Alumnat für katholische Gymnasiasten und Theologiestudenten aus der Oberlausitz in
Ende des 17. Jh. entstand die Idee, in Prag eine kirchliche Internatsschule zu schaffen, die
Lausitzer Gymnasiasten und Theologiestudenten eine Heim- und Bildungsstätte
bieten und sie an einem Ort in Böhmen vereinen sollte. Bereits 1694 gründeten
die aus
Es entstand ein einfaches, später aufgestocktes Barockgebäude. Dieses ziert eine
Anfangs waren alle Zöglinge Sorben. Nach der Unterstellung des zuvor zur Erzdiözese Prag gehörigen Zittauer Kreises unter das Bautzener Domstift kamen ab 1784 zunehmend Deutsche aus der Oberlausitz ins Wendische Seminar, nach 1827 auch Personen aus der sächsischen Diaspora. Die an den Besuch österreichischer Bildungsanstalten gebundenen Stipendien und Vergünstigungen waren der Hauptgrund, weshalb das Domstift trotz politischer Forderungen nach Verlegung ins Inland das Seminar bis 1922 in Prag unterhielt.
Im Wendischen Seminar erhielten die Alumnen geistliche Erziehung. Für Sorben kamen – in der
Hausordnung geregelt – fakultativ muttersprachliche Übungen und slawistische
Studien hinzu. Diese bestanden im 18. Jh. in regelmäßiger Lektüre sorbischer
religiöser Bücher, der Anfertigung von Übersetzungen aus anderen Sprachen und im
Studium der sorbischen Grammatik. 1797 berief der Bautzener Domdekan und spätere
Bischof
Wendisches Seminar in Prag, 1922; Sorbisches Kulturarchiv am Sorbischen Institut
Auf Veranlassung des Domstifts gründeten 1846 sechs Seminaristen die sorbische
Schüler- und Studentenvereinigung
Nach Wiedererrichtung des Bistums Meißen im Juni 1921 wurde der schon länger
angestrebte Rückzug aus dem slawischen Umfeld durchgesetzt und das Wendische
Seminar 1922 schließlich – auch aus kirchenrechtlichen und pastoralen Gründen –
geschlossen. Das Gebäude wurde Ende Oktober an den tschechischen Landesausschuss
verkauft, der darin bald seine Steuerbehörde unterbrachte. Es folgten zahlreiche
Proteste von sorbischen Geistlichen und katholischen Laien. Laut
Gründungsurkunde war das Stammkapital auch zur Förderung mittelloser
katholischer Jünglinge bestimmt, daher kam ein Teil der Kaufsumme in den 1920er
und 1930er Jahren sorbischen Studierenden in der Tschechoslowakei zugute (z. B.
auch dem Lyriker
Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte die Prager Freundesgesellschaft (→
1960 erreichte das Bildungsministerium die Überführung des Gebäudes in Volkseigentum und übernahm es. Nach gemeinsamer Intervention sorbischer und tschechischer Vertreter durfte zumindest die Hórnik-Bibliothek in ihren Räumen im Erdgeschoss verbleiben. Sie fungierte für Jahrzehnte als Museum, als Begegnungsstätte und in den 1990er Jahren auch als Ort wissenschaftlicher Konferenzen. Infolge des verheerenden Hochwassers vom August 2002 wurde die Bibliothek ausgelagert. Langwierige Verhandlungen zwischen politischen Vertretern Sachsens, der Sorben und dem tschechischen Bildungsministerium ergaben, das die Freundesgesellschaft erneut einige Räume nutzen und die Bibliothek unterhalten darf. Heute finden im Wendischen Seminar Vorträge und kulturelle Veranstaltungen zu sorbischen Themen statt.
Lit.: F. Příhonský: Geschichte des Oberlausitzer Seminariums zu Prag, Bautzen 1874; G. Wuschanski: Das wendische Seminar St. Peter auf der Kleinseite in Prag, in: Die theologischen Studien und Anstalten der katholischen Kirche in Österreich, Hg. H. Zschokke, Wien/Leipzig 1894; A. Morávek/V. Zmeškal: Lužický dům v Praze (1728–1948), Praha 1948; Z. Boháč: Die Matrikel der Zöglinge des „Wendischen Seminars“ in Prag 1728–1922, in: Lětopis B 13 (1966); W. Zeil: Bolzano und die Sorben – Ein Beitrag zur Geschichte des „Wendischen Seminars“ in Prag zur Zeit der josefinischen Aufklärung und der Romantik, Bautzen 1967; D. Rothland: Das Wendische Seminar, in: Eine Kirche – zwei Völker, Bd. 1, Hg. D. Grande/D. Fickenscher, Bautzen/Leipzig 2003; M. Radek: Konec Lužického domu v Praze, in: Praha a Lužičtí Srbové, Red. P. Kaleta, Praha 2005.
Metadaten
Alumnat für katholische Gymnasiasten und Theologiestudenten aus der Oberlausitz in Prag auf der Kleinseite, an der danach benannten Straße U Lužického semináře, auch als „Lausitzer Seminar St. Peter“ oder „Seminarium St. Petri“ bezeichnet.
Alumnat für katholische Gymnasiasten und Theologiestudenten aus der Oberlausitz in Prag auf der Kleinseite, an der danach benannten Straße U Lužického semináře, auch als „Lausitzer Seminar St. Peter“ oder „Seminarium St. Petri“ bezeichnet.