Hausmusik in Crostwitz, um 1948, Fotograf: Oscar Kaubisch; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Spielleute, die eine populäre, meist ohne Aufzeichnungen überlieferte
Früheste Erwähnungen „wendischer Spielleute“ stammen aus dem Mittelalter, nach der
Hauptbetätigung der Volksmusikanten war das Aufspielen zum Tanz, bes. die Begleitung und Umrahmung von Hochzeiten. In den spärlichen Quellen bis zum Beginn des 19. Jh. finden sich selten konkrete Hinweise zur musikalischen Praxis. Nennungen von „wendischen Dudelsackpfeiffern“ oder „wendischer Musik“ bezeugen jedoch eine eigenständige, von der deutschen Umwelt unterschiedene Musikkultur. Über die Zusammensetzung der Musikgruppen geben einige Dokumente Auskunft. Berichtet wird vom einfachen Solospiel auf der großen sorbischen Geige oder dem Dudelsack, von Duos wie Dudelsack/kleine Geige über große Geige/Klarinette bis hin zu variablen Gruppen wie Dudelsack/Geige/Klarinette, Schalmei/zwei Geigen/Dudelsack, Geige/Klarinette/Kontrabass, Posaune/Klarinette/große Geige etc. Das wichtigste Instrument für die Volksmusikanten war die Geige.
Volksmusikanten zum Sorbentreffen in Bautzen 1956; Fotograf: Kurt Heine, Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Der Musikant intonierte das Stück, dekorierte je nach Können die Melodie, variierte sie und
bestimmte das Tempo. Die Geiger nutzten bei ihrem Spiel auch die leeren Saiten
als Bordunsaiten. Die besondere Bedeutung der Geige zeigt hier die Tatsache,
dass fast alle erhaltenen oder abgeschriebenen Melodiehefte sorbischer
Volksmusikanten Geigenspielbücher sind. Die Instrumente bauten Musikanten oder
Dorfhandwerker selbst. In den Quellen werden über die Jahrhunderte verschiedene
Instrumente erwähnt, derer sich die sorbischen Volksmusikanten u. a. bedienten,
darunter Flöten, Kuhhörner, Hackbrett oder Leier. Am häufigsten nachgewiesen
sind Dudelsack, Geigen und die Schalmei, die man Ende des 18. Jh. durch die
Klarinette ersetzte. Im 19. Jh. wurden die meisten davon durch
Blechblasinstrumente verdrängt, womit ein Wandel des Repertoires einherging: weg
von der traditionellen Volks- und hin zur populären Blasmusik. Die traditionelle
sorbische Volksmusik erlosch um Bautzen in der ersten Hälfte des 19. Jh., in der
Nur ein kleiner Teil der Unterhaltungs- und Gebrauchsmusik ist direkt überliefert. Er blieb
dank Notenaufzeichnungen und diversen Beschreibungen erhalten. Die Zeugnisse
reichen bis ins letzte Drittel des 18. Jh. zurück. Erste detaillierte
Informationen bot
Lit.: J. Raupp: Sorbische Volksmusikanten und Musikinstrumente, Bautzen 1963; Das Kralsche Geigenspielbuch – Kralowy huslerski spěwnik. Eine Budissiner Liederhandschrift vom Ende des 18. Jahrhunderts, Bautzen 1983; CD Serbska ludowa hudźba/Sorbische Volksmusik. Auswahl von Feldaufnahmen der 50er- und 60er- Jahre des 20. Jahrhunderts, Bautzen 2006.
Metadaten
Spielleute, die eine populäre, meist ohne Aufzeichnungen überlieferte Musik darboten Bei den Sorben wirkten sie als Bewahrer und Erneuerer der volksmusikalischen Tradition.
Spielleute, die eine populäre, meist ohne Aufzeichnungen überlieferte Musik darboten Bei den Sorben wirkten sie als Bewahrer und Erneuerer der volksmusikalischen Tradition.