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Domowina-Verlag
von Ludmila Budarjowa

In Bautzen tätige Institution für Entwicklung, Herausgabe und Vertrieb sorbischsprachiger Literatur, von Zeitungen und Zeitschriften, Schulbüchern sowie wissenschaftlichen Publikationen über die Sorben. Gegründet am 1.7.1958 durch Zusammenschluss der Bautzener Abteilungen der Berliner Verlage Junge Welt (gebildet 1952) und Volk und Wissen (1954) mit dem 1947 eingerichteten organisationseigenen Verlag der Domowina. Der Volkseigene Betrieb (VEB) wurde nach der politischen Wende 1990 in eine GmbH umgewandelt und am 2.12.1992 zum symbolischen Preis von einer Mark durch vier sorbische Vereine (Domowina, Maćica Serbska, Serbske šulske towarstwo/​Sorbischer Schulverein, Zwjazk serbskich wuměłcow/​Sorbischer Künstlerbund) von der Treuhandanstalt übernommen. Diese traten 2000 ihre Geschäftsanteile an die Stiftung für das sorbische Volk ab, die seither als alleinige Gesellschafterin fungiert und den Verlag seit 1992 zugleich institutionell fördert.

Jurij Brězan auf dem Schriftstellerbasar des Domowina-Verlags anlässlich des Festivals der sorbischen Kultur, 1972; Fotograf: Dieter Aner, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Webauftritt des Domowina-Verlags (2020)

Der Domowina-Verlag ist der einzige Verlag der slawischen Minderheit in Deutschland und steht in der über 450-jährigen Tradition sorbischen Schrifttums. Anfangs erarbeiteten ca. 130 Mitarbeiter das umfangreiche Programm, das Editionen aller Gattungen und Genres umfasst: schöngeistige Bücher aus Erbe und Gegenwart, Übersetzungen ins Sorbische sowie aus dem Sorbischen ins Deutsche, religiöse Schriften, Lehr- und Fachbücher für Schüler aller Altersgruppen, aber auch Studien zu Sprache, Geschichte und Kultur der Sorben (→ Sorabistik). Es erscheinen die obersorbische Abendzeitung „Serbske Nowiny“ (bis 1990 unter dem Namen „Nowa doba“ als Tageszeitung), die niedersorbische Wochenzeitung „Nowy Casnik“, die Kulturzeitschrift „Rozhlad“, die pädagogische Zeitschrift „Serbska šula“ und die wissenschaftliche Halbjahresschrift „Lětopis“. Für Kinder werden die Zeitschriften „Płomjo“ (obersorbisch) und „Płomje“ (niedersorbisch) herausgegeben (→ Zeitungen,→ Zeitschriften). Das Angebot wurde nach dem Jahr 2000 durch Hörbücher, Lernsoftware auf CD-ROM und E-Books erweitert.

Bis 2010 wurden laut Gesamtbibliografie ca. 3 800 Titel verlegt, davon rund 1 000 Lehrbücher, 300 belletristische Werke zeitgenössischer sorbischer Autoren, 500 Kinderbücher, 350 wissenschaftliche Titel (überwiegend auf Deutsch), fast 100 historische Neuausgaben (darunter Gesammelte Werke von fünf Schriftstellern), Übersetzungen (vornehmlich aus slawischen Literaturen), Kalender, Bildbände etc. 15 Editionen erhielten in der DDR-Zeit das Gütesiegel als „Schönstes Buch“.

Seit 1991 gehört zum Domowina-Verlag die „Smoler’sche Verlagsbuchhandlung“. Die Auflagen sorbischer Bücher, die seit 1990 bei 400–600 Exemplaren und damit um etwa 30 % unter denen zur DDR-Zeit liegen, werden zu über 70 % im Direktverkauf abgesetzt. Wegen der Vorschriften zur Buchpreisbindung musste 1993 der 1960/61 gegründete Freundeskreis des sorbischen Buches (→ Buchgemeinschaften) aufgehoben werden, der – nach Art eines Buchklubs – in den 1980er Jahren bis zu 1 200 Mitglieder zählte. Seit seiner Gründung kooperiert der Domowina-Verlag eng mit Partnerverlagen in slawischen Ländern, er ist regelmäßig auf Buchmessen in Prag, Warschau und Leipzig vertreten.

Verlagsgebäude in der Tuchmacherstraße in Bautzen; Fotograf: Frank Müller, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut

Seit 2001 wird sorbische pädagogische Literatur im WITAJ-Sprachzentrum der Domowina entwickelt, was sowohl Lehrbücher als auch Lehrer- und Schülerzeitschriften betrifft. Das zuständige Lektorat wurde dorthin umgesetzt. Die Herausgabe von sorbischer Literatur in Deutsch war in der DDR aufgrund der vorgegebenen Profilierung der Verlage sowie des knappen Papierkontingents stark eingeschränkt. Heute sind Einschränkungen den Vorschriften für die Verwendung öffentlicher Mittel geschuldet.

Verlagsleiter: Franc Rajš (1958/59), Měrćin Benada (1959–1988), Pawoł Völkel (1989–1992), Ingrid Juršikowa (1993–1995), Ludmila Budarjowa (1995–2003), Marka Maćijowa (seit 2003).

Lit.: M. Maćijowa: Quo vadis, serbska kniha, in: Rozhlad 46 (1996) 1; Bibliografie/​Bibliografija 1958–2007: Domowina-Verlag/​Ludowe nakładnistwo Domowina, Bautzen 2008; L. Budarjowa: Wosud wučbnicow, in: Rozhlad 58 (2008) 8–9. www.domowina-verlag.de

Metadaten

Titel
Domowina-Verlag
Titel
Domowina-Verlag
Autor:in
Budarjowa, Ludmila
Autor:in
Budarjowa, Ludmila
Schlagwörter
Buch; DVD (Digital Versatile Disc); Literatur; Schrifttum; Sorabica; Verlag; Zeitung; Zeitschrift
Schlagwörter
Buch; DVD (Digital Versatile Disc); Literatur; Schrifttum; Sorabica; Verlag; Zeitung; Zeitschrift
Abstract

In Bautzen tätige Institution für Entwicklung, Herausgabe und Vertrieb sorbischsprachiger Literatur, von Zeitungen und Zeitschriften, Schulbüchern sowie wissenschaftlichen Publikationen über die Sorben.

Abstract

In Bautzen tätige Institution für Entwicklung, Herausgabe und Vertrieb sorbischsprachiger Literatur, von Zeitungen und Zeitschriften, Schulbüchern sowie wissenschaftlichen Publikationen über die Sorben.

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Im Sorabicon 1.0 zu finden unter
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