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Buch­gemein­schaften
von Trudla Malinkowa und Benno Kutschank

Vereinigungen zur Herstellung und zum Vertrieb von Literatur mit bestimmten nationalen, kulturellen, spracherzieherischen oder religiösen Zielsetzungen, die ihren Mitgliedern Vergünstigungen gewähren (→ Vereinswesen, → Verlagswesen).

Maćica Serbska: Erste sorbische Buchgemeinschaft, gegründet am 7.4.1847 in Bautzen als „Verein für wendische Volksbildung“ bzw. als literarische Gesellschaft. Für ihren Jahresbeitrag erhielten die Mitglieder unentgeltlich die vom Verein herausgegebenen Schriften.

Schrift des Wendischen lutherischen Buchvereins, 1863; Repro: Sorbische Zentralbibliothek am Sorbischen Institut

Vereinigte Wendische evangelisch-lutherische Vereine (sorbisch Zjednoćene Serbske ewangelsko-lutherske towarstwa): Am 26.8.1849 in Bautzen gegründeter Dachverband der Wendischen evangelisch-lutherischen Vereine von Rachlau (gegründet am 6.4.1849), Purschwitz (gegründet am 22.4.1849), Siebitz (gegründet am 3.6.1849) und Neschwitz (gegründet am 24.6.1849). Die Vereine publizierten im Eigenverlag die Bekenntnisschriften der lutherischen Kirche in Sorbisch. Die Drucklegung der „Symbolske knihi“ (Symbolische Bücher) erfolgte in Einzelheften und war 1854 abgeschlossen. Die Finanzierung fand auf Aktienbasis statt, wobei die Aktionäre meist Vereinsmitglieder waren, denen ihr Kapital aus dem Verkaufserlös der Bücher rückerstattet wurde. Den größten Teil des Reinerlöses überließen die Vereine später dem 1862 gegründeten Wendischen lutherischen Bücherverein. Der Rachlauer Verein gab außerdem 1851 und 1866 Neuauflagen des Kleinen Katechismus von Johann Porst auf Sorbisch heraus.

Wendischer lutherischer Bücherverein (sorbisch Serbske lutherske knihowne towarstwo): Konfessionelle Buchgemeinschaft für religiöse Literatur der evangelischen Sorben in der Oberlausitz. Im Geist der Inneren Mission gründete Pfarrer Jaroměr Hendrich Imiš am 16.3.1862 in Göda gemeinsam mit einigen Männern (sämtlich Laien) aus umliegenden Orten den Wendischen lutherischen Bücherverein. Das Leitungsgremium setzte sich aus acht Geistlichen und acht Laien zusammen, durch einen Ausschuss war der Verein mit der Hauptkonferenz wendischer Geistlicher verbunden. Der Wendische lutherische Bücherverein stellte sich die Aufgabe, jährlich einen „Biblischen Wegweiser“ („Bibliski pućnik“) und ein bzw. mehrere Bücher herauszugeben. Sämtliche Titel wurden von den sorbischen Geistlichen unentgeltlich verfasst bzw. aus dem Deutschen übersetzt. Mitglieder erhielten die Publikationen für ihren Jahresbeitrag (bei Gründung 10 Neugroschen, später über Jahrzehnte 1 Mark), Nichtmitglieder konnten sie im freien Verkauf erwerben. Der Wendische lutherische Bücherverein zählte in den ersten Jahrzehnten zwischen 2 000 (1878) und 3 000 (1885) Mitglieder, darunter einige in Australien und Texas (→ Auswanderung). Als Vorsitzende wirkten stets Pfarrer: 1862–1897 Jaroměr Hendrich Imiš (Göda), 1898–1902 Jurij Jakub (Neschwitz), 1903–1916 Jan Gólč (Königswartha), 1917–1937 Gustaw Zarjenk (Quatitz). Der Vertrieb erfolgte durch Kolporteure in der sächsischen (Jan Schneider aus Bautzen, Jan Mikanja, Handrij Wjezar und Jan Ćěsla aus Buchwalde, Gusta Hatas aus Kleindubrau, Jan Henka aus Großdubrau, Korla Awgust Šołta aus Sornßig) und der preußischen Oberlausitz (Handrij Polan aus Weißig, Karl (Chrystel) Swětoš aus Groß Särchen), seit dem Ersten Weltkrieg durch die Ortsgeistlichen. Die niedrigste Auflage eines Titels betrug 500, die höchste 12 000 Exemplare, im Durchschnitt bewegte sich die Auflagenhöhe zwischen 2 000 und 5 000 Exemplaren. Bis 1875 erschienen 45 Titel mit einer Gesamtauflage von 112 400 Exemplaren, nach 25-jährigem Bestehen betrug die Gesamtbilanz 1887 über 200 000 Exemplare. Einige Titel erschienen in mehreren Auflagen. Finanziell wurde der Wendische lutherische Bücherverein durch private Spenden und Nachlässe unterstützt, besonders von Pfarrer Jurij Jakub und dessen Angehörigen. Jakub sorgte auch für die Begleichung von Schulden des Vereins und finanzierte die gelegentliche kostenlose Verteilung von Publikationen. Nach dem Ersten Weltkrieg geriet der Bücherverein durch konzeptionelle Veraltung, sinkende Mitgliederzahlen (bedingt auch durch die fortschreitende Assimilation der evangelischen Sorben) und die Inflation zunehmend in inhaltliche, organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten. Der Versuch der Modernisierung durch Innovation (Abreißkalender statt „Biblischer Wegweiser“) und Reorganisation in den 1920er Jahren scheiterte. Als letzte Publikation erschien unter der Schriften-Nr. 154 der „Biblische Wegweiser“ für das Jahr 1935. Mit dem allgemeinen Verbot des Sorbischen 1937 (→ NS-Zeit) wurde die Tätigkeit endgültig eingestellt.

St. Cyrill-Methodius-Verein (sorbisch Towarstwo swjateju Cyrilla a Methoda): Konfessionelle Buchgemeinschaft für religiöse Literatur der katholischen Sorben, gegründet am 13.12.1862 in Bautzen nach dem Vorbild des Wendischen lutherischen Büchervereins (siehe oben) und in Vorbereitung auf das Gedenkjahr der Slawenapostel Cyrill und Method 1863. Der Vorstand setzte sich aus Geistlichen und Laien (in der Regel Lehrer) zusammen. Der St. Cyrill-Methodius-Verein stellte sich die Aufgabe, die Vereins-Zeitschrift „Katolski Posoł“ (gegründet 1863 nach dem Vorbild der seit 1854 erscheinenden evangelischen Monats-Zeitschrift „Misionski Posoł“) (→ Zeitschriften), den Kalender „Krajan“ (gegründet 1869 nach dem Vorbild des seit 1855 publizierten evangelischen Buchkalenders „Předźenak“) sowie religiöse Bücher herauszugeben. Sämtliche Titel wurden von sorbischen Geistlichen unentgeltlich verfasst bzw. aus dem Deutschen übersetzt. Mitglieder erhielten die Publikationen für ihren Jahresbeitrag (bei Gründung 15 Neugroschen), Nichtmitglieder konnten sie im freien Verkauf erwerben. Der St. Cyrill-Methodius-Verein zählte mehrere Hundert Mitglieder (1863: 206, 1900: 737, 1933: 991). Als Vorsitzende wirkten stets in Bautzen tätige Geistliche: 1862–1898 Jakub Kućank, 1898–1925 Jakub Skala, 1925–1932 Mikławš Žur, 1933–1939 Jurij Hejduška. Der Vertrieb erfolgte durch Selbstabholung an einem bestimmten Ort in der Kirchgemeinde, meist im Pfarrhaus. Die in der Regel von Kaplänen redigierte Vereins-Zeitschrift „Katolski Posoł“ erschien anfangs monatlich, ab 1865 14-tägig und schließlich ab 1898 wöchentlich – letztlich mit dem Anspruch, das katholische Pendant der seit 1854 erscheinenden, evangelisch geprägten Zeitung „Serbske Nowiny“ zu sein. 1912 versuchte der St. Cyrill-Methodius-Verein die Smoler’sche Druckerei und die „Serbske Nowiny“ zu kaufen, scheiterte aber am Widerstand von Verleger Marko Smoler. Daraufhin erwarb der Verein 1913 die Druckerei Donnerhak, wo von da an sämtliche Publikationen der katholischen Sorben erschienen. 1939, zwei Jahre später als die übrigen sorbischen Vereine, musste der St. Cyrill-Methodius-Verein seine Tätigkeit einstellen. Zu einer Wiederbelebung kam es 1985, zur vollständigen Wiederherstellung unter dem Namen Cyrill-Methodius-Verein (sorbisch Towarstwo Cyrila a Metoda) 1991. Der Verein fungiert heute wieder als Herausgeber der Zeitschrift „Katolski Posoł“ und religiöser Literatur, ist aber keine Buchgemeinschaft mehr.

Maśica Serbska: Buchgemeinschaft für Literatur in niedersorbischer Sprache, gegründet am 27.5.1880 in Cottbus als Niederlausitzer wendische Sektion der Maćica Serbska, 1909 Namensänderung in Maśica Serbska/​Wendischer Buchverein Maschiza Serbska, 1933/34 in Wissenschaftlicher Verein wendischer Bücherfreunde. Für ihren Jahresbeitrag erhielten die Mitglieder die vom Verein herausgegebenen Schriften.

Buchangebot für den Freundeskreis des sorbischen Buches, 1971; Repro: Sorbische Zentralbibliothek am Sorbischen Institut

Freundeskreis des sorbischen Buches (sorbisch Koło přećelow serbskeje knihi): Vertriebsform für die Verbreitung sorbischsprachiger Literatur in der DDR. Die Leser verpflichteten sich zum Kauf einer gewissen Anzahl von Titeln, wobei ihnen, ähnlich wie bei Buchklubs, vom Verlag Vergünstigungen gewährt wurden (z. B. Rabatt, Lieferung frei Haus).

Am 1.7.1958 begann offiziell die Tätigkeit des Domowina-Verlags in Bautzen. Als Bindeglied zwischen Verlag und Leserschaft wurde 1960/61 der Freundeskreis eingerichtet. 1961 erschien erstmals die Werbebroschüre „Nowinkar“, die ab 1962 auf etwa 40 Seiten über Neuerscheinungen und Nachauflagen informierte. Für den Freundeskreis wurde das Jahresangebot (etwa 40–50 Titel) auf einem Bestellformular zusammengefasst. Der Verlag gewährte 10 % Rabatt auf den Ladenpreis und portofreie Zustellung. Dafür mussten sechs Titel abgenommen werden. Mitarbeiter des Verlags und Helfer der Domowina warben alljährlich neue Abonnenten für den Freundeskreis. Die Kreisverbände der Domowina nahmen die Werbung in ihr Wettbewerbsprogramm auf. Waren es 1961 noch 455 Mitglieder, so stieg die Zahl bis 1981 kontinuierlich auf 1 224. Die Auslieferung der Literatur an den Freundeskreis erfolgte über den staatlichen Buchhandel der DDR in den Kreisen Bautzen, Kamenz, Hoyerswerda, Weißwasser, Niesky und Cottbus. Die dortigen Volksbuchhandlungen hielten einen Grundbestand sorbischsprachiger Literatur in ihrem Sortiment bereit. In über 30 Jahren hat der Bautzener Verlag neben anderen Aktivitäten – Messen, Ausstellungen, Buchlotterien u. a. – durch den Freundeskreis zahlreiche Leser für sorbische Autoren sowie für Übersetzungen aus der Weltliteratur gewonnen.

Nach der politischen Wende wurde der Freundeskreis unter den neuen ökonomischen Erfordernissen 1993 eingestellt.

Lit.: Wustawki serbskeho lutherskeho knihowneho towarstwa z krótkej powěsću wo jeho załoženju, Bautzen 1862; A. Schreiber: Dem sorbischen Buch neue Freunde gewinnen, in: Börsenblatt des deutschen Buchhandels 149 (26.10.1982) 43; S. Musiat: Sorbische/​Wendische Vereine 1716–1937, Bautzen 2001; T. Malinkowa: Najwuspěšniše knižne towarstwo w stawiznach Serbow. Před 150 lětami Serbske lutherske knihowne towarstwo załožene, Pomhaj Bóh (2012) 3.

Metadaten

Titel
Buch­gemein­schaften
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Buch­gemein­schaften
Autor:in
Malinkowa, Trudla; Kutschank, Benno
Autor:in
Malinkowa, Trudla; Kutschank, Benno
Schlagwörter
Erbauungsliteratur; Buchdruck; Buch; Verein; Religiöse Literatur; Frömmigkeit; Literatur
Schlagwörter
Erbauungsliteratur; Buchdruck; Buch; Verein; Religiöse Literatur; Frömmigkeit; Literatur
Abstract

Vereinigungen zur Herstellung und zum Vertrieb von Literatur mit bestimmten nationalen, kulturellen, spracherzieherischen oder religiösen Zielsetzungen, die ihren Mitgliedern Vergünstigungen gewähren.

Abstract

Vereinigungen zur Herstellung und zum Vertrieb von Literatur mit bestimmten nationalen, kulturellen, spracherzieherischen oder religiösen Zielsetzungen, die ihren Mitgliedern Vergünstigungen gewähren.

Enthalten in Sammlung
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Im Sorabicon 1.0 zu finden unter
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