzen verlegt und gehörte ab 1973 als Museum fĂŒr sorbische Geschichte und
Kultur zum Verbund der Museen der Stadt Bautzen. Seit 1974 befindet sich das
Sorbische Museum im ehemaligen Salzhaus und Schwurgericht, einem
denkmalgeschĂŒtzten SeitengebĂ€ude der Ortenburg. Die Eröffnung der stĂ€ndigen
Ausstellung erfolgte 1976 anlĂ€sslich des IV. Festivals der sorbischen Kultur (â Volkstreffen).
Am 1.1.1988 erhielt das Museum seinen eigenstÀndigen Status unter dem Namen
âSerbski muzej â Sorbisches Museumâ. Bei einer umfangreichen Rekonstruktion
1987â1989 wurden zusĂ€tzliche AusstellungsrĂ€ume geschaffen und der ehemalige
Schwurgerichtssaal von 1869 zum Festsaal ausgebaut. Zum VII. Festival der
sorbischen Kultur wurde das Haus am 2.6.1989 mit neuer Konzeption und Gestaltung
wiedereröffnet. Es zĂ€hlt jĂ€hrlich bis zu 20âŻ000 Besucher.
GemÀldegalerie im Sorbischen Museum; Fotografin: Hana Schön, Sorbisches
Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Seit einer erneuten Sanierung des GebÀudes zwischen 2000 und 2002 zeigt das Sorbische Museum
in seiner stĂ€ndigen Ausstellung auf drei Etagen (1âŻ050 qm) Exponate zur
Geschichte, Kultur und Lebensweise des sorbischen Volkes. Sie sind in den
historischen Kontext eingeordnet. Schwerpunkte bilden die Besiedlung der Lausitz im 6./7. Jh., die frÀnkische
Unterwerfung mit anschlieĂender Christianisierung, die Entwicklung
des ober- und niedersorbischen Schrifttums, die Herausbildung einer sorbischen
bĂŒrgerlichen Kultur im 18. und 19. Jh. sowie der Kampf der Sorben um
Gleichberechtigung, rechtliche Anerkennung ihrer Sprache in Schulbildung und
Ăffentlichkeit, das Ringen um nationale IdentitĂ€t und die Entwicklung des
kulturellen Lebens im deutschen Kaiserreich und der Weimarer Republik. Die DDR-Zeit und BemĂŒhungen der sorbischen Ăffentlichkeit um
demokratische Teilhabe an der gesellschaftlichen Entwicklung des vereinigten
Deutschland bilden den vorlÀufigen Abschluss der stÀndigen Ausstellung. Exponate
zu Wirtschaft, Wohn- und Lebensweise (Trachten, Volksmusikinstrumente, Bauernmöbel, Hausrat und ArbeitsgerÀte) geben
Einblick in die Entwicklung von Arbeits- und Feiertagswelt, in die Traditionen
und BrÀuche der Sorben im Lebens- und
Jahreslauf. Wichtige Grundlage fĂŒr die Dokumentation der Entwicklung des
Schrifttums in ober- und niedersorbischer Sprache bildet die mehr als 6âŻ500
Medieneinheiten enthaltende Museumsbibliothek. AusgewÀhlte Buchpublikationen aus
drei Jahrhunderten stellen sorbische Literatur im Original und in Ăbersetzungen vor. Die Kunstsammlung des
Sorbischen Museums umfasst ca. 6âŻ700 Exponate sorbischer KĂŒnstler sowie von
KĂŒnstlern anderer NationalitĂ€ten, die sich thematisch sorbischen und
lausitzischen Sujets zuwandten. Sie betreut NachlĂ€sse, u.âŻa. von MÄrÄin Nowak-NjechorĆski, Ota Garten, Wylem Ć ybaĆ, Fritz
Tröger und Steffen
Lange, umfassende Werkkonvolute, wie von Jan Buk, sowie eine Plakatsammlung mit ca. 1âŻ700 Exponaten. Daneben gibt es eine fotografische Sammlung (â Fotografie) mit ca. 4âŻ000 Originalen und
Reproduktionen. Eine Galerie sorbischer Bildender Kunst innerhalb der stÀndigen Ausstellung belegt die
Entfaltung professioneller Kunst von den AnfÀngen im 19. Jh. bis in die
Gegenwart. Umfangreich ist die Textil- und Trachtensammlung mit Belegen
sorbischer lÀndlicher Kleidung aus allen Regionen der Ober- und Niederlausitz. Ein museumspÀdagogisches Kabinett bringt jungen
Besuchern die Sammlung mithilfe spezieller Programme und FĂŒhrungen nahe.
JĂ€hrliche Sonderausstellungen zur Geschichte, Volkskunde, Bildenden Kunst oder Literatur stellen die Objekte in
wechselnde ZusammenhÀnge und belegen aktuelle Forschungsergebnisse.
Das Sorbische Museum ist eine nachgeordnete Einrichtung des Landkreises Bautzen und wird von
der Stiftung fĂŒr das
sorbische Volk und dem Kulturraum Oberlausitz- Niederschlesien
institutionell gefördert. Es ist korporatives Mitglied im SÀchsischen
Museumsbund und in der MaÄica Serbska. Der 2006 gegrĂŒndete Förderverein unterstĂŒtzt die
Arbeit des Museums. Leiter: Gerhard
Mölke (1957â1959), ArnoĆĄt
Kowar (1961â1980), Hanka Fascyna
(1982â1992), Tomasz Nawka
(1993â2014), Christina Boguszowa (seit
2014).
Lit.: T. Nawka: Zur Geschichte und Entwicklung des Sorbischen Museums in Bautzen,
dem nationalen Museum der Sorben, in: SÀchsische HeimatblÀtter (1998) 4; T.
Nawka: Serbski muzej = Sorbisches Museum â Nationales Museum der Sorben, in:
Museum â Bulletin â Muzeum, 13 (2007). www.museum.sorben.com