Wichtigster, aber auch folgenreichster Wirtschaftszweig in der
Die Lausitz wird in Ost-West-Richtung von zwei Urstromtälern durchzogen. Zwischen
dem nördlich gelegenen
Braunkohlentagebaue und Ortsabbrüche in der Lausitz; Karte: Iris Brankatschk
Aufgrund günstiger geo- und hydrologischer Bedingungen wurden die südlichen Randgebiete der Niederlausitz und Teile des Lausitzer Grenzwalls um 1840–1870 zur Wiege des regionalen Braunkohlenbergbaus. Im Bereich oberflächennaher Flöze wurden zunächst flache Tagebaue für Handbetrieb angelegt. Eine Zeit lang wurde Braunkohle auch unter Tage abgebaut. Arbeitskräfte aus der ärmeren Dorfbevölkerung standen zahlreich bereit. Die meisten frühen Grubenarbeiter waren Sorben. Nach der Reichsgründung 1871 entwickelte sich der Braunkohlenbergbau zur Großindustrie. Technologische Kennzeichen waren der Übergang zum mechanisierten Tagebau und die Brikettherstellung. Durch Anwerbung gelangten zunehmend auswärtige Arbeiter ins Revier, weshalb sich der Anteil sorbischer Bergleute trotz absoluten Wachstums verringerte.
Voraussetzung für die Industrialisierung im Braunkohlenbergbau waren großflächige Grundwasserabsenkungen mittels Filterbrunnen sowie der Einsatz moderner Aufschluss- und Fördertechnik. Zu deren Symbol wurden seit den 1920er Jahren die Abraumförderbrücken; 1935 liefen von 18 deutschen Förderbrücken elf in der Lausitz. Das ökonomische Potenzial des Braunkohlenbergbaus diente auch der nationalsozialistischen Rüstungswirtschaft. Während des Zweiten Weltkriegs wurde durch Kohlehydrierung aus Braunkohle Benzin gewonnen. Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration wurden 1945/46 die Bergbauunternehmen beschlagnahmt und den Landesregierungen in Brandenburg und Sachsen übertragen. Damit waren noch vor Gründung der DDR die Weichen für ein Braunkohlenmonopol gestellt, woraufhin eine Autarkie in der Energieerzeugung angestrebt und im großen Umfang Braunkohle als Rohstoff zur Verkokung und Gasproduktion verwendet wurde.
Der Braunkohlenbergbau verursachte von Beginn an eine hohe Umweltbelastung. Obwohl der erste
Ortsabbruch im Revier bereits 1924 stattfand (
Blick auf den Tagebau Welzow-Süd, 2009; Fotografin: Anja Pohontsch, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Ab 1990 wurde die Lausitzer Kohle- und Energiewirtschaft großflächig
eingeschränkt und zugleich technologisch und ökologisch optimiert. Heutige
Standorte sind in Brandenburg die Tagebaue
Ihre Gesamtfördermenge beträgt ca. 40 Millionen Tonnen Rohbraunkohle jährlich. In
Sachsen liefern die Tagebaue
Ruine eines Bauernhofs am Rande des Tagebaus in Groß Partwitz, 1969; Fotograf: Błažij Nawka, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Wegen des großen Landschaftsverbrauchs, der enormen Umweltschäden und der
sozialen Konsequenzen ist der Braunkohlenbergbau auch bei den Sorben umstritten.
Die Domowina hat sich nach 1990, besonders in den Auseinandersetzungen um die
Umsiedlung des Dorfes 2 regional abgesenkt, wodurch ein
Wasserdefizit von 13 Milliarden Kubikmetern entstand. In einem
länderübergreifenden Großprojekt soll der Grundwasserspiegel daher wieder
angehoben werden. Durch Flutung von bis zu 30 Tagebaurestlöchern wird derzeit
eine künstliche Seenlandschaft geschaffen. Schwerpunkt der Renaturierung von
Bergbaufolgelandschaften sind Wiederaufforstung und Rekultivierung von Böden, um
die landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. Der Findlingspark Nochten ist
ein Beispiel für eine rekultivierte Tagebauhochkippe.
Der Braunkohlenbergbau spielt als Thema sowohl in der sorbischen
Lit.: F. Förster: Um Lausitzer Braunkohle 1849–1945, Bautzen 1990; F. Förster: Verschwundene Dörfer im Lausitzer Braunkohlenrevier, bearbeitet und erweitert von Robert Lorenz, 3. Aufl., Bautzen 2014; Atlas zur Geologie von Brandenburg, Kleinmachnow 1997; Mineralische Rohstoffe und Energierohstoffe im Land Brandenburg, Cottbus/Kleinmachnow 2007; Verlorene Heimat. Der Bergbau und seine Auswirkungen auf Kirchen und Kirchgemeinden der Ober- und Niederlausitz = Zgubjona domownja. Wustatkowanje górnistwa na cerkwje a cerkwine gmejny we Górnej a Dolnej Łužycy, Horno 2007; Dokumentation bergbaubedingter Umsiedlung, Forst/Horno 2010.
Metadaten
Wichtigster, aber auch folgenreichster Wirtschaftszweig in der Lausitz, der im Zuge der Industrialisierung entstand und durch Tagebau zu nachhaltigen Veränderungen im sorbischen Siedlungsgebiet geführt hat.
Wichtigster, aber auch folgenreichster Wirtschaftszweig in der Lausitz, der im Zuge der Industrialisierung entstand und durch Tagebau zu nachhaltigen Veränderungen im sorbischen Siedlungsgebiet geführt hat.