Besondere, von sorbischen Volksmusikanten verwendete
Instrumente, mit denen hauptsächlich zum Tanz aufgespielt wurde. Sie wurden von
sachkundigen Handwerkern oder von den Musikern selbst gebaut. In den
überlieferten Quellen gelten folgende Instrumente als charakteristisch und waren
z. T. bis Mitte des 20. Jh. in Gebrauch: die Schalmei (sorb. tarakawa),
später die Klarinette, der große sorbische Dudelsack (obersorb. kozoł,
niedersorb. kózoł, in Es), der kleine sorbische Dudelsack
(měchawa, in F), die kleine und die große dreisaitige „sorbische“
Geige (obersorb. huslički bzw. wulke husle, niedersorb.
gusle, guslicki).
Vor der Reformation wurden vermutlich auch in der Lausitz die traditionellen mittelalterlichen
Instrumente verwendet. Wegen der Privilegierung der höfischen und städtischen
Musiker war es den Volksmusikanten danach untersagt, Pauken und Trompeten zu
benutzen. Daher beschränkten sie sich – neben dem Dudelsack – auf einige
Streich- und Blasinstrumente, die sich zur Tanzmusik eigneten (→ Volkstanz). Hirten nutzten zur Signalgebung auch
Kuhhörner, aus unterschiedlichem Material (z. B. Weiden) stellten sie Flöten
unbekannter Stimmung her.
Sorbische Geige und kleine Schleifer Geige und Tarakawa; Fotograf: Kurt Heine, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Skizze einer kleinen Schleifer Geige; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Die Klarinette (wahrscheinlich in C) fand am Ende des 18. Jh. als Ersatz für die bis dahin
übliche Schalmei (tarakawa) Eingang in die sorbische Volksmusik. Der
beim Volkstanz benötigte große Dudelsack besitzt einen Windsack aus Ziegenfell.
Die beiden Hauer eines Ebers am oberen Spielstock symbolisieren den Kopf eines
Ziegenbocks. Die längere Bordunpfeife hängt über die Schulter nach hinten. Der
sehr ähnliche kleine Dudelsack mit seinem schwarzen, kalbsledernen Windsack
wurde zu festlichen Anlässen, v. a. bei Hochzeiten, eingesetzt. Bei beiden Typen erfolgt die Luftzufuhr durch
einen Blasebalg unter dem rechten Arm. Es wird die geschlossene Spielweise
angewendet. Die kleine dreisaitige Geige (um eine kleine Terz höher gestimmt als
die Violine), die im Duo mit dem kleinen Dudelsack auftrat, ist etwa 24 cm lang.
Die große Geige ist wie eine Violine gestimmt, doch fehlt ihr die tiefe vierte
Saite. Der Musiker stützt sie seitlich geneigt an die linke Brust, dabei läuft
ein Band um seinen linken Ellenbogen, das dem Instrument Halt gibt. Zum Tanz
wurde der große Dudelsack entweder solo oder zusammen mit weiteren
Volksmusikinstrumenten (Geige, Schalmei, Klarinette) gespielt. Ab Mitte des 19.
Jh. benutzte man ihn nur noch in der Schleifer Region, in der katholischen Region dominierte noch die große sorbische Geige; in
typischer Formation erschien sie zusammen mit einer Klarinette, um 1900 auch mit
anderen Blasinstrumenten. Zwischen ca. 1840 und 1960, in der Phase des Rückgangs
der Volksmusiktradition, wurde etwa bei Hochzeiten auch auf neueren Instrumenten
(z. B. kleine Blasmusikkapelle: Akkordeon, Trompete, Saxofon) das herkömmliche
Repertoire geboten. Nach 1950 widmete sich u. a. das Sorbische National-Ensemble der
Pflege sorbischer Volksmusikinstrumente, bei Bedarf wurden Instrumente neu
gebaut.
Lit.: J. Raupp: Sorbische Volksmusikanten und Musikinstrumente, Bautzen 1963; J.
Režný: Der sorbische Dudelsack, Bautzen 1993.