Höchste Erhebung der Bergkette südlich des Czorneboh,
von diesem durch die Cunewalder Talwanne getrennt, 499 m hoch. Der Bieleboh
liegt seit jeher außerhalb des zweisprachigen Gebiets, denn Cunewalde gehört zu den im Mittelalter
entstandenen deutschen Kolonistendörfern. Der Berg ist seit der zweiten Hälfte
des 19. Jh. touristisch gut erschlossen und wird viel besucht. 1883 wurden eine
Baude und ein Aussichtsturm errichtet. Zahlreiche Wanderwege berühren den
Bieleboh, eine Straße führt bis zum Gipfel.
Blick
zum Bieleboh aus Richtung Cunewalde; Fotografin: Hana Schön, Sorbisches
Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Ein früher schriftlicher Beleg für sorbisch Běły Bóh im Zusammenhang mit dem Berg
erscheint Anfang des 18. Jh. im Werk des Polyhistors Abraham Frencel; der Mythos von der
Verehrung eines schwarzen und eines weißen Gottes im westslawischen Raum ist
freilich älter. Andere schriftlich überlieferte Namen des Bieleboh sind
Hoher Wald und Beiersdorfer Berg (nach dem Dorf Beiersdorf an seiner Südflanke). Die
Legende um den Berg als Opferstätte der heidnischen Sorben setzte um 1804 ein,
als der Bieleboh im Besitz des Oppacher Gutsherrn und Romantikers Gottlob Adolf Ernst von Nostitz und
Jänkendorf war. 1841 veröffentlichte Karl Benjamin Preusker in „Blicke in die
vaterländische Vorzeit“ ein Bild des Altars auf dem Berg nebst einer breiten
Schilderung der Opferfeiern für den Weißen Gott. Der sorbische Name Běłobóh und
sein mythischer Ursprung fanden wenig später Eingang ins sorbische Schrifttum,
so etwa ins „Lausitzisch Wendische Wörterbuch“ (1866) von Křesćan Bohuwěr Pful: „Běłobóh ,weißer Gott,
Lichtgott der alten Slawen; Name eines Berges bei Budissin’“. Heute ist der
Bergname im Sorbischen allgemein verbreitet, ebenso die Entsprechung im
Deutschen. Lediglich in der NS-Zeit wurde
versucht, stattdessen die Benennung Huhberg – das mundartliche deutsche
Huh- entspricht dem schriftsprachliche Hoh- – einzuführen, was aber nicht
gelang.
Trotz der sorbischsprachigen Provenienz des Namens und der mythologischen
Erklärungen haben die Sorben keine enge emotionale Beziehung zum Bieleboh
entwickelt, wohl v. a. deshalb, weil er außerhalb ihres angestammten
Siedlungsgebiets liegt. Sagen um den Berg sind nicht überliefert.
Lit.: Th. Schütze: Zwischen Strohmberg, Czorneboh und Kottmar, Berlin 1974; H.
Schuster-Šewc: Die beiden sorbischen Götterberge Czorneboh und Bieleboh – ein
kulturhistorisches Phänomen der Oberlausitz, in: Lětopis 47 (2000) 2; M. Donath:
Czorneboh und Bieleboh, in: Oberlausitzer Mythen, Hg. L.-A. Dannenberg/M.
Donath/D. Scholze, Meißen 2012.