Wissenschaftliche Disziplin, die die Differenzierung des sprachlichen Ausdrucks
untersucht und beschreibt. Diese beruht auf der Auswahl von sprachlichen
Ausdrucksmitteln aller Ebenen (Phonetik, Grammatik,
Aufgrund der unterschiedlichen Sprachsituation müssen
Die stilistisch bedingte Auswahl sprachlicher Mittel hängt vom Kommunikationsziel (Anleitung oder Instruktion, Mitteilung, Konversation etc.), von der sozialen Charakteristik der Situation (offizieller oder familiärer Anlass der Kommunikation, Bildungsniveau und sozialer Status der Teilnehmer und ihr gegenseitiges Verhältnis) und vom Kommunikationskanal (mündlich oder schriftlich) ab. Auf dieser Grundlage unterscheidet die Stilistik verschiedene Funktionalstile, die durch typische Konstellationen der genannten Faktoren gekennzeichnet und für die jeweils andere Ausdrucksmittel typisch sind.
Beispiel für stilistisch differenzierte Äquivalente im Deutsch-obersorbischen Wörterbuch, Domowina-Verlag 1989
Für das Obersorbische können folgende Funktionalstile unterschieden werden: Umgangs- oder Konversationsstil, künstlerischer oder literarischer Stil, publizistischer Stil, Fachstil, administrativer Stil, religiöser Stil – wobei jeweils eine weitere Differenzierung nach Genres zu berücksichtigen ist. Die größte Textfülle und damit die deutlichste Differenzierung herrscht im Obersorbischen im Bereich des Umgangsstils, des publizistischen und des künstlerischen Stils.
Der obersorbische Umgangs- oder Konversationsstil ist charakteristisch für die alltägliche
Kommunikation in obersorbischer Sprache. Primär handelt es sich um gesprochene
Sprache. Ähnliche Züge tragen auch der Stil des privaten Briefwechsels sowie
einige Typen von sprachlichen Äußerungen in den neuen Medien (Internetforen,
Chats, SMS). Die mündliche Form und der spontane Charakter zeigen sich im meist
einfachen Satzbau, der oft durch Unregelmäßigkeiten wie Satzabbrüche gestört
wird. Von allen Funktionalstilen ist der Anteil an dialogischer Rede hier am
höchsten. Die direkte Kontaktsituation bedingt die Verwendung von Kontaktformeln
(z. B.
Der publizistische Stil des Obersorbischen wird v. a. in der Presse und in
Die Domäne des künstlerischen Stils ist die
Synonymwörterbuch für Grundschüler von Lubina Hajduk-Veljkovićowa, Domowina-Verlag 2010
Die längste Tradition hat im Obersorbischen neben dem Konversationsstil der religiöse Stil;
obersorbische religiöse Texte mit schriftsprachlichem Anspruch gibt es seit der
Wende vom 17. zum 18. Jh. Grundlage bildet hier der Stil der Bibeltexte. Die
lange Tradition dieses Funktionalstils hat zur Folge, dass v. a. archaische
Elemente in Lexik und Grammatik stilbildend sind (z. B. das Verb
Erst nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelten sich im Obersorbischen der administrative und
der Fachstil. Ersterer ist im Wesentlichen auf interne Bereiche beschränkt (z.
B. Satzungen und dienstliche Korrespondenz sorbischer Institutionen und
Vereine). Administrative Schriftstücke von überlokaler Bedeutung (z. B. die
Sorben betreffende Gesetzestexte) werden mitunter als Paralleltexte ohne
Rechtskraft veröffentlicht. Kaum entwickelt ist die Textsorte der amtlichen
Formulare in obersorbischer Sprache. Dabei geht es hauptsächlich um schriftliche
Texte, die durch eine standardisierte und stark am Deutschen orientierte
Terminologie gekennzeichnet sind. Der Anteil an Äußerungen mit
Instruktionscharakter ist hier verhältnismäßig hoch, doch werden diese in der
Regel nicht mit Imperativformen ausgedrückt, sondern u. a. mit Modalverben wie
Beim Fachstil sind eine wissenschaftliche und eine populäre Variante zu unterscheiden. Letzterer begegnet man besonders in Schulbüchern, mitunter auch in Zeitschriften, die Thematik reicht von naturwissenschaftlichen Fächern bis zur Musiktheorie. Der wissenschaftliche Stil ist im Obersorbischen dagegen beinahe auf Abhandlungen über interne, die Sorben betreffende Themen und auf die Geisteswissenschaften beschränkt. Typisch sind die Dominanz der Informationsfunktion, eine exakte Ausdrucksweise und die Verwendung einer genormten Terminologie; v. a. im wissenschaftlichen Stil werden häufig komplexe Satzstrukturen verwendet. Die Ausdrucksmittel sind meist stilistisch neutral, umgangssprachliche oder dialektale Elemente erscheinen nur ausnahmsweise.
Lit.: H. Faßke unter Mitarbeit von S. Michalk: Grammatik der obersorbischen Schriftsprache der Gegenwart. Morphologie, Bautzen 1981; H. Žur: Zaběra ze stilistiku w Serbach poslednich sto lět, in: Rozhlad 36 (1986) 7/8–10; S. Wölke: Stilistiska diferenciacija serbšćiny, in: Serbšćina. Najnowsze dzieje języków słowiańskich, Red. H. Faska, Opole 1998; S. Wölke: Stilistiske potency hornjoserbskich frazeologizmow a jich zasadźenje w načasnej publicistice, in: Lětopis 50 (2003) 2.
Metadaten
Wissenschaftliche Disziplin, die die Differenzierung des sprachlichen Ausdrucks untersucht und beschreibt. Diese beruht auf der Auswahl von sprachlichen Ausdrucksmitteln aller Ebenen (Phonetik, Grammatik, Wortschatz, Syntax), die in verschiedenen Kommunikationssituationen als angemessen empfunden werden.
Wissenschaftliche Disziplin, die die Differenzierung des sprachlichen Ausdrucks untersucht und beschreibt. Diese beruht auf der Auswahl von sprachlichen Ausdrucksmitteln aller Ebenen (Phonetik, Grammatik, Wortschatz, Syntax), die in verschiedenen Kommunikationssituationen als angemessen empfunden werden.