Zielgerichtete Erschließung von nicht oder gering besiedelten Gebieten, in der
Eine neue Epoche der Landnutzung ist in der
Etwa ab 1200 wurden die lichten Heidewälder der nördlichen Ebene gerodet und in Ackerland umgewandelt, das nach der neuen Hufenordnung in Gewanne aufgeteilt und Kolonisten zugewiesen wurde. So entstanden die Gewannfluren, die sich auf dem flachen Gelände leicht vermessen ließen.
Sie existieren nur im Norden der Oberlausitz, wo die Bodenverhältnisse dies erlaubten. In der nördlichen Mitte des Landes erstreckt sich ein breiter Gürtel von Dorffluren, die in parallele Streifen aufgeteilt waren, weil hier das Bodenrelief eine Anpassung an das wellige Gelände erforderte. Diese „Gelänge“ verschafften der Ortsflur eine andere Form, gewährleisteten aber ebenso die gerechte Zuteilung von Grund und Boden an jeden Teilhaber. Ein Merkmal beider Flurformen ist die klare Unterscheidung von Dorfanlage und Flureinteilung. So entstanden geschlossene Dörfer, die sich als geplante Baukörper gegen die Dorffluren abgrenzten. Diese neuartigen Dörfer der Kolonisationszeit umfassten 20 bis 50 Bauernstellen. Darin bildete sich ein Gemeindeleben mit eigenen Rechts- und Wirtschaftsformen aus. Die Oberlausitz setzte sich vor der Teilung von 1815 aus 1 200 selbstständig verwalteten Orten mit ebenso vielen Ortsfluren zusammen.
Die weitere Zuwanderung von Siedlern richtete sich auf das Bergland der südlichen Landeshälfte, wo die Bodenverhältnisse und das Wetter ungünstigere Lebens- und Arbeitsbedingungen boten. Die Erschließung des Landes folgte den lang gestreckten Bachtälern, von denen aus den Kolonisten die Besitzanteile in Querrichtung zugeteilt wurden.
Die Höfe wurden entlang der Bäche in größeren Abständen auf dem eigenen Hufenland errichtet, das in den Wald hineingerodet wurde. So entstanden die Waldhufendörfer des Gebirges in der Einheit von Dorf- und Flurform. Die Kolonisation des 13. Jh. muss vom vorangegangenen sorbischen Landesausbau unterschieden werden, der eine Erweiterung einer bereits bestehenden Bodennutzung war.
Die Besonderheit der Kolonisation in der Oberlausitz liegt darin, dass sie
Deutsche in das Gebiet der
Auch im meißnisch-sächsischen Raum waren nach neuesten Erkenntnissen Sorben in die
hochmittelalterliche Kolonisation einbezogen. Damals kam es in Mitteleuropa zu
einer stärkeren Zunahme der Bevölkerung, was sich in Maßnahmen zur Gewinnung von
Neuland niederschlug. Für die Beteiligung von Sorben an der „deutschen“
Kolonisation der Oberlausitz gibt es eindeutige Beweise. Außerhalb des
sorbischen Kerngebiets treten dieselben Orts- und Flurformen wie bei der
deutschen Ostkolonisation im übrigen Sachsen auf, hier gibt es neben sorbischen
auch deutsche Ortsnamen. Zwillingsformen wie
Außerhalb des alten Gefildelands ist die Besiedlung der Oberlausitz unter
Beteiligung von Sorben und Deutschen vor sich gegangen. Zu den Zugewanderten aus
Thüringen (Dörgenhausen), Bayern (
Bei der Kolonisation der Oberlausitz wurden die im Elbe-Saale-Gebiet erprobten neuen Formen der Landnutzung angewandt, wobei die Herrschaft deutscher Adelsgeschlechter den politischen Rahmen bot. Das Ergebnis war eine Höherentwicklung der Landwirtschaft bei großer Ausdehnung der Anbaufläche, mithin eine Steigerung der Erträge, was eine Zunahme der Bevölkerung ermöglichte. Als die Besiedlung der Oberlausitz endete, waren ein rein sorbisches Siedelgebiet im Gefilde des Gaus Milska, ein rein deutsches Gebiet im Gebirge und ein Gebiet mit gemischter Bevölkerung in der Heide entstanden. Im Zuge der Kolonisation wuchsen die Städte, in denen sich das gesellschaftliche Leben verdichtete und neue wirtschaftliche Beziehungen entstanden.
An den Straßenübergängen über Schwarze Elster, Spree, Neiße und Queis entstanden im 12. Jh. Kaufmannssiedlungen, die nach 1200 zu Ausgangspunkten der Stadtentwicklung wurden. Mit der Bevölkerungszunahme, dem Aufschwung der Ware-Geld-Beziehungen und der beruflichen Arbeitsteilung bildeten sich bis zum Ende des Mittelalters neben den führenden Sechsstädten 16 Landstädtchen heraus, meist an den Sitzen größerer Herrschaften. Ihre landschaftliche Verteilung war unausgeglichen, sowohl die großen Fernhandelsstädte wie die Landstädtchen drängten sich im südlichen Landesteil zusammen. Das nördliche Flachland blieb nur schwach mit Städten besetzt. Erst zu Beginn der Neuzeit entstanden hier Marktflecken als Orte einer handwerklich-gewerblichen Tätigkeit, ohne zu wirklichen Städten werden zu können.
In der
Die äußere Kolonisation erfolgte in der Niederlausitz vornehmlich im 13. Jh.
Einerseits betraf dies den höheren und niederen (deutschen) Adel, der auf dem
Weg über Elbe und Elster – aus der Mark Meißen und dem Westteil der alten
Ostmark kommend – einzelne größere Herrschaften und viele kleinere Rittersitze
gegründet hatte; darüber informiert die Lausitzer Veräußerungsurkunde von 1301.
Andererseits waren es in großer Zahl Bauern und Handwerker, die – beginnend mit
Die Siedlungsbewegung in die Niederlausitz dauerte zumindest bis Anfang des 14.
Jh., wie eine Dobrilugker Urkunde um 1300 belegt. Zunächst meist niederdeutsche,
später mitteldeutsche Einwanderer, v. a. Franken, siedelten sich in den
westlichen, nördlichen und östlichen Randgebieten an. Deutsche, die in den Süden
der Niederlausitz gelangten, konnten ihre ethnischen Eigenheiten angesichts der
benachbarten, von Sorben dominierten Regionen der Oberlausitz kaum behaupten.
Rein deutsche Neugründungen waren in den Randgebieten – abgesehen vom
Dobrilugker,
Lit.: R. Kötzschke: Ländliche Siedlung und Agrarwesen in Sachsen, Hg. H. Helbig, Remagen 1953; K. Blaschke: Die Entwicklung des sorbischen Siedelgebietes in der Oberlausitz, in: Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe, Saale und Oder, Hg. H. Ludat, Gießen 1960; R. Lehmann: Geschichte der Niederlausitz, Berlin 1963; Atlas zur Geschichte und Landeskunde von Sachsen, Karte F IV 1, Leipzig/Dresden 1998. E. Bünz (Hg.): Ostsiedlung und Landesausbau in Sachsen. Die Kührener Urkunde von 1154 und ihr historisches Umfeld, Leipzig 2008.
Metadaten
Zielgerichtete Erschließung von nicht oder gering besiedelten Gebieten, in der Lausitz seit dem 7./8. Jh. und verstärkt im 13. Jh. Die äußere Kolonisation verbindet sich mit Zuwanderung, die innere Kolonisation mit dem Landesausbau. Sie bewirkt meist eine soziale und wirtschaftliche Innovation.
Zielgerichtete Erschließung von nicht oder gering besiedelten Gebieten, in der Lausitz seit dem 7./8. Jh. und verstärkt im 13. Jh. Die äußere Kolonisation verbindet sich mit Zuwanderung, die innere Kolonisation mit dem Landesausbau. Sie bewirkt meist eine soziale und wirtschaftliche Innovation.