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Sage
von Susanne Hose

Kurze, ein-episodige ProsaerzĂ€hlung, die glaubwĂŒrdig mit Bezug auf das jeweilige lokale Umfeld ĂŒber die Begegnung des Menschen mit dem Außergewöhnlichen und die daraus resultierenden, meist negativen Folgen berichtet. Der ober- und niedersorbische Begriff powěsć bedeutet auch ,Nachricht, GerĂŒcht’, was den umstrittenen Wahrheitsbezug dieser Gattung der Volksdichtung (→ MĂ€rchen, → Schwank) unterstreicht. Historisches und Mythisches fließen ineinander (→ Wendenkönig), wofĂŒr die Ă€ltere Chronik- und Historienliteratur viele Beispiele liefert (z. B. Jakub Xaver Ticin: „Epitome historiae Rosenthalensis“, 1692; Abraham Frencel: „Historia Naturalis Lusatiae Superioris“, um 1720; Samuel Grosser: „Lausitzische MerckwĂŒrdigkeiten“, 1714).

Inhaltlich werden historische und dĂ€monologische Sagen unterschieden. Zur ersten Gruppe gehören ErzĂ€hlungen ĂŒber historische Personen (z. B. Paul Gerhardt in LĂŒbben, Friedrich II. oder RĂ€uberhauptmann Johannes Karasek), Sagen ĂŒber historische Ereignisse (z. B. die Auseinandersetzung zwischen Markgraf Gero und den WendenfĂŒrsten, die Hussitenkriege) sowie Orts- und Lokalsagen. Letztere erklĂ€ren Namen und Ursprung auffallender PhĂ€nomene, historische Details an GebĂ€uden oder Ereignisse der Ortsgeschichte (z. B. die GrĂŒndung des Klosters St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau oder, wie der Hankabrunnen in Schwarzkollm zu seinem Namen kam). Parallel zur Barbarossa-Sage ist in der Lausitz die Sage von den schlafenden Rittern im Berge (→ Lubin, Löbauer Berg, Strohmberg bei Weißenberg, Hahnenberg bei Stradow in der Niederlausitz) ĂŒberliefert.

„HexenwĂ€chter“ vor der StalltĂŒr, Niederlausitz, um 1930; Repro: Sorbische Zentralbibliothek am Sorbischen Institut

Den Kern des Bestands bilden die dĂ€monologischen Sagen. Sie berichten von Ängsten, Sorgen und Zweifeln der „einfachen“ Leute in einer schwer deutbaren und daher bedrohlich wirkenden Welt. Sie bezeugen aber auch deren Lust an schaurigen, rational nicht erklĂ€rbaren Begebenheiten. Der Glaube an DĂ€monen kennzeichnete das Weltbild der Menschen in der Vormoderne. Der Teufel und von ihm Besessene wie Magier und Hexen, dazu Gespenster und WiedergĂ€nger, Wasser- und Buschleute, Berg- und Hausgeister beherrschten die menschliche Umgebung. Begegnungen mit ihnen wurden als persönliche Beobachtungen oder Erlebnisse glaubwĂŒrdiger Bekannter erzĂ€hlt, in der Regel mit erklĂ€render, warnender oder belehrender Funktion. So mahnen die Sagen vom unförmigen und nimmersatten Wechselbalg (obersorb. pƙeměnk, niedersorb. pƛeměƄk), SĂ€uglinge nicht unbeaufsichtigt zu lassen, da sie ansonsten der Teufel, eine Hexe, der Wassermann oder ein Zwerg austauschen könnte. Andere Sagen warnen vor der Mitnahme von Wegelagerern, da es die personifizierte Krankheit, die Pest oder der – in der slawischen Mythologie weiblich – Tod sein könnten, die so Zugang zum Dorf fĂ€nden.

Der Teufel (obersorb. čert, djas, djaboƂ, lučibar, niedersorb. cart, djas, djaboƂ) in der Sage unterscheidet sich vom dummen Teufel im MĂ€rchen und hat nur wenig mit der theologisch begrĂŒndeten Gestalt des gefallenen Engels zu tun. Die euphemistischen Bezeichnungen obersorb. Čorny, niedersorb. Carny ,der Schwarze’, obersorb., niedersorb. ZƂy ,der Böse’, obersorb. Čorny Jurij ,Schwarzer Georg’, zeugen von der Furcht, man wĂŒrde den Teufel herbeirufen, sobald man von ihm sprĂ€che. Er zeigt sich in anthropomorpher Gestalt als gut gekleideter Fremder oder schlĂŒpft in die eines schwarzen Tieres (Hund, Kater, Ziegenbock). Jedoch verraten seine Merkmale – feurige Augen, Hörner, Schwanz, Pferde- oder BocksfĂŒĂŸe, Gestank – sein wahres Wesen. In der sorbischen Überlieferung ist die Vorstellung vom Teufel als mehr oder weniger zufĂ€lligem Landschaftsbildner verbreitet. So fĂŒhrt man die Ausformung des Spreewalds auf ihn zurĂŒck, deutet Findlinge als seine Wurfgeschosse und die Felsformationen des Oberlausitzer Berglands als Teufelskanzeln oder -höhlen. Derartige ErzĂ€hlungen weisen große Ähnlichkeiten zu den Riesensagen in den deutschen Sammlungen auf, deren Überlieferung – im Gegensatz zur sorbischen – unter direktem Einfluss der antiken und christlichen Mythologie bzw. der mittelalterlichen Heldenepik stand.

Die Ehrfurcht vor Menschen mit scheinbar magischen FĂ€higkeiten widerspiegelt sich im Glauben an Magier mit prophetischen und heilenden Gaben (→ Volksmedizin) und an vom Teufel besessene MĂ€nner und Frauen. SchwarzkĂŒnstler und Hexen (obersorb. chodojta, niedersorb. chodota) setzen ihre teuflischen KrĂ€fte zum Schaden anderer ein. Die Zauberer (→ Krabat) beziehen ihr Wissen meist aus einem Buch (sorb. koraktor von ,Charakter’ fĂŒr Zauberformel, Geheimschrift). Verwandelt in harmlose Haustiere, Frösche oder MĂ€use, gelangen Hexen unbemerkt von einem Hof zum anderen und entziehen den KĂŒhen die Milch, verderben die Butter oder machen durch den „bösen Blick“ Mensch und Tier krank. Ein verbreitetes Sagenmotiv ist, dass man ein verdĂ€chtig erscheinendes Tier verletzt und am nĂ€chsten Tag die Nachbarin mit analogen Verletzungen erscheint. Die im Sorbischen weibliche Gestalt des Albs (obersorb. mĂłrawa), in der deutschen Überlieferung der Lausitz auch Murraue oder MĂŒrraue genannt, besitzt die Eigenschaften einer Hexe und verursacht AlbtrĂ€ume, indem sie sich Schlafenden auf die Brust legt. In den Verdacht der Hexerei konnte jede Frau geraten, die sich mit ihrem Aussehen oder Verhalten von der Masse unterschied. GeheimniskrĂ€merei, stechende oder rot unterlaufene Augen bzw. zusammengewachsene Augenbrauen galten als sicheres Indiz fĂŒr eine Hexe oder mĂłrawa. Zur Abwehr dienten Gebete, Weihwasser, ĂŒberkreuzte Besen, Hufeisen oder mit Pech gemalte Ringe, Kreuze und Pentagramme an Stall- und HaustĂŒren.

Eine systematische Darstellung der Geister, die keine Verwandlungsgestalten oder Gesellen des Teufels sind, bietet die Einteilung nach ihren LebensrĂ€umen in Natur- und Hausgeister. Die im Wald lebenden Wilden Leute sind im Vergleich zum Wassermann fĂŒr die sorbische Überlieferung wenig reprĂ€sentativ. Die Wilde Frau (obersorb. dĆșiwica, niedersorb. Ćșiwa ĆŸona) erscheint entweder als schöne, prĂ€chtig gekleidete junge Frau, die mit ihrer Meute mittags durch die WĂ€lder streift und alles niederschießt, was ihr vor die Flinte kommt, oder in Gestalt eines verhutzelten alten Buschweibs, das fĂŒr eine Handvoll Laub gekĂ€mmt sein will. Die Söhne der Wilden Leute tauchen analog zu jungen WassermĂ€nnern beim Tanz auf oder necken die MĂ€dchen in den Spinnstuben. Wegen ihrer ungewöhnlichen KrĂ€fte eignen sie sich besonders als Knechte, sind jedoch stĂ€ndig hungrig und reagieren ungemein jĂ€hzornig. In der Muskauer Standesherrschaft werden die Wilden MĂ€nner graby genannt, die zusĂ€tzlich durch PferdefĂŒĂŸe und eine dichte Körperbehaarung gekennzeichnet sind. In der Heide- und Teichlandschaft nördlich von Bautzen erzĂ€hlte man sich von der směrkawa, einem weiblichen Feldgeist Ă€hnlich der Mittagsfrau, der in der DĂ€mmerstunde Kinder und junge MĂ€dchen erschrickt und zum Heimgehen gemahnt. Auf das Einhalten der Zeit bzw. insgesamt auf Zucht und Ordnung achten v. a. im Zusammenhang mit der Spinnstube die wurlawy, die nach zehn Uhr abends in den Dörfern ihr Unwesen treiben.

Der Einfluss der christlichen Überlieferung zeigt sich in Naturgeistern, die als SĂŒhne fĂŒr ihre Schuld nach dem Tod als DĂ€monen umgehen mĂŒssen. Der von der HĂŒfte aufwĂ€rts in Flammen stehende Feuermann (obersorb. wohnjowy muĆŸ, wohnjoĆĄ), in dessen NĂ€he die Pferde scheuen oder scheinbar schwere Last ziehen mĂŒssen, wird mit Brandstiftung in Verbindung gebracht (z. B. 1813 der Brand der Kirche zu Purschwitz bei Bautzen). In der Hoffnung auf Erlösung ist er zu Menschen freundlich und hilfreich. Eine Strafe verbĂŒĂŸt auch Pan Dietrich (obersorb. Dyterbjarnat). Die Sagen um die Wilde Jagd und die Gestalt des NachtjĂ€gers (obersorb. nĂłcny hajnik, niedersorb. nĂłcny jagaƕ) deuten das LĂ€rmen des Sturms besonders in der Adventszeit und in den zwölf RaunĂ€chten als durch die LĂŒfte jagendes Totenheer, dessen AnfĂŒhrer zur Buße fĂŒr sein frevelhaftes Leben nach dem Tode ewig weiterkĂ€mpfen muss. So auch Pan Dietrich, dessen Name zum einen an Dietrich von Bern aus der deutschen Heldensage, zum anderen an den GrĂŒnder von Bernstadt auf dem Eigen erinnert: Bernhard Dietrich von Biberstein, auch „BlauhĂŒtel“ genannt, soll in seinem Jagdfieber die Felder seiner Untertanen zertrampelt und Ernten vernichtet haben.

Typisch fĂŒr die feuchten und morastigen Niederungen in der Lausitz sind Sagen von Irrlichtern (obersorb. bƂudnička, niedersorb. [swěƛaty] bƂud). Die kleinen blauen FlĂ€mmchen leuchten Wanderern, v. a. Betrunkenen, gegen eine kleine Gabe heim. Werden sie um ihren Lohn betrogen, fĂŒhren sie den BetrĂŒger in die Irre. Obgleich sie relativ harmlos wirken, fĂŒrchtet man sie, gerade wegen ihres unvorhersehbaren Auftretens im Dunkeln. Von guter Nachbarschaft zwischen Menschen und Geistern berichten die Sagen von den Zwergen (sorb. als lutki, in der deutschen Oberlausitz als Querxe und VeensmĂ€nnel bekannt). Ihre dĂ€monischen Eigenheiten (Kinderraub und Wechselbalg, ihr Auszug bei GelĂ€ut der Kirchenglocken) haben sich im Laufe der Zeit vermenschlicht, was zur Verniedlichung v. a. in der Kinderliteratur fĂŒhrte. Die lutki sind unterirdisch lebende Gemeinschaftswesen, die meist SchĂ€tze bewachen. Sie tauchen in den Dörfern auf, um sich fehlende GerĂ€te zu borgen oder bitten die Hebamme um Hilfe bei der Geburt ihrer Kinder. Sie sprechen eine eigentĂŒmlich verneinende Sprache und belohnen Freigebigkeit und Hilfsbereitschaft. Der Glaube, sie wĂŒrden in GrabhĂŒgeln und Urnenfeldern wohnen, war zu Beginn des 20. Jh. noch so verbreitet, dass sich laut Friedrich Sieber (1931) HilfskrĂ€fte archĂ€ologischen Grabungen verweigert haben sollen, um die „Ruhe“ der lutki nicht zu stören.

Zur Gattung der dienstbaren Hausgeister gehören der Kobold (obersorb. kuboƂćik), der Hausdrachen oder Drak (obersorb. zmij, niedersorb. plon), und – regional spezifisch im Spreewald – die Schlange (niedersorb. wuĆŸ). Sie verhilft ihrem Besitzer zu Reichtum, verlangt dafĂŒr aber seine Seele oder versetzt ihn in direkte AbhĂ€ngigkeit. Der „Spiritus familiaris“ ist ein solitĂ€res Wesen, d. h., jedes Haus hat seinen zmij/​plon bzw. seinen Kobold. Sie bilden keine Familien, sind „erwachsen“ und wollen unentdeckt bleiben. Sie können unterschiedliche Gestalten annehmen (glĂŒhende Kugel, nasses Huhn, schwarze Katze oder KĂ€lbchen) und suchen nachts den Weg durchs Dach oder durch die Katzenluke ins Freie, oft als feurige Erscheinung. Wer sie vernachlĂ€ssigt, der verliert Hab und Gut oder gar sein Leben. Weniger beĂ€ngstigend wirkt das obersorb. boĆŸe sedleĆĄko, niedersorb. bĂłĆŸa Ƃosć, eine kleine bleiche Gestalt, die klagend große Gefahren wie die Pest, Hochwasser oder FeuersbrĂŒnste ankĂŒndigt. Diese Gottes- oder Wehklage gilt als Besonderheit der sorbischen Überlieferung ohne Parallelen bei den benachbarten Völkern. Christoph Johann Adelung hat sie in Grimms „Deutschem Wörterbuch“ als „von den Wenden herrĂŒhrend“ bezeichnet. Von der Vorstellung der Klagegestalt als weiß gekleidetes Kind oder Weiblein mit wirrem Haar zeugt der redensartliche Vergleich niedersorb. wuglědaƛ kaĆŸ bĂłĆŸaƂosć (aussehen wie eine Wehklage), d. h. bleich oder ungepflegt sein. Jan HĂłrčanski erwĂ€hnte in seiner Studie ĂŒber die Sitten und BrĂ€uche der Sorben (1782), wie umsichtig Frauen den unsichtbaren Geist wĂ€hrend der Hausarbeit behandelten, dessen Wohnstatt nahe dem Herd vermutet wurde. Die Akzeptanz des boĆŸe sedleĆĄko als Hausbewohner verweist ebenso wie dessen prophetische Gabe auf Ă€ltere Formen des Seelenkults.

Sorbische Sagen in einer Ausgabe fĂŒr Kinder, Domowina-Verlag 2017

Das wissenschaftliche Interesse an den Sagen ging von Vertretern der Altertumskunde aus, die nach Resten der vorchristlichen Mythologie suchten (→ Christianisierung). Der Wegbereiter der deutschen Slawistik Karl Gottlob von Anton verwies als Erster auf die Existenz einer mĂŒndlichen Überlieferung bei den Sorben, „die sie aber vor den Deutschen sehr geheim halten“ (1783). Eine Auflistung von „Reliquien der Feld-, Wald-, Wasser- und Hausgötter unter den Wenden“ veröffentlichte 1797 Samuel Traugott Ponich, allerdings um mit aufklĂ€rerischem Impetus ĂŒber den verbreiteten Aberglauben zu klagen. Die Aufforderung Herders, MĂ€rchen, Sagen und Volkslieder zu sammeln und ihre UrsprĂŒnge zu erforschen, förderte ebenso wie Pavol Jozef Ć afĂĄriks Auffassung vom Quellenwert der Sagen fĂŒr Dichtung und Geschichtsschreibung die intensive SammeltĂ€tigkeit im 19. Jh. Als erstes Ergebnis erschienen 1839 Heinrich Gottlob GrĂ€ves „Volkssagen und volksthĂŒmliche Denkmale der Lausitz“. Weitaus zuverlĂ€ssiger und reprĂ€sentativer ist die zweibĂ€ndige Ausgabe „Sagenbuch der Lausitz“ (1862/63) von Karl Haupt. In der Niederlausitz widmete sich Edmund Veckenstedt in den 1870er Jahren dem Aufzeichnen von Sagen und MĂ€rchen, was zur Edition „Wendische Sagen, MĂ€rchen und aberglĂ€ubische GebrĂ€uche“ (1880) fĂŒhrte. Gleichzeitig erschienen mit Wilibald von Schulenburgs BĂŒchern „Wendische Volkssagen und GebrĂ€uche aus dem Spreewald“ (1880) und „Wendisches Volksthum in Sage, Brauch und Sitte“ (1882) zwei Sammlungen, die ein reiches und zuverlĂ€ssiges Material bieten. Schulenburgs Arbeiten regten den Lehrer und Heimatforscher Karl Gander an, Sagen im nördlichen Gebiet der Niederlausitz um die Tuchmacherstadt Guben zusammenzutragen („Niederlausitzer Volkssagen“, 1894). Der tschechische Volkskundler Adolf ČernĂœ erfasste ausschließlich sorbischsprachige dĂ€monologische Sagen. Seine zwischen 1890 und 1897 zunĂ€chst in Fortsetzungen im „Časopis Maćicy Serbskeje“ und 1898 als Buch gedruckte Sammlung „Mythiske bytosće ƂuĆŸiskich Serbow“ (Mythische Gestalten der Lausitzer Sorben) bietet eine Gesamtdarstellung der unter den Sorben in Ober- und Niederlausitz im 19. Jh. bekannten Sagenfiguren und der entsprechenden ErzĂ€hlungen. ČernĂœ verglich das auf seinen Forschungsreisen zusammengetragene Material mit den bereits veröffentlichten Ergebnissen und beachtete das breite Spektrum an regionalen und dialektalen Eigenheiten in der Lausitz. Sein komparatistisches Vorgehen weist ihn als Kenner des Forschungsstands in Europa aus. Theoretisch stand er der anthropologischen Schule von Edward B. Tylor und Andrew Lang nahe, die u. a. die Ähnlichkeiten im Sagenschatz verschiedener Völker auf die GrundsĂ€tze des Denkens und der Psyche zurĂŒckfĂŒhrten.

Von den Publikationen nach ČernĂœ sind die von Jurij Pilk beigebrachte Auswahl in Alfred Meiches „Sagenbuch des Königreichs Sachsen“ (1903), Friedrich Siebers „Wendische Sagen“ (1925) und „Natursagen der SĂ€chsischen Oberlausitz und ihrer Nachbargebiete“ (1931) erwĂ€hnenswert. Mit den in den 1950er und 1960er Jahren systematisch unternommenen Magnetofonaufnahmen sorbischer Dialekte (→ Dialektologie) wurden auch Beispiele des lebendigen SagenerzĂ€hlens aufgezeichnet. Von den Erhebungen des polnischen Slawisten Jerzy ƚliziƄski im Herbst 1959 zeugt eine Ausgabe „Sorbische VolkserzĂ€hlungen“ (1964). Alle weiteren Editionen bieten den aus den bekannten Quellen ausgewĂ€hlten Stoff und folgen BedĂŒrfnissen der pĂ€dagogischen Praxis, so Erich Krawc’ „Serbske baje“ (Sorbische Sagen, 1951), „Sagen der Lausitz“ (1962) und „Sagen aus Heide und Spreewald“ (1972) oder Frido MětĆĄks „NaĆĄa rědna bajkojta domownja“ (Unsere schöne mĂ€rchenhafte Heimat, 1955). Die stilistisch ĂŒberarbeiteten Texte sind bis heute ein beliebter Lesestoff im Heimatkunde- und Literaturunterricht. Die zur Illustration vielfach genutzten Federzeichnungen von Měrćin Nowak-NjechorƄski haben die bildhaften Vorstellungen von den Lausitzer Sagengestalten geprĂ€gt. Moderne Sagen ĂŒber PhĂ€nomene wie WiedergĂ€nger und mysteriöse Anhalter oder ĂŒber unerklĂ€rliche Verhaltensweisen Fremder und die TĂŒcken der modernen Technik sind inzwischen auch in der Lausitz bekannt.

Lit.: P. Nedo: Grundriß der sorbischen Volksdichtung, Bautzen 1966; R. W. Brednich/​L. Röhrich/​H.-J. Uther: Sage, in: EnzyklopĂ€die des MĂ€rchens, Band 11, Berlin/​New York 2004; S. Hose: ErzĂ€hlen ĂŒber Krabat. MĂ€rchen, Mythos und Magie, B. 2013; S. Hose: „Ein ungebeten Gast aus fremden Landen
“. ErzĂ€hlen ĂŒber die Pest in der Lausitz, in: B. Rieken (Hg.), ErzĂ€hlen ĂŒber Katastrophen, MĂŒnster/​New York 2016; S. Hose: Des kleinen Volkes Hochzeitsfest. Eine Motivstudie, in: A. Hultsch (Hg.): Musica in litteris, Dresden 2018.

Metadaten

Titel
Sage
Titel
Sage
Autor:in
Hose, Susanne
Autor:in
Hose, Susanne
Schlagwörter
ErzÀhlung; Volksdichtung; MÀrchen; Schwank; Kinder- und Jugendliteratur; Mythologie; Narrativ; ErzÀhltechnik; Volksglaube
Schlagwörter
ErzÀhlung; Volksdichtung; MÀrchen; Schwank; Kinder- und Jugendliteratur; Mythologie; Narrativ; ErzÀhltechnik; Volksglaube
Abstract

Kurze, ein-episodige ProsaerzĂ€hlung, die glaubwĂŒrdig mit Bezug auf das jeweilige lokale Umfeld ĂŒber die Begegnung des Menschen mit dem Außergewöhnlichen und die daraus resultierenden, meist negativen Folgen berichtet.

Abstract

Kurze, ein-episodige ProsaerzĂ€hlung, die glaubwĂŒrdig mit Bezug auf das jeweilige lokale Umfeld ĂŒber die Begegnung des Menschen mit dem Außergewöhnlichen und die daraus resultierenden, meist negativen Folgen berichtet.

Enthalten in Sammlung
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Im Sorabicon 1.0 zu finden unter
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